2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

"Das ist doch Wahnsinn"

Julian Lüttmann äußert sich zu den Tumulten beim Fußballturnier in Cloppenburg. Der Sportleiter des VfB stuft das Vorgehen der Polizei als unverhältnismäßig ein.

Frage: Herr Lüttmann, wie haben Sie die Geschehnisse am Freitag beim Turnier in Cloppenburg erlebt?

Julian Lüttmann (32): Die Polizei ist dafür da, deeskalierend zu wirken – das war leider nullkommanull der Fall. Unsere Fans hatten das Gefühl, dass es von Anfang an hieß: Auf die müsst Ihr auspassen. Das ging wohl schon am Bahnhof los.

Frage: Nichtsdestotrotz war die beleidigende Flagge im VfB-Block der Auslöser ...

Lüttmann: Auch für solche Fälle haben wir in Raimund Kropp einen Fanbeauftragten bei Spielen und Turnieren dabei. Er ist dafür da, negativen Tendenzen entgegen- und auf die Fans einzuwirken. Gerade als es in Cloppenburg zu diesem Punkt kommen sollte, ist die Polizei mit einer Vehemenz in den Block marschiert, die in keinem Verhältnis zu dem stand, was vorher passiert ist.

Frage: Wie hätte die Polizei Ihrer Meinung nach reagieren sollen?

Lüttmann: Sie hätte die Übeltäter nach einem Spiel von unten aus dem Block herausholen können. Stattdessen sind die Polizisten von oben gekommen und haben alle Menschen nach unten gedrängt. Es gab einen Bänderriss oder sogar Knöchelbruch, einen Nasenbeinbruch. Unbeteiligte Personen, darunter Frauen, sind zu Schaden gekommen – das ist doch Wahnsinn.

Frage: Befürchten Sie einen Imageschaden für den VfB?

Lüttmann: Solche Aktionen haben dem Verein stets geschadet. Es bleibt immer etwas hängen, auch wenn den Verein und unsere Fans bis auf die Provokation keine Schuld trifft. Wir sind froh, dass wir gerade auch bei Auswärtsspielen eine so gute Fanbasis haben. Dass es Einzelne gibt, die sich nicht benehmen können, verurteilen wir als Verein aufs Schärfste. Dass Becher fliegen oder körperliche und verbale Gewalt ausgeübt wird, sind Dinge, von denen wir uns klar distanzieren.

Aufrufe: 012.1.2015, 16:58 Uhr
Volkhard PattenAutor