2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Sicherer Rückhalt: Kenneth Kronholm hütet das Tor von Holstein Kiel. Foto: getty
Sicherer Rückhalt: Kenneth Kronholm hütet das Tor von Holstein Kiel. Foto: getty

"Besonderes Spiel vor toller Kulisse"

Vor dem Gipfeltreffen beim MSV Duisburg: Holstein Kiels Torhüter Kenneth Kronholm spricht über Motivationen, Ziele und Statistiken

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Das Spiel des Jahres in der 3. Liga – und Holstein Kiel ist mittendrin. Am Sonnabend (13.30 Uhr) geht es im Gipfeltreffen zwischen dem Tabellenzweiten MSV Duisburg und dem einzigen Verfolger Holstein um den direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga. Besonders im Blickpunkt könnte dann Kenneth Kronholm stehen. Auf Holsteins Keeper könnte mehr Arbeit als sonst zukommen. Wir sprachen mit dem 29-Jährigen, der das Tor hinter der besten Abwehr der Liga hütet.

Kenneth Kronholm, so ein „Endspiel“ vor über 30000 Zuschauern – kommt da schon Vorfreude auf?

Klar. Um so etwas zu erleben, steht man morgens auf. Das wird ein besonderes Spiel vor einer tollen Kulisse und wir haben viele Fans dabei. Darauf freut man sich extrem. Aber man macht trotzdem nichts anders als sonst.

90 Prozent der Zuschauer sind gegen Sie. Belastung oder Motivation?

Olli Kahn hat mal gesagt, dass 60000 Leute gegen ihn Motivation pur sind. So geht uns das auch. Unser Ziel ist, die MSV-Fans zum Schweigen zu bringen.

Wird es das größte und wichtigste Spiel Ihrer bisherigen Karriere?

Ja. Das kann man schon so sagen. Mit Elversberg in der Arena bei 1860 München war sicher auch etwas Besonderes, als wir vor zwei Jahren in die 3. Liga aufgestiegen sind. Aber das hier ist noch eine Nummer größer.

Sie sind jahrelang viel gewechselt, haben bei größeren Clubs meist auf der Bank gesessen oder bei kleineren gespielt. Hätten Sie vor ein paar Jahren geglaubt, noch einmal so etwas zu erleben?

So wie die letzten drei Jahre für mich gelaufen sind, das kann man nicht planen. Aber es gab Knackpunkte in meiner Karriere, als ich gesehen habe: Das kann es nicht sein. Beispielsweise als ich für ganz wenig Geld beim VfR Mannheim in der Oberliga gespielt habe. Da kam dann irgendwann auch das Geld nicht mehr, und ich habe mir gesagt: Du musst Dir jetzt den Arsch aufreißen, wenn Du noch was packen willst. Dann kam über acht Ecken das Probetraining bei Regionalligist Elversberg.

Woran hat es gelegen, dass es zwischenzeitlich nicht so lief?

Wenn ich alles Revue passieren lasse, habe ich schon ein paar falsche Entscheidungen getroffen, beispielsweise bei Vereinswechseln. Aber daraus lernt man. Ein positiv Verrückter muss man als Torwart sein. Aber ich bin auch schon ruhiger geworden.

Seit dem Wechsel nach Elversberg ging es für Sie nur bergauf. Glauben Sie, dass es am Sonnabend auf Sie besonders ankommt?

Darüber mache ich mir eigentlich gar keine Gedanken. Wir haben immer einen Plan, sind gut auf den Gegner vorbereitet. Dafür sorgt unser Trainerteam ja jede Woche. Wir kennen die Stärken und Schwächen ganz genau. Dann kommt es auf uns an. Aber wie so ein Spiel dann läuft, ist nicht vorhersehbar.

Sie haben während der letzten Monate nie vom Aufstieg gesprochen. Jetzt ist Platz 3 quasi sicher. Macht man sich da mal Gedanken, was kommen könnte?

Eigentlich nicht. Es hört sich immer blöd an. Aber es hat sich einfach als richtig erwiesen, immer nicht weiter als eine Woche und nur an das nächste Spiel zu denken. Also freuen wir uns auf Duisburg und wollen dort gute Arbeit abliefern. Erst dann geht’s weiter.

Fragen wir doch mal anders: Seit wann haben Sie denn das Gefühl, dass in punkto Aufstieg für Holstein wirklich etwas gehen kann?

Ich habe zu keinem Zeitpunkt gedacht: Jetzt schaffen wir es auf jeden Fall. Ein gutes Gefühl habe ich schon sehr lange. Wir arbeiten als Mannschaft einfach sehr gut zusammen. Die ersten Spiele sah das nicht so rosig aus. Aber wir hatten nie negative Gedanken. Spätestens als wir im Herbst elf Spiele hintereinander nicht verloren haben, hat man gesehen, dass mit dieser Truppe etwas möglich ist.

2011 gab es schon mal ein großes Pokalspiel gegen Duisburg. 2:0 gewann Holstein damals. An die Szene, als Kazior nach einem Siedschlag-Freistoß einen Fehler vom damaligen Duisburger Torwart Fromlowitz genutzt hat, erinnern sich in Kiel noch viele. Spricht man über so etwas in der Kabine noch mal?

Das habe ich vor ein paar Wochen mal erzählt bekommen. Rafa hat beschrieben, wie die Situation damals war. Aber ein großes Thema ist das Spiel von damals jetzt nicht mehr.

Zuletzt gab es ab und zu mal Schlagzeilen über Sie. „Nur Neuer ist besser“, war da schon mal zu lesen, weil im Profifußball nur der Bayern-Keeper eine bessere Gegentor-Quote hat als Sie. Nimmt man das positiv wahr?

Für den Moment ist das natürlich schön zu hören. Das sind Statistiken. Solange die positiv sind, ist das doch nur gut. Aber allzu lange denkt man nicht darüber nach.

Wie beschäftigt man sich am Abend vor so einem wichtigen Spiel?

Ich teile das Zimmer mit Maik Kegel. Normalerweise schaut man abends auf dem Hotelzimmer noch Bundesliga oder 2. Liga. Das fällt jetzt weg. Aber man macht da nichts Großes, unterhält sich, macht ein paar Witze. Alles ganz entspannt.

Interview: Christian Jessen

Aufrufe: 015.5.2015, 18:30 Uhr
sh:z / Christian JessenAutor