In der Anfangszeit macht sich der „fußballverrückte“ Anozie, dessen eigene Karriere wegen einer Verletzung abrupt vor rund 20 Jahren auf einen Schlag zu Ende ist, wieder zunächst ein eigenes Bild von jeder TuS-Mannschaft ab den Minis. Der 46-Jährige erlebt auf und neben dem Platz Beliebigkeit in allen Altersjahrgängen: bemühte Übungsleiter, die als Einzelkämpfer die angesetzte Übungszeit ohne ein Konzept irgendwie über die Bühne kriegen, und unterforderte Kinder, die ohne konkrete Ziele keinen rechten Spaß mit dem runden Leder haben und den Verein wechseln, sobald sie merken, dass woanders Leistung gefragt ist und belohnt wird. Ausstattung und Ausrüstung lassen sehr zu wünschen übrig.
Auch die TuS-Verantwortlichen lassen sich zu seiner Freude nicht lange bitten, um Mindestvoraussetzungen für die geforderte, „höhere Trainingsqualität“ zu schaffen: Inzwischen hat jede Mannschaft zum Beispiel genügend Übungsgeräte zur Verfügung. Die Trainingsbeteiligung verdoppelt sich. Die ehrenamtlichen Übungsleiter nehmen Tipps und Anregungen vom erfahrenen Trainer dankbar an, der mit seinen Ideen die regulären Trainingseinheiten auch praktisch gestaltet und belebt.
Anozie legt neben einer effektiven Infrastruktur besonderen Wert auf die interne Kommunikation. „Ich will regelmäßig wissen, was in den einzelnen Jahrgängen gut läuft und wo es Probleme gibt“, erwartet der 46-Jährige, dass Jugendtrainer oder Spielführer ihn auf dem Laufenden halten. In Gesprächsrunden findet ein reger Gedankenaustausch statt. Neben interner Weiterbildung in moderner Trainingsgestaltung vermittelt Anozie auf Vereinskosten Übungsleitern Lehrgänge in Barsinghausen, um das Rüstzeug für eine gute spielerische und taktische Ausbildung zu erwerben und den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden.
In Bramsche hat Anozies Grundlagenarbeit gefruchtet; ausgebildete Jugendtrainer „fördern und fordern“ die FCR-Talente nun selbstständig. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Der FCR-Talentschuppen mischt auf Bezirks- und Landesebene mit und beweist, dass nicht nur Jugendspielgemeinschaften wie in Wallenhorst oder Ostfriesland konkurrenzfähig sind.
Anozies „Erben“ sind beim FCR sogar so weit, dass der Übergang in den Seniorenbereich behutsam und doch konsequent im Gange ist. „Der Nachwuchs braucht Zeit und Geduld“, sagt Trainer Michael Peplau, der trotz Rückschlägen und Misserfolgen dem Motto „Der Jugend gehört die Zukunft“ treu bleibt; der von langer Hand vereinsintern geplante Umbruch geht im Sommer weiter: Mit Heino und Lothar van den Berg stehen zwei Trainer beim Kreisligisten FCR als Peplaus Nachfolger in den Startlöchern, die von Anfang an den couragierten Einsatz von Al Anozie mit Interesse begleitet und unterstützt haben.
Al Anozie ist schon ein bisschen stolz darauf, dass in Bersenbrück zum zweiten Mal der Jugendfußball in der öffentlichen Wahrnehmung als Zukunftsaufgabe die erforderliche Aufmerksamkeit erfährt. Der TuS-Jugendkoordinator beteiligt sich nicht an Spekulationen, wann entwicklungsfähige Talente im Seniorenbereich des aktuellen Landesligisten dafür sorgen, den zurzeit verschwindenden Anteil der Eigengewächse spürbar zu erhöhen. „Ich sage nur so viel, dass es bei aller Euphorie und allem Einsatz Jahre dauert, damit der geplante Umbruch Wirkung zeigt“: Der 46-Jährige weiß, wovon er spricht.