2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Abteilungsleiter Oliver Baumann sieht die Fußballer der TSG Thannhausen nach dem personellen Umbruch wieder auf einem guten Weg.	F.: Ernst Mayer
Abteilungsleiter Oliver Baumann sieht die Fußballer der TSG Thannhausen nach dem personellen Umbruch wieder auf einem guten Weg. F.: Ernst Mayer

»Das Geld fließt nicht in Strömen«

Thannhausens Abteilungsleiter Oliver Baumann spricht im Interview über die Neuausrichtung der Jugendarbeit, den personellen Umbruch beim Männerteam und über die Finanzen des Landesliga-Absteigers

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ie TSG Thannhausen will nach dem Umbruch im Vorfeld dieser Saison wieder in ruhiges Fahrwasser kommen. Für die erste Mannschaft hat man sich einen starken Kader mit Bayernliga-erfahrenen Spielern zusammengestellt. Seitdem brodelt die Gerüchteküche in Fußballerkreisen. Wie können die sich das leisten? Wird die Jugendarbeit zugunsten des teuren Männerteams zurückgefahren? Abteilungsleiter Oliver Baumann gibt im Interview Antworten.

Herr Baumann, was ist an den Gerüchten dran, dass die TSG ihre Jugendarbeit zurückfahren muss, weil viel Geld in die erste Mannschaft gesteckt wird?

Baumann: Da ist überhaupt nichts dran. Wir haben immer gesagt, dass wir aus unserem eigenen Nachwuchs mehr Spieler für die erste Mannschaft heranziehen wollen. Deshalb haben wir Marco Henneberg als Trainer geholt und deshalb verfolgen wir unser Konzept einer einheitlichen Jugendarbeit von U16 bis U19.

Jetzt haben aber wieder einige Spieler die TSG nach der U19 verlassen...

Baumann: Der Trainer hat mit allen Gespräche geführt, alle hatten das Angebot zu bleiben. Möglicherweise hat einigen die Perspektive gefehlt. Ein Problem ist sicherlich die fehlende höherklassige zweite Mannschaft. Das wird uns die nächsten zwei, drei Jahre verfolgen. Eine zweite Mannschaft ist gemeldet und hat auch bereits den Trainingsbetrieb aufgenommen.

Wie hat sich der Etat entwickelt? Speziell die Bayernligaspieler dürften ja durchaus kostspielig sein.

Baumann: Unser Etat für die erste Mannschaft ist im Vergleich zum Vorjahr nur leicht gestiegen. Allerdings waren am Anfang der letzten Saison nur 14 Spieler im Kader, jetzt sind es 23. Pro Spieler wurden die Kosten im Schnitt um gut 20 Prozent gesenkt.

Bayernliga-Spieler fahren für wenig Geld nach Thannhausen? Zumal einige wohl gute Angebote von anderen Vereinen hatten?

Baumann: Sicherlich kommen beim ein oder anderen noch Fahraufwendungen dazu. Wir haben aber finanziell beileibe nicht alles mitgemacht, was an uns herangetragen wurde. Unser Ziel war, Spieler zu holen, die nicht nur aufs Geld schauen, sondern hier etwas mit entwickeln wollen. Das war viel Überzeugungsarbeit, aber in dem Moment, an dem klar war, dass es mit dem Klassenerhalt schwierig werden würde, kamen immer mehr Zusagen. Und dass wir charakterlich tolle Jungs haben, zeigt die irre Trainingsbeteiligung in der Vorbereitung. Natürlich muss sich der sportliche Erfolg einstellen, aber ich bin überzeugt, dass hier etwas Gutes entstehen kann.

Das Saisonziel heißt also ganz klar Wiederaufstieg?

Baumann: Ich bin überzeugt, dass wir stark genug sind, um vorne mitspielen zu können. Aber wir wollen keinen Druck aufbauen. Wer aufsteigen will, braucht immer etwas Glück, muss von Verletzungen verschont bleiben. Wir appellieren aber auch an unser Umfeld, uns die Zeit zu geben, hier etwas entstehen zu lassen. Wir haben personell einen totalen Schnitt gemacht. Momentan haben wir eine tolle Basis, um nächstes Jahr mit wenigen Veränderungen die Mannschaft weiter zu entwickeln. Aber in jedem Fall gilt: Bevor wir aufsteigen, muss erst einmal die Finanzierung dafür stehen.

Wie sieht der finanzielle Abschluss der vergangenen Saison aus? Und bleibt das Sponsorenkonsortium an Bord?

Baumann: Alle Sponsoren sind in der abgelaufenen Saison ihren Verpflichtungen nachgekommen. Wir konnten die Saison wie geplant abschließen. Das Sponsorenkonsortium besteht weiter. Die Kleinsponsoren bleiben ebenfalls weiterhin an Bord. Trotzdem gilt bei uns: Das Geld fließt nicht in Strömen und wir wollen unseren Sponsoren weiterhin zeigen, dass wir mit ihrem Geld weiterhin vernünftig umgehen.

Was heißt das konkret?

Baumann: Wir können nach wie vor nicht alles tun, was wünschenswert wäre. Außerdem müssen wir einiges aufholen, was in den letzten Jahren aus finanziellen Gründen liegen geblieben ist. Dazu gehört zum Beispiel die intensivere Platzpflege. Außerdem müssen wir beim Trainingsequipment nachrüsten und wir suchen noch Sponsoren für drei Satz Jugendtrikots.

Wie ist die Perspektive für die Juniorenteams?

Baumann: Bis auf die A-Junioren haben alle Mannschaften das Ziel Klassenerhalt geschafft. Wir haben die Strukturen geschaffen, die wir uns vorgestellt haben und unsere zwei Jugendkoordinatoren Manuel Mehl und Rüdiger Aue machen sehr gute Arbeit. Wir sind gut aufgestellt.

Wie wird das Fördersystem mit dem einheitlichen Konzept von U16 bis U19 vorangetrieben?

Baumann: Wir haben ein Trainerteam zusammengestellt, das auf dieses Konzept eingeschworen ist. Das bedeutet, das die Förderung der Spieler im Vordergrund steht, dass sehr gute Spieler im Winter in die nächst höhere Mannschaft hochgezogen werden. Im vergangenen Jahr war nicht bei allen Trainern die Bereitschaft da, ihre besten Spieler abzutreten. Ziel bleibt für alle der Klassenerhalt. Schön wäre natürlich, wenn die U19 wieder in die Landesliga aufsteigt, aber hier gilt wie bei der Ersten: Das Team ist gut genug, aber es gehört Glück dazu.

Es gab immer wieder Wünsche nach mehr Teams im Nicht-Leistungsbereich. Können die erfüllt werden?

Baumann: Daran arbeiten wir weiterhin. Dazu brauchen wir allerdings mehr Trainingsplätze und Kabinen. Unsere Idealvorstellung wäre ein Kunstrasenfeld. Aber so auf Rosen gebettet sind wir finanziell definitiv nicht, um das selbst zu stemmen. So wird es noch einige Zeit dauern, bis wir mehr Mannschaften anbieten können. Allerdings machen uns gerade die Kleinfeldmannschaften viel Freude. 90 Prozent der Kinder dort sind aus Thannhausen und dank der guten Arbeit unserer Trainer können wir viele talentierte Spieler in die D-Jugend einbauen.

Wie fällt Ihre Zwischenbilanz für Ihre bisherige Amtszeit aus?

Baumann: Wir müssen immer sehen, wo letztes Jahr standen. Da haben wir ums Überleben gekämpft. Jetzt haben wir Strukturen für die Zukunft geschaffen. Nun geht es noch darum, eine längerfristige Basis über die aktuelle Saison hinaus zu schaffen. Das Potenzial für mehr ist definitiv vorhanden. Schön wäre es, wenn wieder mehr Thannhauser sich als Zuschauer für die TSG begeistern ließen.

Aufrufe: 023.7.2014, 13:08 Uhr
Mittelschwäbische Nachrichten / Adrian BauerAutor