2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Trainer Claudio Braun ist mit seiner SG Nordweil/Wagenstadt sehr erfolgreich, will aber vom Aufstieg noch nichts wissen | Archivfoto: Daniel Thoma.
Trainer Claudio Braun ist mit seiner SG Nordweil/Wagenstadt sehr erfolgreich, will aber vom Aufstieg noch nichts wissen | Archivfoto: Daniel Thoma.

"Das Erfolgsrezept ist der Erfolg selber"

Claudio Braun, Trainer des Tabellenführers SG Nordweil/Wagenstadt in der Kreisliga A I, im Interview +++ Aufstieg derzeit noch kein Thema

Seit dieser Saison erst ist Claudio Braun der Coach des überraschenden Spitzenreiters SG Nordweil Wagenstadt. Letzte Saison noch auf Platz sieben mit denkbar knappem Vorsprung auf die Abstiegsplätze platziert, rockt die SG um Trainer Braun nun die Kreisliga A I.

Auch im Pokal war man erfolgreich und scheiterte erst im Achtelfinale am sehr hoch gehandelten SV Ballrechten-Dottingen. Die Pokalniederlage, die man zudem erst in der Verlängerung hinnehmen musste, war die erste Pflichtspielniederlage der Braunschen Truppe in dieser Saison überhaupt. Nun spricht Braun über das Erfolgsgeheimnis, einen möglichen Aufstieg und die bisherige Saison.

BZ: Sind sie überrascht über den bisherigen Saisonverlauf?
Braun: Ja schon, ich gehe ja nicht in die Spielzeit rein und sage wir sind Tabellenführer nach sieben Spieltagen. Klar hofft man immer auf einen guten Start und dass man da zu Beginn nicht in den Startlöchern hängen bleibt, aber dass das jetzt so gelaufen ist, hätte ich nicht erwartet. Das ist ja wie gemalt, damit konnten wir nicht rechnen. Aber wir sind natürlich froh und nehmen das sehr gerne mit, es ist ja eine sehr tolle Momentaufnahme.


BZ: Der erste Platz war aber nicht das Saisonziel?
Braun: Nein, auf keinen Fall. Wenn ich jetzt die Mannschaft von letzter Saison mit der aktuellen vergleiche, dann sieht man, dass wir nicht viele Neuzugänge haben. Und die letzte Saison hat man auf Platz sieben abgeschlossen. Wir haben zwar zwei Spieler vom Verbandsligaabsteiger Wyhl zurückbekommen, aber die machen ja keine Mannschaft aus, da gehört ein bisschen mehr dazu. Wir haben jetzt einfach einen super Start erwischt, wo alle richtig toll mitgezogen haben und wo wir in entscheidenden Momenten auch die Tore gemacht und die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Manchmal läuft es im Fußball in bestimmten Phasen halt wie von alleine, aber da muss viel Arbeit im Voraus gemacht werden, und das haben die Jungs gemacht.


BZ: Die Neuzugänge aus Wyhl um Co-Trainer Jonas Bühler und Daniel Reiner mit Verbandsligaerfahrung haben der Mannschaft also nicht noch einen entscheidenden Qualitätsschub gegeben?
Braun: Doch, insofern, als dass sie einfach tolle Typen sind und fußballerisch uns auch sowieso immer nach vorne bringen können. Aber wie gesagt, eine Mannschaft besteht nicht nur aus zwei Mann. Sie sind ein Teil der Mannschaft, bringen sich mit ein und geben ihren Teil dazu, und das ist das wunderbare.


BZ: Haben sie mit ihrer Mannschaft ein spezielles Erfolgsrezept?
Braun: Nein, eigentlich nicht. Das Erfolgsrezept ist der Erfolg selber. Man wird immer getragen von einem Erfolg zum anderen. Ich bin jetzt auch mal gespannt wie die Mannschaft sich nach der ersten Pflichtspielniederlage im Bezirkspokal gegen Ballrechten-Dottingen (1:4 n.V.) formiert, wie sie sich zusammenrauft. Aber es gibt eigentlich nichts zu diskutieren, wir haben ein gutes Spiel abgeliefert, das habe ich auch gestern nochmal im Training gesagt. Die waren so gut wie wir, jedoch war es in diesem Spiel umgekehrt: Ballrechten-Dottingen hat die Tore in den entscheidenden Momenten gemacht, wir hatten zwar auch die Chancen, aber haben sie nicht genutzt. Dennoch haben wir gut und auf Augenhöhe gespielt, es gibt halt einfach im Sport Tage, an denen man verliert.


BZ: Sie sind ja erst seit dieser Saison Trainer bei der SG Nordweil/Wagenstadt. Oftmals wird ja gesagt, dass neue Spieler und auch neue Trainer eine gewisse Anlaufzeit benötigen, um in die Mannschaft zu wachsen. Wie haben sie es denn geschafft die Mannschaft so schnell zu erreichen, dass man jetzt einen so guten Start hingelegt hat?
Braun: Die Chemie hat sehr schnell gestimmt. Ich hatte mit Jonas Bühler, dem Co-Trainer der sehr sehr engagiert ist, schon weit vor der Saison Gespräche, in denen wir besprochen haben, wie wir das Ganze angehen und was uns wichtig ist. So hatten wir früh schon alles abgesteckt und auch eine Strategie herausgezogen, die wir verfolgen wollen. Und dann kamen auch schon sehr früh die ersten Erfolge. Zudem ist die Mannschaft auch sehr willig, es funktioniert ja nicht, wenn die Mannschaft nicht will. Der erste Sieg im Stadtderby gegen Kenzingen hat uns auch noch gleich weiter nach vorne getragen, obwohl vieles noch nicht rund lief. Also noch einmal zum Thema Erfolgsrezept: Ich sage immer, es muss Spaß machen, mir muss es Spaß machen, euch muss es Spaß machen. Da gehört dann natürlich auch viel Arbeit dazu, damit eine gewisse Leichtigkeit vorhanden ist. Solange man am Sonntag als Sieger vom Platz gehen kann, ist die Sache auch noch etwas einfacher. Die Frage ist dann eher, wie die Mannschaft damit umgeht, wenn auch einmal zwei Spiele hintereinander verloren gehen, vielleicht auch unglücklich.


BZ: Gegen die Verfolger SV Kenzingen und Bötzingen II hat man schon gespielt und nicht verloren. Wird im Verein schon das Wort Aufstieg in den Mund genommen?
Braun: Da muss man erst an mir vorbei. Ich schaue am Dienstag immer, gegen wen wir denn nächste Woche spielen. So versuche ich den Spielern zu vermitteln, woran wir sind und was wichtig ist. Außerdem sage ich immer, dass die Spiele die einfach aussehen oftmals die Schwierigen sind. Wenn ich weiß, ich spiel gegen den Tabellenzweiten TuS Oberrotweil, weiß ich, ich muss alles geben. Hingegen wenn ich gegen einen Tabellenachten spiele, passiert es leicht, dass man den Gegner unterschätzt. Und da versuche ich die Mannschaft auch weiterzuentwickeln, sodass jeder Gegner ernst genommen und respektiert wird. Wer sagt denn, dass man gegen den Tabellenletzten nicht verlieren kann? Da gibt einem keiner eine Garantie.


BZ: Also wird innerhalb der Mannschaft noch nicht über den Aufstieg geredet?
Braun: Nein, nein! Wir haben ja ganz andere Themen. Außerdem möchten wir auch noch etwas zum Lachen haben.


BZ: Würde man im Verein einen Aufstieg überhaupt begrüßen?
Braun: Ehrlich gesagt war das noch gar nie das Thema. Darüber hatte man noch gar nicht gesprochen. Unser Ziel war es, einen guten Fußball zu spielen, so gut wie möglich. Und das machen wir. Wenn wir sehr gut spielen, gewinnen wir auch damit. Außerdem wollten wir die Spieler weiterentwickeln, sie an so etwas wie die oberen Tabellenplätze heranführen. Das geschieht ja auch nicht von heut auf morgen. Letzte Saison war man noch Tabellensiebter mit 17 Punkten Abstand nach vorne auf Platz drei und 5 Punkte auf einen Abstiegsplatz. Das heißt wir mussten erst einmal daran arbeiten, nicht wieder in Abstiegssorgen hinein zu rutschen. Für uns war vorerst einfach nur wichtig, schnell nach vorne weg zu gehen, um gar nicht erst in den hinteren Teil der Tabelle hinein zu geraten. Der Aufstieg ist gar kein Thema, ist es auch immer noch nicht. Ich sag immer: Schauen wir erst einmal was bis in die Winterpause passiert. Und dann muss man auch erst noch schauen, wie man aus der Winterpause heraus startet. Wenn man im Februar, März zwei Spiele verliert, redet auch wieder keiner mehr vom Aufstieg. Wir wollen jetzt gucken, wie es weiter geht. Die ersten fünf Spiele sind meiner Meinung nach eh nur zum Start und nicht unbedingt von allzu großer Aussagekraft. Danach geht es darum sich zu stabilisieren. Ich denke aber, da sind wir aber auf einem sehr guten Weg.

Aufrufe: 01.10.2014, 14:46 Uhr
Jonathan Herden (BZ)Autor