2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
F: Sebastian  Pototzki
F: Sebastian Pototzki

Das Dorf lebt diesen Traum

In Wittlaer hoffen sie auf den Oberliga-Aufstieg. Heute siegte der Fußball-Landesligist mit 2:0 in Wülfrath.

Verlinkte Inhalte

Die Töne waren überraschend eindeutig. Besonders für die gewöhnlichen Verhältnisse von Fußball-Landesligist TV Kalkum-Wittlaer. Und den wichtigsten Satz sagte Co-Trainer Bernd Westerhüs: „Jetzt wollen wir aufsteigen.“ Kurz zuvor hatten sich die Düsseldorfer mit einem 2:0-Sieg beim 1. FC Wülfrath ihrem großen Traum erneut ein bisschen angenähert. „Es ist schon seit einigen Wochen das neue Ziel der Jungs, jetzt fassen wir auch als Trainerteam die Oberliga ins Auge“, ergänzte Westerhüs.

Den Anfang hatte Angreifer Daniel Müller nach dem 2:1-Sieg gegen den SC West am vergangenen Wochenende gemacht. Ganz offen gewährte er einen kleinen Einblick in sein Seelenleben und offenbarte seine Vorstellungen eines Aufstiegs in die Fünftklassigkeit. „Mit 27 Jahren noch einmal in der Oberliga spielen zu können, ist irgendwie schon reizvoll“, hatte er bekundet. Zuvor hatte demütige Tiefstapelei die Wittlaerer ausgezeichnet. Doch spätestens seit heute ist es damit vorerst endgültig vorbei.

Auch die Tage von Wülfraths Coach Zeljko Nikolic dürften gezählt sein. Entsprechend angesäuert und vielleicht auch ein wenig enttäuscht zeigte er sich nach dem Abpfiff. „Wir haben es nicht geschafft, unsere Vorgaben umzusetzen“, analysierte er knapp. Sicherlich lastet auch auf ihm ein enormer Druck, doch sein Auftreten wirkte ein wenig unprofessionell. Vielleicht mag das auch am Kräfteverschleiß liegen. Denn die gesamte Spieldauer hüpfte Nikolic in seiner Coachingzone umher, gestikulierte wild und gab lautstark Anweisungen.

Wie so oft ist es jedoch bedenklich, wenn Aufwand und Ertrag nicht passen. Das hat möglicherweise auch der Wülfrather Vorstand registriert. Doch die entscheidenden Fehler sind sicherlich im Rahmen der Kaderplanung zu suchen. Auf Außenstehende erweckt sie jedenfalls den Eindruck mangelnden Fingerspitzengefühls. Das Mannschaftsgefüge besteht aus zu vielen Einzelspielern, die ihre eigenen Interessen über das Wohl und den Zusammenhalt des Teams hängen. Öffentliche Stellungnahmen gibt es freilich nicht.

Dass ein anderer Weg aber vielleicht die bessere Lösung ist, zeigt nichts besser als das Beispiel Wittlaer. Ohne große Geldsummen wurde vor der Saison ein schlagkräftiger Kader zusammengestellt und ein unfassbarer Teamgeist entwickelt. So lassen sich auch kurzfristige Ausfälle nicht nur in rein sportlicher Sicht schmerzfrei kompensieren. Beinahe komplett problemlos fingen die Düsseldorfer das verletzungsbedingte Fehlen von Innenverteidiger Robin Böhm auf, der mit einem Haarriss im Fuß wohl bis zum Saisonende fehlen wird. So rückte Sebastian Jürgen ins Abwehrzentrum neben Markus Zimmermann – und seinen Posten als rechter Außenspieler übernahm Nuh Demir.

Vorteilhaft war dieser Schachzug auch für Jürgen, der angeschlagen in die Partie gegangen ist. „Die Idee war, Sebastian läuferisch ein wenig zu entlasten“, erläuterte Westerhüs. „Auf seine Zweikampfstärke können wir uns ohnehin jederzeit verlassen.“ Und Demir erledigte seine Aufgabe als Rechtsverteidiger nicht schlecht. Doch auch insgesamt funktionierte das Wittlaerer Konstrukt heute wieder eindrucksvoll. Die kompakte Defensivarbeit trieb die Wülfrather Angreifer in die Verzweiflung – und das eigene Offensivspiel belebten Christian Schuh und Daniel Müller immer wieder geschickt.

Nach einem langen Freistoß von Patrick Schmitz legte Schuh den Ball per Kopf zurück auf Müller, der ohne großen Aufwand zur 1:0-Führung traf. Wülfrahts Coach Nikolic ärgerte dieser Treffer sichtlich. „Da machen wir einen dummen Stellungsfehler und legen uns das Gegentor selbst rein“, bekundete er. Zwar hatten die Gastgeber schon zu diesem Zeitpunkt mehr Spielanteile, konnten aber höchsten sporadisch für echte Gefahr vor dem Wittlaerer Tor sorgen. Und zur großen Begeisterung seiner Mitspieler markierte Maximilian Heckhoff zehn Minuten vor dem Ende der Partie mit seinem ersten Treffer im Dress der Düsseldorfer den 2:0-Endstand. Es war das Resultat eines blitzsauberen Konters über Kou Watanabe und Angreifer Schuh.

Westerhüs fand nachher die passenden Worte. „Die Wittlaer-Taktik ist heute wieder perfekt aufgegangen. Kämpferisch ist der Sieg aus meiner Sicht verdient, auch wenn die Wülfrather fußballerisch sicher ein wenig versierter waren“, resümierte er. „Unser Ziel war es, den Gegner so lange wie möglich von unserem Tor fern zu halten. Und das ist uns mit Ausnahme der Schlussminuten wirklich gut gelungen.“ Widersprüche gibt es da kaum. Auch wenn Nikolic ganz grimmig sagte: „Ich habe zwei ausgeglichene Mannschaften gesehen.“ Für sein Team geht es in den letzten Spielen nun um den Klassenerhalt – und für die Wittlaerer um das Nähren eines großen Traums.

Aufrufe: 025.5.2015, 18:45 Uhr
Tobias DinkelborgAutor