2024-05-08T14:46:11.570Z

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„Für uns gehört Pyro genauso dazu wie kaltes Bier zum Fußball“, sagt die "Birgade 46". F: Doris Leißing
„Für uns gehört Pyro genauso dazu wie kaltes Bier zum Fußball“, sagt die "Birgade 46". F: Doris Leißing

„Brigade 46“ äußert sich - „Dunkelgelb“ von Verantwortlichen

Lengericher Fangruppierung wirft Emslage unfaire Behandlung vor – Verein distanziert sich – Polizei: Keine Konsequenzen

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Nach den Vorfällen am Sonntag am Rande des Fußball-Kreisliga-Spiels zwischen dem VfL Emslage und dem SV Lengerich-Handrup äußert sich nun die Lengericher „Brigade 46“. Sie beklagt eine unfaire Behandlung durch die Emslager. Die Lengericher Verantwortlichen zeigen ihren Unterstützern die „dunkelgelbe Karte“.

Die „Brigade 46“, die seit nun mehr fünfeinhalb Jahren den SV Lengerich-Handrup als Fangruppe unterstützt, hatte ihre Mannschaft am Sonntag zum Auswärtsspiel nach Emslage begleitet. Auf dem Parkplatz des Fullener Sportgeländes zündeten sie zunächst Pyrotechnik. „Für uns gehört Pyro genauso dazu wie kaltes Bier zum Fußball“, erklärt die Brigade in einer Stellungnahme. Mit dem Vorstand sei abgesprochen, nicht mehr in Stadien zu zünden.

Wer ist die „Brigade 46“?

Die „Brigade 46“ ist eine Fangruppe, die seit nun mehr fünfeinhalb Jahren die Fußballmannschaft des SV Lengerich-Handrup unterstützt. „Wir bestehen aus Personen, die den Fußball lieben, das Biertrinken mögen und unsere Mannschaft lautstark mit unseren Gesängen anfeuern“, beschreibt sich die Gruppe selbst. Über die Jahre sei zwar eine gewisse Fluktuation in der Gruppe, aber aus den Verbliebenen seien mittlerweile gute Freunde geworden. „Wir machen außerhalb der Saison sehr viel miteinander. Da spielt das Alter für uns auch keine Rolle.“ Trotz der Sympathien für die großen Fußballklubs in Deutschland, will die Brigade vor allem ihren örtlichen Verein unterstützen. „Wir sind der Meinung, dass die örtlichen Vereine (in unserem Fall der SV Lengerich-Handrup) mehr Unterstützung brauchen und haben uns deshalb gegründet“, erklärt die Gruppe und nennt ihr Motto: „Support your local team“.

Auf dem Sportgelände wies Emslages Vorsitzender Werner Rühlmann die SVLH-Unterstützer unter anderem darauf hin, die mitgebrachte Trommel nicht unter der Tribüne zu nutzen. „Uns wurden Vorschriften erteilt, die für uns nicht akzeptabel waren“, äußert die Brigade ihr Unverständnis auf Grund des geringen Besucherandrangs auf der Tribüne. Nach ersten Diskussionen am Einlass erhielten drei mitgereiste Fans einen Platzverweis und Emslage rief die Polizei. „Wir wussten uns nicht anders zu helfen“, erklärte Rühlmann am Sonntag.

Polizei sorgt für Ruhe

Bernd Reiners von der Polizei Meppen bestätigt den Einsatz. Es sei noch nicht mal 14.30 Uhr gewesen, als die Polizei benachrichtigt wurde. Ein Streifendienst mit zwei Beamten wurde von dem 1. und 2. Vorsitzenden des VfL Emslage, Werner Rühlmann und Alfons Brink, vor Ort informiert. Danach sprachen die Beamten mit einem Verantwortlichen der Gruppe. „Zwei Kollegen sind da gewesen, die für Ruhe gesorgt haben“, so Reiners. Sie seien jedoch kein zweites Mal gerufen worden.

Auf dem Platz des Schützenvereins Fullen schaute die Brigade das Spiel dann. Nach dem Schlusspfiff waren sie wieder auf dem Sportgelände, wo es Pöbeleien gegeben habe. Als die Gruppe wegfuhr, zündete sie einen Böller.

Das komplette Statement der "Brigade 46"

Für uns gehört Pyro genauso dazu, wie kaltes Bier zum Fußball. Wir haben uns nach langer Pause gefreut unseren SVL anzufeuern, somit haben wir uns auf die Reise nach Emslage gemacht. Mit super guter Laune angekommen, haben wir auf dem Schützenfestplatz, welcher nicht zum Sportgelände gehört, Pyrotechnik gezündet, da wir nach Absprache mit unserem Vorstand keine Pyro mehr in Stadien zünden.

Auf dem Sportgelände angekommen, wurden uns direkt Vorschriften erteilt, welche für uns nicht akzeptabel waren: Keine Trommel auf der Tribüne, kein Geschreie auf der Tribüne usw. Dabei war die Tribüne nicht wirklich gut besucht während des Spiels. Daraufhin fragten wir, ob wir überhaupt klatschen dürften, wenn Lengerich ein Tor schießt. Da bekamen wir sofort drei Platzverweise inklusive Anruf bei der Meppener Polizei, innerhalb von 10 Sekunden. Auf die Frage „warum?“ bekamen wir die Antwort: "Weil er es kann und Bock drauf hat“!

Da wird man natürlich einfach sauer, denn wir würden gerne mal sehen, wenn Herr R. ausgeschlossen wird aus unerklärlichen Gründen. Noch vor Spielbeginn kam dann auch die Polizei und hat uns vom Sportgelände verwiesen. Dieses haben wir so akzeptiert, fanden es wohl selbst etwas lachhaft, aber ok.

Während des Spiels kamen dann natürlich Schmähgesänge gegen das Mitglied des Vereins und gegen den Verein selbst, nun wenn Herr R. es als Beleidigung sieht, sollte Herr R. mal in ein richtiges Stadion gehen. Er präsentierte sich auch immer sehr provokant in unserer Nähe, wollte uns wohl zeigen, wer der Chef ist. Verkraftete aber wohl nicht, dass seine Mannschaft klar verlieren wird und hat zum 3:1 schon gar keine Tordurchsage mehr gemacht.

Nach Spielende sind wir dann zu unserer feiernden Mannschaft gegangen, welche am Eingang des Sportgeländes stand. Wollten mit den Spielern reden, wie sie das Spiel fanden usw, normales Gerede nach dem Spiel halt! Wir wollten noch Bier holen, daraufhin wurde die Fensterscheibe von zwei älteren Menschen geschlossen und es wurde sehr abwertig zu uns geschaut und wir wurden als "asozial" bezeichnet!! Das war wohl Herr R. zu viel und verbannte uns wieder vom Gelände.

Wir sind fast jedes Wochenende in ganz Deutschland unterwegs, aber das, was in Emslage passiert ist, haben wir selbst noch nie erlebt. Ein Toilettengang wurde uns nicht einmal gewährt, egal ob Mann oder Frau. Wir finden es sehr bedauerlich, dass wir so behandelt worden sind und so ein "Fass" aufgemacht wird. Wir wollten einfach nur unsere Mannschaft unterstützen, Trommeln, Bier trinken und unseren Spaß haben, wie jedes Spiel, ob Zuhause oder Auswärts!

Wenn man uns freundlich behandelt, sind wir auch freundlich. Das beste Beispiel war, wo wir in Brandlecht letzte Saison gespielt haben. Gastfreundlichkeit wurde da sehr groß geschrieben. Aber so wie es in den Wald schreit, halt es wieder raus!

Zu den Aussagen von Herrn R. möchten wir gerne sagen, dass man natürlich schnell die Opferrolle einnimmt, um uns zu schaden.

Konsequenzen haben die Vorfälle für die etwa zehn Mann große Gruppe nicht. „Es ist keine offizielle Anzeige erstattet worden“, erklärte Reiners. Es wurde lediglich ein sogenannter Report angefertigt. In ein paar Zeilen wurde festgehalten, dass es Pöbeleien gegeben hat und Platzverweise ausgesprochen wurden. „Wir haben einen Namen erfasst als Ansprechpartner für die Gruppe, aber mehr nicht.“

Lengerich will Gespräche suchen

Die Brigade bedauert vor allem die Behandlung nach dem Spiel: „Wir wollten noch Bier holen, daraufhin wurde die Fensterscheibe von zwei älteren Menschen geschlossen und es wurde sehr abwertig zu uns geschaut und wir wurden als ‚asozial‘ bezeichnet.“ Dem VfL-Vorsitzenden Rühlmann wirft die Fan-Gruppierung provokantes Verhalten vor. „Wir sind fast jedes Wochenende in ganz Deutschland unterwegs, aber das, was in Emslage passiert ist, haben wir selbst noch nie erlebt.“

Kommentar: Der SV Lengerich-Handrup ist am Zug

Von Dieter Kremer: Dass am Montag nicht einfach nur über das Fußballspiel zwischen Emslage und Lengerich berichtet wurde, sondern auch um Vorfälle abseits des Platzes, hat in erster Linie mit dem Auftritt der Brigade 46 zu tun. Der VfL Emslage hat sich offenbar derart machtlos gefühlt, dass er sogar die Polizei um Hilfe bat. Was sicherlich nicht dazu beitrug, dass man versöhnlich auseinanderging. Wenn Brigade-Vertreter behaupten, dass für sie Pyrotechnik zum Fußball dazugehört wie kaltes Bier, wird deutlich, dass für sie offenbar das eine nicht ohne das andere geht. Für die Vereine dagegen gehören nur Bier zum Fußball zusammen. Dass sich der SV Lengerich-Handrup von dem Verhalten der Brigade distanziert, sagt alles. Dass er die dunkelgelbe Karte zeigt, signalisiert jedoch Gesprächsbereitschaft.

Der SV Lengerich-Handrup distanziert sich nach Aussagen vom Vorsitzenden Hubert Hockling vom Verhalten der „Brigade 46“. „Wir akzeptieren das von Vereinsseite nicht“, sagt Hockling auch in Bezug auf die Pyrotechnik. „Das gehört in keiner Weise dazu. Weder im Stadion noch davor“, verweist Hockling auf mögliche strafrechtliche Folgen.

Intern seien beim SVLH schon Gespräche geführt worden, weitere mit der Brigade selbst sollen folgen. Der Support der Brigade sei in der Region wohl einmalig, aber ein Fehlverhalten falle immer auf den ganzen Verein und die handelnden Personen zurück, erklärte Hockling. „Wir zeigen den Jungs die dunkelgelbe Karte“, machte er deutlich. Er wolle lieber mit dem sportlichen Geschehen Schlagzeilen machen. „Ich hätte am Montag lieber in der Zeitung gelesen: Lengerich feiert souveränen Sieg in Emslage.“

Aufrufe: 09.3.2017, 07:00 Uhr
Lukas HemeltAutor