2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Zwei Tore erzielt, zwei Tore vorbereitet: Giampiero  Lapeschi war der Mann des Tages beim SV Vaihingen. Foto: Yavuz Dural
Zwei Tore erzielt, zwei Tore vorbereitet: Giampiero Lapeschi war der Mann des Tages beim SV Vaihingen. Foto: Yavuz Dural

Das Auslaufmodell spielt groß auf

Mit einem 6:1 ragt der SV Vaihingen am bislang besten Bezirksliga-Spieltag der Filderteams heraus.

Wie war das doch gleich? Zäh unterwegs? Die Bezirksliga-Saison 2014/15: für die Mannschaften von den Fildern bislang ein Sorgenfall? Nun, am Sonntag haben die Betroffenen erst einmal eines Besseren belehrt. Die makellose Bilanz lautete: vier Auftritte, vier Siege. Insbesondere der SV Vaihingen kommt zunehmend in Fahrt - was nicht zuletzt an einem Spieler liegt, der eigentlich bereits reif für die Fußball-Rente schien. Sieger Nummer eins: SV Vaihingen. Auf seinen vorigen Stationen in Bonlanden, Echterdingen und Plattenhardt galt er am Ende jeweils als Auslaufmodell. Tenor: gewiss, ein einstiger Klassemann, aber halt über seinen Zenit hinaus. An seiner jetzigen Stätte, in Vaihingen, schien spätestens mit der abgelaufenen Saison der Zeitpunkt erreicht, um zu einer finalen Erkenntnis zu gelangen: es geht nicht mehr. Zumal der Betroffene aus beruflichen Gründen nur noch sporadisch da war. Also ein Abschied auf leisen Sohlen? Und tschüss, geliebter Fußballsport? Womöglich hat Giampiero Lapeschi das zwischenzeitlich selbst geglaubt - der Trainer Klaus Kämmerer war zum Glück aller Beteiligten einer anderen Meinung. Das Ergebnis seiner Treue zu seinem Zögling bereits aus Allianz-Zeiten ist dieser Tage zu begutachten. Nach einem holprigen Rundenstart kommt der SV Vaihingen gerade von Woche zu Woche besser in Fahrt, und das hat vor allem auch mit einem Spieler zu tun: Lapeschi. Der 35-Jährige, seit diesem Sommer wieder als Vollzeitkraft dabei, erlebt im Spätherbst der Karriere seinen zweiten Frühling. Beim 6:1 am Sonntag gegen den TSV Mühlhausen avancierte er mit vier direkten Torbeteiligungen zum Mann des Tages. ,,Er war ein Aktivposten und hat unserem Spiel Struktur verliehen", lobt Kämmerer seinen diesmal Besten, der mit einem satten 20-Meter-Schuss sowie einem direkt verwandelten Freistoß den Weg zum dritten Sieg in Serie ebnete. Später, nach der Pause, zirkelte er noch zwei Eckbälle maßgenau in den Strafraum, die David Freyer per Kopf verwertete. Letzteres war in jener rund halbstündigen Phase, in der Kämmerer ,,ein großartiges Spiel" seiner Mannschaft sah - und in der einer dann vorzeitig Schluss machen durfte. Nach 70 Minuten holte der Coach Lapeschi vom Feld. Die Absicht: Schonung. Schließlich sei der Akteur angeschlagen in die Begegnung gegangen, nämlich mit einer Erkältung. Aha. Was man wohl erst erwarten darf, wenn er fit ist?

Möhringer mit dem Glück des Tüchtigen

Sieger Nummer zwei: Spvgg Möhringen. Glück gehört dann halt auch mal dazu. So wie in der elften Spielminute, als die Gastgeber zum Opfer ihres eigenen ,,Katastrophenplatzes" wurden, wie ihn der Möhringer Trainer Jörg Elser bezeichnete. Auf dem buckelpistenähnlichen Geläuf versprang der Ball bei einem Rückpass direkt vor die Füße des lauernden Gäste-Torjägers Steffen Müller, der sich nicht zweimal bitten ließ. Oder wie kurz nach der Pause, als der Schiedsrichter nach einem Foulspiel an Jakob Müller den Tatort freundlicherweise im Strafraum sah - eine selbst laut Elser ,,diskussionswürdige Entscheidung", die zum zweiten Treffer verhalf. Oder nicht zuletzt wie in der Endphase, in welcher der Kontrahent TV Zuffenhausen zwar mit Mann und Maus stürmte, sich dabei aber so uninspiriert anstellte, dass er mit allen Versuchen hängen blieb. Unter dem Strich stand ein Möhringer 3:1-Auswärtserfolg, den man einerseits von den Umständen her also in der Tat als glücklich bezeichnen konnte. Andererseits, wie schon der Volksmund weiß: das Glück gehört dem Tüchtigen. Und tüchtig waren sie, die Männer des Filderclubs, denen Elser vor allem eine gute Defensivleistung attestiert - und bei denen nun erst einmal durchgeatmet werden darf. Manch einer hatte ja schon mit einem mulmigen Gefühl auf den Spielplan geblickt. An den beiden vorangegangenen Wochenenden die Herkulesaufgaben Vaihingen (0:4) und Weil­imdorf (0:2), nun am kommenden Sonntag im SC Stammheim gleich das nächste Schwergewicht als Gegner - da könnte man schnell in einen Negativlauf geraten. ,,Vor diesem Hintergrund", sagt Elser, ,,ist klar, was der aktuelle Dreier bedeutet: Er ist enorm wichtig."

Kein Grund mehr für Drohungen - momentan

Sieger Nummer drei: SV Bonlanden II. Die Ansage war deutlich. Oder sollte man besser von einer Drohung sprechen? Nach dem zweitschlechtesten Bonlandener Rundenstart seit dem Aufstieg vor neun Jahren (2010: nur vier Punkte nach sechs Spielen) nahm sich der Trainer Roger Bay in der vergangenen Woche jedenfalls die arrivierten Kräfte seines Kaders zur Brust. Die Botschaft: ,,Entweder jetzt schleunigst aufraffen - oder wir spielen fortan mit den Jungen." Von den Letztgenannten sind im Sommer immerhin sechs aus dem eigenen Nachwuchs aufgerückt. Die Antwort der Angesprochenen kam prompt, nämlich am Sonntag auf dem Rasen. Dort, freilich auch unter anderen personellen Möglichkeiten als zuletzt, registrierte Bay schließlich ,,unsere mit Abstand beste Saisonleistung". Mit Hilfe der Urlaubsrückkehrer Philipp Straub und Vincenzo Salvioli sowie der Erste-Mannschaft-Leihgaben Fabio Lapeschi und Christian Mayer sprang in Sillenbuch ein 2:0-Sieg heraus - womit die Filderstädter ihre Auswärtsnegativserie beendeten. Die bisherigen drei Punktspiele 2014/2015 auf gegnerischen Plätzen waren allesamt verloren gegangen. Zum Matchwinner wurde Niels Wüllbier. Just als sich der Gegner mühte, die Schlagzahl zu erhöhen, und sich dessen Coach Marc Bachhuber selbst einwechselte, trumpfte der Bonlandener Angreifer auf. Erst spielte er einen mustergültigen Pass in den Lauf seines Teamkollegen Fabian Rieker, dann traf er nach einem Konter selbst. Vergessen damit, dass Wüllbier und Mayer in der ersten Hälfte noch dreimal unbedrängt am starken Keeper Manuel Mümmler gescheitert waren. Vergessen damit der Fehlstart überhaupt? Nun, hört sich gerade so an, wenn man dem beschwichtigten Trainer lauscht. ,,Ich habe immer gesagt, dass es in dieser Saison bis Mitte oder Ende Oktober dauern wird, bis wir konkurrenzfähig sind", sagt Bay. Insofern: alles noch im grünen Bereich. Kein Grund, weiter zu poltern - und momentan auch keiner für weitere Drohungen.

Not macht erfinderisch - erfolgreich

Sieger Nummer vier: TSV Plattenhardt. Ob es gut gehen würde, da war sich Marco Russo selbst ,,nicht so sicher", wie er sagt. Doch was blieb anderes übrig? Die Not zwang zum Erfindungsreichtum. Von Ausfällen geplagt, würfelte der Trainer sein Aufgebot einmal gehörig durch. Die Folge: allein in der Viererabwehrkette waren drei Positionen anders besetzt als zuletzt. Im Zentrum versuchten sich Arthur Birkle und Dominik Riegel gar zum überhaupt ersten Mal als Gespann - Riegel hatte gerade noch rechtzeitig jenes Papier erhalten, auf das sie bei seinem Verein seit Wochen warten. Als Polizei-Neu-Azubi benötigte der 20-Jährige aus versicherungstechnischen Gründen von seinem Arbeitgeber eine schriftliche Erlaubnis zur weiteren Ausübung seines Hobbys Fußball. Alles in allem aber hätten die Plattenhardter also einige plausible Erklärungen gehabt, hätte sich die Krise fortgesetzt. Umso erstaunlicher dann das, was tatsächlich auf dem Rasen geschah. Drei Tore, drei Punkte - mit einem 3:0 schossen sich die Angeschlagenen aus dem Tabellenkeller, und das obendrein nicht gegen irgendeinen Kontrahenten, sondern gegen die Sportvg Feuerbach. Hilfe, der Angstgegner! Noch irgendjemand mit wackligen Knien unterwegs nach den beiden Schlappen der vorigen Saison (0:4 und 3:5)? Von wegen. Diesmal drehten die Weilerhau-Kicker den Spieß früh um. Die drei Schlüsselszenen der Partie: erst schlug Pascal Garziella den Ball nach einem Gästeangriff rettend von der Torlinie. Dann netzte Özenc Ates im direkten Gegenzug zur eigenen Führung ein. Und schließlich setzte Talha Gürleyen nur fünf Minuten später mit einem direkt verwandelten Freistoß noch einen drauf. Der Rest? Geschenkt. ,,Wenn man unsere Probleme bedenkt, hat die Mannschaft das super gemacht", sagt Russo, der sich nun am nächsten Wochenende wohl gleich von Neuem den Kopf zerbrechen muss: dann darüber, was er mit den bis dahin wieder ins Aufgebot Zurückkehrenden macht.

Aufrufe: 07.10.2014, 16:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor