2024-05-08T14:46:11.570Z

Kommentar
Mario Pinkert spaltet derzeit die Gemüter. F: Harbke
Mario Pinkert spaltet derzeit die Gemüter. F: Harbke

Das Ehrenamt leidet

Falsche Entscheidungen und schlechter Stil schaden dem Ruf der Verbände +++ Ein Kommentar über die Umstände der Fusionsgespräche zwischen Anhalt und Wittenberg

Das Votum der Vereine aus Anhalt und Wittenberg war mehr als deutlich am vergangenen Freitag. 50 von 57 Klubs stimmten gegen einen gemeinsamen Spielbetrieb der beiden Kreisfachverbände Anhalt und Wittenberg. Schlecht durchdacht, zu früh und zum Nachteil der Vereine - so das einstimmige Urteil der Vereinsvertreter. Bei dieser überwältigenden Ablehnung kommt natürlich die Frage auf, von wem diese Idee letztlich stammte. Und dabei wird es spannend, denn plötzlich will es der Initiator nicht mehr gewesen sein.

"Sie sind auf uns zugekommen." So wird Mario Pinkert vom KFV Anhalt, gleichzeitig Vizepräsident des FSA, in der Dienstagsausgabe der Zerbster Volksstimme zitiert. Der Fusionsgedanke sei vom KFV Wittenberg ausgegangen. Es kommt noch happiger, wenn er an gleicher Stelle erzählt, dass die Wittenberger dabei nicht einmal eine Vereinsbefragung gewollt hätten. Der Vorstand des KFV Wittenberg muss bei diesen Sätzen aus allen Wolken gefallen sein. Die Fusionspläne kommen nämlich, das ist kein Geheimnis, aus dem KFV Anhalt und wurden dort vor allem in Person von Mario Pinkert vorangetrieben.

Das ist nicht verwerflich - aber jetzt nach dem Scheitern seines Anliegens den schwarzen Peter an die Wittenberger Kollegen weiterzureichen, ist ein seltsames Verhalten. Es wirft ein schlechtes Licht auf den FSA-Vize, der dieses Verhalten jedoch nicht zum ersten Mal an den Tag gelegt hat.

Auch FuPa bekam dies am Freitagabend zu spüren, als Pinkert gegenüber den anwesenden Abteilungsleitern wetterte: "Das wird zwar immer mit Pressefreiheit und Demokratie begründet, aber ist auch oft unter der Gürtellinie." Wann genau die Berichte von FuPa zum Zukunftspapier "zum Teil sehr unfair" gewesen sein sollen, weiß in der Redaktion keiner. Pinkert wahrscheinlich auch nicht.

Nach seiner Meinung jedoch hätte FuPa Stimmung gemacht gegen sein Projekt - was am Ende dann doch nicht mehr seins war. Aber lest selbst: Hier haben wir eine neutrale Umfrage zum Thema gestartet. Und hier haben wir die Inhalte des Zukunftspapiers veröffentlicht. Unter der Gürtellinie ist da nichts. Was aber zu spüren ist: Schuld sind immer die anderen ...

Insgesamt ergibt sich beim KFV Anhalt ein sehr trübes Bild. Denise Richter etwa bekam das Ende des vergangenen Jahres zu spüren. Als Spielausschussvorsitzende und Staffelleiterin der Kreisoberliga Anhalt trat sie zurück - beziehungsweise musste offenbar zurücktreten. Zum einen, weil sie gegen die Fusionspläne mit dem KFV Wittenberg gewesen sein soll. Zum anderen wurde damals angeblich über ihren Kopf als Staffelleiterin hinweg ein Punktspiel im dfbnet abgesagt - von einer Person mit den nötigen Zugriffsrechten im dfbnet. Das ist nicht weniger als ein Skandal! Viele kommen da nicht in Frage. Nachweisen kann man jedoch nichts.

Die Zusammenarbeit mit dem KFV Anhalt gestaltet sich für die umliegenden Kreisfachverbände daher immer schwieriger. Die Wittenberger wurden quasi in die Fusionsgespräche genötigt, obwohl sie selber aktuell keinen Grund dazu hatten. Mit dem KFV Anhalt-Bitterfeld liegt das Verhältnis auf Eis. Bihlmeyer und Pinkert können nicht mehr miteinander, seitdem Bihlmeyer bei den letzten Vorstandswahlen des Landesverbandes durch undurchsichtige Absprachen von Pinkert aus dem Amt des Vizepräsidenten verdrängt wurde. Seitdem herrscht Funkstille, obwohl es davor bereits Überlegungen für einen zukünftigen gemeinsamen Spielbetrieb gab.

Der KFV Anhalt wirkt derzeit isoliert, auch Präsident Detlef Barth scheint diesen Trend nicht stoppen zu können. Im Gegenteil, er schwört Pinkert vor den Neuwahlen die Nibelungentreue: "Wenn ich mich stelle, dann nur in der Konstellation Präsident Barth und Stellvertreter Pinkert", sagte er auf der Abteilungsleiter-Sitzung. Den Posten des stellvertretenden Präsidenten gibt es gar nicht in der Satzung. Er soll dann vor der Wahl eingeführt werden - für Mario Pinkert.

Ende März stehen Neuwahlen an und viele Posten des KFV Anhalt werden dann vakant. "Ich kann keine Funktionäre backen", stöhnt Barth über die geringe Unterstützung der Vereine. Warum das so ist, hinterfragt er nicht. So könne es nicht weitergehen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Es müsse frischer Wind rein durch neue Funktionäre, die das Vertrauen der Vereine wiedergewinnen. Und das Vertrauen in das Ehrenamt der Verbandsfunktionäre. Denn das leidet im Moment am meisten.

Aufrufe: 03.2.2015, 11:43 Uhr
Thomas RinkeAutor