2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Daniel Bloch hat das Kommando

Nachwuchs-Schiedsrichter: Der 13-Jährige aus Elverdissen ist frisch gebackener Unparteiischer. Er pfeift Fußballspiele in seiner Altersklasse und übernimmt dabei gerne Verantwortung

Im Alter von 13 Jahren haben Jungs viele Dinge im Kopf. Schiedsrichter zu sein gehört nicht unbedingt dazu. Für den Elverdisser Daniel Bloch, selber Fußballer in der C-Jugend des TuS Ahmsen, allerdings schon.
Der Vater seines Freundes Torben hatte die beiden Nachwuchs-Kicker auf die Idee gebracht, sich als Schiedsrichter zu engagieren. Daraufhin absolvierten Daniel und Torben im September letzten Jahres einen Anwärterlehrgang in Lemgo. Hier lernten sie die Grundzüge der 17 Fußballregeln kennen und wurden auf ihre praktischen Einsätze vorbereitet. Die Ausbildungszeit betrug insgesamt 20 Stunden und war über mehrere Wochen verteilt. Nach einer theoretischen und einer praktischen Prüfung stand es dann fest: Beide waren ab sofort offizielle Fußball-Schiedsrichter.

Daniel gefällt sein Unparteiischen-Dasein sehr. „Man kann Verantwortung übernehmen. Ich bin zwar nicht direkt am Spiel beteiligt, kann aber Ungerechtigkeiten ausgleichen“, sagt er. Als Spieler des TuS Ahmsen gehört der Elverdisser dem Fußballkreis Lemgo an und pfeift Spiele und Turniere in Bad Salzuflen, Lemgo oder Leopoldshöhe.
Viermal ist Daniel bislang zum Einsatz gekommen. Das Pensum wird sich mit der Zeit erhöhen. Derzeit begleitet ihn noch ein erfahrener Schiedsrichter zu den Spielen. So kann sich der 13-Jährige an die Abläufe vor, während und nach den Spielen gewöhnen. Damit Daniel und sein Freund Torben auf dem Laufenden bleiben, müssen die beiden mindestens einmal im Monat sogenannte Schulungsabende besuchen. Außer dem Begleiten des Spiels kommen auf den Schüler an einem Spieltag mehrere Aufgaben zu: „Ich bin auch für organisatorische Dinge zuständig“, erzählt er, „dazu gehören die Platzkontrolle vor dem Spiel, Notizen zum Spielverlauf und das Verfassen des Spielberichts im Nachhinein“. Negative Erlebnisse mit Spielern, Eltern oder Trainern, die Probleme mit seinen Entscheidungen hatten, hatte Daniel noch nicht. „Die Spieler und Trainer müssen ja auf mich hören. Was bleibt ihnen auch anderes übrig?“, sagt er augenzwinkernd.
Junge Schiedsrichter wie Daniel und Torben sind eher eine Seltenheit. Die beiden sind die einzigen Unparteiischen in ihrem Alter im gesamten Fußballkreis. Im Fußballkreis Herford sieht es ähnlich aus. Seit Jahren gehen die Zahlen der aktiven Schiedsrichter zurück. Trotz intensiver Bemühungen kann dieser Trend nicht aufgehalten werden. Das weiß auch Manfred Heinrich, der Lemgoer Schiedsrichterchef: „Die Ursachen sind vielfältig. Zum einen das zunehmende unsportliche Verhalten Schiedsrichtern gegenüber, zum anderen ist die Freude des ’selber Spielens’ zumeist größer.“ Das gelte bei jungen wie bei älteren Schiedsrichtern. Klaus Teller, Schiedsrichter-Ansetzer im Jugendbereich, sieht in der ungleichen Vergütung der Vereine für Schiedsrichter und Trainer ein Problem, das entsteht, wenn die jungen Schiedsrichter im Seniorenbereich ankommen.


Dennoch ermutigen Manfred Heinrich und Klaus Teller junge Männer und Frauen, sich als Schiedsrichter zu engagieren. Zwar gehöre ein eiserner Wille und viel Ehrgeiz dazu, sich den Anforderungen auf dem Fußballplatz zu stellen. „Doch es gibt kaum Bereiche, in denen ein junger Mensch einen so enormen Schub in der Persönlichkeitsentwicklung machen kann“, erklärt Heinrich. In der Tat sind eine starke Persönlichkeit und Durchsetzungsvermögen die Eigenschaften, die einen Unparteiischen ausmachen.
Junge Interessenten können sich bereits ab 12 Jahren bei den Lehrgängen anmelden. Nicht jeder, der den Fußball liebt oder ihn spielt, wird aber auch ein guter Unparteiischer. Doch das Beispiel von Daniel zeigt, dass beides miteinander vereinbar ist. Ob er einmal in der Bundesliga pfeifen möchte? „Warum nicht?“, gibt sich der Sportsmann lässig. Weil er in so jungen Jahren bereits mit dem Pfeifen angefangen hat, besteht dazu durchaus die Chance.
Der Bundesliga ein Stück näher gekommen ist Daniel jedenfalls schon jetzt: Als Schiedsrichter hat er kostenlosen Zugang zu jedem Bundesligaspiel.

Aufrufe: 017.2.2017, 10:37 Uhr
Patrick AlbrechtAutor