2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Seit Jahrzehnten immer am Ball: Rudi Hirschmann (re.), hier bei der Auszeichnung von Tobias Wölfel, der 400 Spiele für den FSV Stadeln absolviert hat, wechselt sich aus: Er ist ab Freitagabend Ehrenpräsident der Stadelner. F: Zink
Seit Jahrzehnten immer am Ball: Rudi Hirschmann (re.), hier bei der Auszeichnung von Tobias Wölfel, der 400 Spiele für den FSV Stadeln absolviert hat, wechselt sich aus: Er ist ab Freitagabend Ehrenpräsident der Stadelner. F: Zink

Beim FSV Stadeln endet eine Ära

Rudi Hirschmann gibt das Amt des Vorsitzenden ab

Eine Ära geht zu Ende, die in unserer vom ständigen Wechsel bestimmten Zeit beeindruckend ist: Wenn der FSV Stadeln am Freitag seine neue Vorstandschaft wählt, stellt sich Rudi Hirschmann nicht mehr zur Wahl. In 42 seiner 72 Lebensjahre hat er die Entwicklung des Vereins als Vorsit­zender geprägt, dem er als 14-jähri­ger Schüler seit seiner Gründung 1958 erst als Spieler und später als Funktionär nicht nur die Treue gehal­ten, sondern in den er viel Energie und noch mehr Zeit investiert hat.
Die Andeutung eines ver­schmitzten Lächelns huscht, wie spä­ter noch etliche Male, über das Gesicht von Rudi Hirschmann. „Ich bin halt Stadelner und leidenschaftli­cher Fußballer“, versucht er zu erklä­ren, warum er sein Leben so eng mit dem Verein verknüpft hat, den sein Vater schon einige Jahre geführt hat.

„Irgendwie hat sich das alles so ergeben“, sagt er. Erst Schriftführer, dann jahrelang stellvertretender Vor­sitzender – und seit 1974 eben die Nummer eins in der Führungsriege; mit gerade 30 Jahren. Und zudem noch Spieler in der „Ersten“, für die er in 20 Jahren die Rekordzahl von 810 Spiele bestritt, mit dem Aufstieg in die Bezirksliga 1976/77 als Höhe­punkt.

Nicht immer reibungslos

Nach zehn Sturm- und Drangjah­ren als Mittelstürmer war Hirsch­mann inzwischen als Libero dabei. Übersicht und Spielkontrolle waren auf dieser Position gefragt – nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um auch den Verein kontrolliert zu füh­ren. Reibungslos ging das nicht immer, aber viele gute Beziehungen, überwiegend loyale Mitarbeiter und ständiger direkter Meinungsaus­tausch – Zitat Hirschmann in einer Schlagzeile dieser Zeitung: „Am Stammtisch lassen sich Probleme am besten lösen“ – waren eine gute Basis, um die wachsenden Anforde­rungen an einen Verein moderner Prä­gung bewältigt. Gab’s Schwierigkei­ten, wurde diskutiert, das letzte Wort aber hatte Hirschmann: „Denn einer musste ja entscheiden.“ Leicht war das wahrlich nicht immer, Kritik gab es von innen und von außen, „aber das ist bei allen Ver­einen so“. Dennoch hat er alles mit der für ihn typischen Gelassenheit („eine meiner Stärken“) unter einen Hut gebracht: den Fußball als Akti­ver, „auch weil damals die Anforde­rungen bei weitem nicht so hoch waren“, den Verein und den Beruf. Über 48 Jahre in einer Firma, viel im Außendienst, zuletzt als Verkaufslei­ter; fränkisch eben: bodenständig, be­harrlich, verlässlich – und zielstre­big.

Und dann war da noch die Familie. Ehefrau Hannelore, kennengelernt als Spielerin in der Stadelner Frauen­mannschaft – wie könnte es auch anders sein; eine Tochter, zwei Söh­ne, alle durchaus sportlich und damit nahezu zwangsläufig integriert in die große Stadelner Vereinsfamilie. Und der Zusatz, wieder mit kurzem Schmunzeln: „Meine Frau hat ja gewusst, was auf sie zukommt.“ Damals – aber es hat sich eben vieles geändert, nicht nur im Vereinsleben. Für die vier Enkel jedenfalls, so Hirschmann, „habe ich fast mehr Zeit als für meine Kinder in dem Alter.“

„Eine schöne Zeit war’s insge­samt“, wie er zusammenfassend fest­stellt. Der Aufstieg der FSV-Fußballer in die Landesliga 2012 einer der Höhepunkte, aber auch viele Erinne­rungen und Kontakte zu anderen Ver­einen möchte er nicht missen. Denn bei allem Einsatz für die Stadelner Belange, „nur die Vereinsbrille hatte ich nie auf, mein Interesse gilt dem Amateurfußball im Allgemeinen, vor allem der Nachwuchsarbeit“.

Da blieben Urkunden, Verdienstna­deln und Medaillen in Gold und mit Brillanten von BFV, DFB und BLSV nicht aus. „Die bekommt man eben, wenn man so lange dabei ist“, lautet Hirschmanns Kommentar, wobei er auf eine Auszeichnung besonders stolz ist: das goldene Kleeblatt der Stadt Fürth.

Ex-Profi als Trainer

Eine seiner letzten und wichtigen Amtshandlungen war die Verpflich­tung von Mathias Surmann, Ex-Profi bei der SpVgg Greuther Fürth, ab 1. Januar als Trainer für das Landesli­gateam. Damit verbunden die Zuver­sicht, „dass er die sportlichen Proble­me in den Griff bekommt und wir in der Liga bleiben“. Ohnehin ist er generell „guter Dinge“ für die Zu­kunft des Vereins, ist seine Nachfolge in einem neuen Führungsteam längst geregelt. Den Wahlen will Hirsch­mann allerdings nicht mit irgendwel­chen Namen vorgreifen.

Sicher ist jedoch, dass er selbst danach nicht einfach „mal weg ist“. Dafür war er zu lange auf den Verein und dieser auf seine Person fixiert. Nach Ehrenspielführer wird Rudi Hirschmann nämlich auch noch Ehrenpräsident mit Sitz und Stimme im Vorstand.

Einiger Gesprächsbedarf nicht nur am Stammtisch darf vorausgesagt werden – in aller Gelassenheit ver­steht sich, das verschmitzte Lächeln inbegriffen.

Aufrufe: 028.1.2016, 10:18 Uhr
Wieland Peter (FN)Autor