2024-05-02T16:12:49.858Z

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Bis zu 600 000 Euro weniger

TSV SCHOTT AG-Vorstandschef Heinricht kündigt massive Kürzungen an +++ Bis 2020 werden Spenden und Sponsoring halbiert

Mainz. Dem TSV Schott Mainz stehen heftige Einschnitte bevor: Die Schott AG, die den größten Breitensportverein in Rheinland-Pfalz in den vergangenen zehn Jahren mit rund zehn Millionen Euro unterstützt hat, wird ihr Engagement bis zum Jahr 2020 halbieren. Von da an fließen nur noch 500 000 Euro jährlich an Spenden und Sponsoring vom Glaswerk an den TSV. Im laufenden Jahr sind es noch 1,1 Millionen Euro, im kommenden Jahr 940 000 Euro. Danach wird der Betrag kontinuierlich zurückgefahren, wie Frank Heinricht, Vorstandschef der Schott AG, im Gespräch mit dieser Zeitung ankündigt.

Die Schott AG, deren Jahresumsatz bei zwei Milliarden Euro liegt, werde auch in Zukunft insgesamt zwei Millionen Euro jährlich in gesellschaftliches Engagement stecken, will dieses Geld aber anders verteilen. Aktuell profitiert der Breitensport deutschlandweit mit 1,3 Millionen Euro am stärksten. „Da möchten wir in Zukunft etwas umsteuern und insbesondere soziale Projekte im Rhein-Main-Gebiet und in Mainz stärker fördern“, kündigt Heinricht, der 2013 den Vorstandsvorsitz von Udo Ungeheuer übernommen hatte, an. Für den TSV sei das „schmerzlich, und wir haben es uns auch nicht leicht gemacht“.

Sinneswandel im neu besetzten Vorstand

Doch in der Führungsetage der auf B2B-Geschäfte spezialisierten AG schätzt man den Imagegewinn durch den als Werksklub gegründeten Breitensportverein offenbar nicht mehr so hoch ein wie in früheren Jahren. Im September 2015 hatte Heinricht im Mainzer Presseclub noch gesagt: „Man muss nicht ändern, was gut ist. Der TSV ist gut, das kann man so stehen lassen.“ Deshalb, so der Vorstandschef nun, bleibe die AG ja auch der größte Sponsor des Vereins. Doch im neu besetzten Vorstand habe sich die Einschätzung geändert, was die Förderschwerpunkte betrifft. „Wir wollen definitiv den Breitensport fördern, aber für semiprofessionellen Sport wollen wir keine Spendengelder ausgeben“, stellt Heinricht klar.

Der größte Kostenpunkt für den TSV mit im Schnitt 800 000 Euro im Jahr ist die vereinseigene, 80 000 Quadratmeter große Sportanlage, die knapp die Hälfte des Klubetats ausmacht und einen Großteil der AG-Zuwendungen verschlingt. Im kommenden Jahr steht für gut 120 000 Euro die Erneuerung der Tartanbahn an. „Die Größe des Vereins und der Anlage waren bisher von der Schott AG so gewollt“, betont der TSV-Vorsitzende Helmut Olyschläger: „Die Höhe der Reduzierung kommt für uns überraschend und trifft uns sehr schmerzlich. Wir werden nicht umhinkommen, weiterhin die Ausgaben zu reduzieren. Gleichzeitig arbeiten wir an Konzepten, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.“

Über Sponsoring, einen Ausrüstervertrag und Merchandising will der Verein neue Einnahmequellen erschließen. Bei der Sponsorensuche hat die AG, anders als bisher, ihr Einverständnis für Brustwerbung auf Fußball- und Hockey-Trikots erteilt. Die Eishockey-Abteilung wurde bereits ausgegliedert, in der Schach-Abteilung wurde kräftig gekürzt. „In der Fußball-Abteilung haben wir allein im letzten Jahr über 100 000 Euro eingespart“, erklärt Manager Till Pleuger. Zudem habe der Verein zuletzt neue Einnahmequellen erschlossen, beispielsweise die Fußballschule und die Kindersportakademie. Der Bereich Gesundheitssport solle ausgebaut werden. „Der TSV stellt eine starke Marke dar“, betont Olyschläger. Das solle so bleiben. Leitziel ist, so Pleuger, „als Ausbildungsverein qualitativ hochwertige Sportangebote bereitzustellen, damit erfolgreich zu sein und somit das positive Image unseres Vereins zu stärken“.

Der deutliche Rückgang der Zuwendungen hat vereinsintern gleichwohl zu kräftigen Turbulenzen geführt. „Wir werden gemeinsam mit unseren Mitgliedern ein tragfähiges Konzept entwickeln“, kündigt Pleuger an. Den möglichen Regionalliga-Aufstieg der Fußballer will Pleuger „definitiv nicht ausschließen“. Hierin liege eine Chance, mehr Sponsoren für den TSV zu gewinnen. Das Ziel müsse sein, im Aktivensport weitestgehend kostendeckend zu arbeiten. Auch eine weitere Erhöhung der Mitgliedsbeiträge könne man nicht ausschließen. Mit der Stadt soll zudem das Gespräch über ein Finanzierungskonzept für die Anlage, die auch für Schulsport genutzt wird, gesucht werden. Beim TSV steht nun eine Menge auf dem Prüfstand.



Aufrufe: 015.12.2016, 15:00 Uhr
Torben SchröderAutor