2024-04-25T14:35:39.956Z

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Daniel Weber - die Erfolgsgeschichte des rheinischen Naturells in bayerischen Amateurfußball. F: 1x1 SPORT
Daniel Weber - die Erfolgsgeschichte des rheinischen Naturells in bayerischen Amateurfußball. F: 1x1 SPORT

Daniel Weber - vom Karneval auf die Wiesn

Die Erfolgsgeschichte von Garching-Coach Daniel Weber in der Regionalliga Bayern

Daniel Weber hat es geschafft. Er ist mit seinem VfR Garching in der Regionalliga Bayern angekommen. "VfR Garching? Sagt mir nichts." Das könnte daran liegen, dass der Verein aus dem Münchner Vorort vor nicht allzu langer Zeit noch in den Niederungen der Bezirksliga unterwegs war. Daniel Weber ist mit seinem Verein in acht Jahren viermal aufgestiegen. Und das ohne das Geld großzügiger Sponsoren, ohne gut bezahlte Ex-Profis und Altstars.

Der gebürtige Kölner hat es mit seiner Philosophie und seinem Training geschafft, Studenten, Arbeiter und "Hobbyfußballer" auf Regionalliga-Niveau zu hieven. Allerdings wäre es ein großer Fehler, dieses kleine "Fußballwunder" als reine Glückssache abzustempeln. Weber weiß, wie man eine Mannschaft zusammenstellt. Die Chemie und das Umfeld in Garching stimmen und der bescheidene Coach hat offensichtlich auch ein bisschen Ahnung von Fußball. Aber vielleicht hat er auch einfach das diplomatische Geschick im Umgang mit den Spielern von seinem Vater geerbt, der jahrelang Dienstchauffeur von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher war. Von seinen Kollegen wurde Weber in der vergangenen Bayernliga-Saison zum Trainer des Jahres gewählt. Die Anerkennung geht sogar so weit, dass Cheftrainer aus seiner Liga gerne bei ihm als Co-Trainer arbeiten möchten. Tobias Strobl, Coach des FC Pipinsried, letztes Jahr Garchings größter Konkurrent um den Aufstieg in die Regionalliga, ist einer von ihnen: "Bei Daniel Weber würde ich gerne irgendwann als Co-Trainer arbeiten. Von ihm könnte ich sicher noch viel lernen."

Torwarttrainer unter Sepp Maier: Weber entdeckt Michael Rensing.

Webers Leidenschaft für den Fußball beginnt in seiner Heimat im Rheinland. Mit 15 Jahren kommt er als Torwart zum 1.FC Köln. In der A-Jugend steht er gegen sein Vorbild Thomas Tuchel im DFB-Pokalfinale auf dem Platz, bevor er in die Regionalliga (damals noch 3.Liga) zum Aufsteiger SC Preußen Köln (heute SC Viktoria Köln) wechselt. Es folgt der Umzug in den Süden der Republik, wo er beim FC Bayern unter Sepp Maier verantwortlicher Jugendtorwarttrainer wird. In dieser Zeit entdeckt er auch Michael Rensing, dem Uli Hoeneß damals die Nachfolge von Oliver Kahn bei den Bayern und von Jens Lehmann in der Nationalmannschaft prophezeite. Mittlerweile spielt Rensing, der Webers Trauzeuge ist, bei der Fortuna aus Düsseldorf in der zweiten Liga; nicht bei den Bayern, nicht in der Nationalmannschaft, aber nach langem Konkurrenzkampf wieder als Nummer eins. Die beiden sind auch privat enge Freunde geworden und trainieren noch heute regelmäßig in der Sommerpause zusammen. Zu Hause hält ihm seine Frau den Rücken frei, denn der gemeinsame, knapp einjährige Sohn braucht eine Menge Zuwendung.


Viel Zeit für gemütliche Fernsehabende bleibt Weber nicht; das meiste davon investiert er in seinen "Job" als Regionalligacoach mit Videoanalysen, Trainingsvorbereitung, Besprechungen, Vereinsarbeit oder dem Austüfteln neuer taktischer Feinheiten. Weber lässt gerne nach vorne spielen, mit kreativen Spielzügen und schnellen, aggressiven Ballgewinnen. Mit 13 Punkten nach elf Spielen ist der als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelte Liganeuling auch voll im Soll. Frech und selbstbewusst mitspielen, statt sich im eigenen Sechzehner zu verkriechen, lautet die taktische Devise. Das gilt auch gegen hoch favorisierte Vereine, wie die zweiten Mannschaften der Profis aus München, Nürnberg oder Fürth, gegen die sich Weber und sein Team bis jetzt hervorragend präsentierten.Trotzdem will er als ehemaliger Torhüter natürlich nicht die Defensive vernachlässigen. Zu einem 2-3-1-4-Spielsystem, wie es in manchen Fußballlehrer-Fortbildungen zur Zeit gelehrt wird, konnte er sich noch nicht hinreißen lassen.

Teambuilding à la Weber: Jedes Jahr zum Karneval nach Köln.

Dieses Selbstbewusstsein drückt sich auch dadurch aus, dass er als einer der ersten Amateurtrainer sein Training von der Europäischen Akademie für Sport und Training, kurz 1x1SPORT, professionell filmen und als DVD aufbereiten ließ und jetzt in der großen weiten Fußballwelt verkauft. "Schon lustig, dass meine Trainingsmethoden jetzt in Island und Südkorea angesehen und eingesetzt werden", muss Weber schmunzeln. Wer weiß, vielleicht liest man ja bald über die Erfolgsgeschichte eines kleinen Vereins aus einem Vorort von Reykjavík, der sensationell den Durchmarsch in den Profifußball geschafft hat. Vielleicht aber auch nicht. Um seinen bayerischen Spielern seine rheinländische Heimat ein bisschen näher zu bringen, fährt Weber jedes Jahr mit der kompletten Mannschaft zum Karneval nach Köln. Ein absichtlich herbeigeführter Kulturschock sozusagen. Dort begegnete er einmal beim Feiern einem stämmigen, jungen Mann mit braunen, gegelten Haaren, kostümiert mit großer Sonnenbrille und Tim Wiese-Trikot. Lange hat es nicht gedauert, bis sich herausstellte: es war tatsächlich Tim Wiese. Wegen solcher Geschichten vermisst der Wahl-Bayer seine Heimat wohl immer noch ein bisschen, denn viel hat der stereotype Rheinländer mit einem Bilderbuch-Bayern nicht gemein. Und ob man auf Münchens kulturellem Pendant zum Karneval, der Wiesn, einen Fußballspieler als sich selber verkleidet trifft, ist eher unwahrscheinlich. Obwohl sich dieses Jahr die Berichte über einen Mann mittleren Alters im Mario Basler-Trikot mit Zigarette und Weißbier in der Hand häufen.


Videos von Daniel Webers Trainingsmethoden sind auf www.1x1sport.de zu finden.




Exklusive Einblicke in die Garchinger Teambesprechung vorm Derby gegen die Bayern-Amateure. F: 1x1 SPORT


Aufrufe: 025.9.2014, 12:08 Uhr
1x1 SPORTAutor