Dabei kommt ihn sein Arbeitgeber entgegen, denn der Großhandelskaufmann kann seinen Dienst in einer Gleitzeit leisten. Beginnen darf er zwischen 7 und 9 Uhr, sodass zwischen 15.30 Uhr und 17.30 Uhr Schluss ist. Außerdem baut Daour je nach Bedarf eine der vorhandenen Überstunden ab. Bei den abendlichen Fußball-Einheiten, bei denen im Moment die Ausdauer im Mittelpunkt steht, will er sich trotz allem vor keiner Minute drücken: "Ich versuche, das ganze Programm durchzuziehen." Natürlich hat Trainer Salah El Halimi den Muslimen in seiner Mannschaft geraten, genau auf ihren Körper zu hören - und zur Not kürzerzutreten.
Die präzise Einhaltung der Ramadan-Regeln ist für Daour keine lästige Pflicht, sondern selbstverständlich: "Ich kann dann auch an die Menschen denken, die nicht so viel haben." Aus dem Glauben schöpft er zudem die Stärke, mit Rückschlägen umzugehen. Dazu gehörten etwa der Abstieg mit den Sportfreunden aus der Oberliga in die Landesliga und das persönliche Pech, denn der Fußballer Daour musste wegen einer heftigen Verletzung (Sehnenriss) aus dem Oktober 2014 rund ein halbes Jahr lang pausieren. "Was mir passiert, ist von Gott bestimmt", sagt Ali Daour, der sich in der Endphase der vergangenen Saison wieder in die Mannschaft zurückkämpfen konnte. Für die nächste Serie ist es sein Ziel, oben mitzumischen: "Aber es geht für uns nicht darum, direkt wieder aufzusteigen."
Dass SFB-Trainer Salah El Halimi seinen Spieler in dessen religiöser Haltung unterstützt, versteht sich von selbst - weil er ohnehin den Glauben aller Spieler respektiert. Da El Halimi darüber hinaus ebenfalls Muslim ist, versteht er Daour sogar ganz besonders gut. Und er schätzt den Einsatz des 24-Jährigen: "Er ist einer, der sich quälen kann." Für El Halimi ist die strikte Einhaltung der Ramadan-Regeln ebenfalls normal. Er sieht darin sogar Merkmale, die sich auf den Fußball und den Sport allgemein übertragen lassen: "Der eine oder andere lernt dadurch, an seine Leistungsgrenze zu gehen. Deshalb ist das auch eine Willensschulung. Was ein Wille leisten kann, sieht man zum Beispiel beim Ironman im Triathlon. Das siehst du und fragst dich immer, wie die das schaffen können."
Knapp zwei Wochen dauert der Ramadan noch. Obwohl die Teilnahme daran für Daour zu den festen Größen im Leben gehört, freut er sich auf das Ende des Fastenmonats. Dann dreht sich beim drei Tage dauernden Zuckerfest alles um die Familie. "Die Kleineren bekommen sogar Geschenke", erzählt Daour, "also ich nicht mehr. Ich bin jetzt selbst einer, der Geschenke macht." Es sieht ganz danach aus, dass Ali Daour, 24 Jahre jung und Fußballer aus Leidenschaft, gerade im Ramadan zu sich selbst findet.