Herr Ewertz, die beiden letzten Gegner der Hinrunde lauten KFC Uerdingen und Turu. Kommen diese Aufgaben nach so einer Pokalnacht zu früh oder genau richtig?
Ewertz Die Spiele sehe ich als gute Gelegenheit, denn jeder brennt darauf, sich weiter zu beweisen. Wir sehen Wuppertal und Uerdingen ungefähr auf dem gleichen Niveau und konnten im Training Fehler aus dem WSV-Spiel ansprechen, die wir am Sonntag abstellen wollen. Die Motivation gegen Turu wird dann genauso hoch sein, weil sich keiner wochenlang Sprüche über eine Derbyniederlage anhören will.
Welche Fehler hat der SCW gegen Wuppertal konkret gemacht?
Ewertz Viel war das nicht. Wir haben defensiv gut gestanden und mit Fußball gespielt. Allerdings hat uns etwas der Mut nach vorne gefehlt. Wir hätten öfter die Eins-gegen-Eins-Situationen suchen sollen.
Trotzdem hat man den Eindruck, dass West die große Kulisse gefällt. In Uerdingen sind durchschnittlich 1600 Zuschauer vor Ort, die zum Großteil erneut gegen euch sein werden. Wie wirkt sich das auf die Spieler aus?
Ewertz Da ist jeder vom Typ anders. Mich selbst pusht es nur, wenn man solch eine Kulisse gegen sich hat. Und wenn Baumberg und Bocholt es geschafft haben, gegen Uerdingen zu punkten, können wir das auch.
Nun wage ich zu behaupten, dass sich Ihr Fitnesszustand im Vergleich zur Vorsaison verbessert hat. Man hat das Gefühl, dass Sie längere Wege gehen, ist das Extraschichten geschuldet?
Ewertz In der Vorbereitung habe ich Gas gegeben, war öfter im Kraftraum und habe zusätzliches Lauftraining gemacht. Wer fitter ist, spielt besser Fußball und geht mehr Wege, auch wenn sie wehtun – notfalls auch für seine Mitspieler.
Im defensiven Mittelfeld gehört es zu Ihren primären Aufgaben, Passwege des Gegners zu schließen. Insgesamt hat sich die Sechserposition mit den Jahren verändert, stimmen Sie zu?
Ewertz In der Gladbacher-Jugend habe ich zuerst den klassischen Abräumer gegeben. Ab der A-Jugend war es dann ein Mix aus Sechser und Zehner, so interpretiere ich die Rolle heute. Einerseits sehe ich meine Verantwortung darin, der Offensive den Rücken frei zu halten und ihr Arbeit abzunehmen, andererseits muss ein Sechser auch torgefährlich sein. Der Trainer fordert von uns Offensivakzente.
Gegen Wuppertal waren gleich drei Sechser auf dem Platz. Wie unterscheiden sich Ihre Qualitäten von denen Zilgens´ und Keseroglus?
Ewertz Da ist eigentlich kein großer Unterschied. Christoph Zilgens denkt vielleicht einen Tick defensiver und Apo Keseroglu ist sicher der Offensivste von uns.
Schlussfrage: Etwas Zählbares trauen Sie ihrem Team gegen den Tabellenführer zu. Was werden Sie tun, falls am Sonntag für West sogar ein Sieg herausspringt?
Ewertz (lacht) Bei einem Sieg gegen Uerdingen werde ich in der Kabine ein Lied vortragen.
Wir sind gespannt, ob es den singenden Sechser geben wird. Vielen Dank für das Interview.