2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Thomas Rinke
F: Thomas Rinke

Begrüßung vor dem Spiel wird zur Pflicht

Der Fußball-Verband Niederrhein will den Fair-Play-Gedanken weiter stärken, indem Mannschaften bis runter in die Kreisliga C vor dem Anpfiff gemeinsam auflaufen. Dann soll es das aus der Bundesliga bekannte Händeschütteln geben.

Bekannt ist das Prozedere von Partien aus der Champions League und Länderspielen. In der Bundesliga wird es seit 2013 praktiziert, und bei Spielen mit Schiedsrichtergespann im Amateurbereich ist es seit geraumer Zeit zumindest nicht unüblich.
Jetzt müssen ab der kommenden Saison auch die Amateure hinunter bis zur Kreisliga C sowie die Jugend-Fußballer vor dem Anpfiff gemeinsam zur Mitte des Platzes laufen, sich in einer Reihe aufstellen und anschließend mit dem Shakehands mit Schiedsrichter und Gegner beginnen.

Bislang war diese Vorgabe lediglich wünschenswert, ab Montag wird sie als Pflicht in den Durchführungsbestimmungen des Fußball-Verbandes Niederrhein (FVN) für die neue Saison geführt. "Es ist noch keine Ordnungsstrafe vorgesehen, wenn es nicht praktiziert wird. Aber wir werden Augen und Ohren offen haben", sagt Wolfgang Jades, Fußballausschuss-Vorsitzender des FVN. "Dies ist eine Fortführung des Fair-Play-Gedankens, der verbindlich auch für die Kreise gilt. Denn die können die Durchführungsbestimmungen ergänzen, aber nicht verändern." Somit müssen die Kreisliga-Fußballer, die auf eine letzte Kabinenansprache vor dem Anpfiff verzichten, nach dem Aufwärmen wieder vom Platz, ehe der Referee mit dem Spielball kommt.

"Ich finde das so, wie es von oben diktiert wird, nicht gut", sagt Markus Schürbüscher. Der Vorsitzende des Fußballausschusses des Kreises Rees-Bocholt hätte es besser gefunden, wenn man die Vereine vorher nach ihrer Meinung gefragt hätte. "Es ist gut, wenn sich alle Kicker und Schiedsrichter vor und natürlich auch nach dem Spiel die Hand geben", so Schürbüscher. "Aber diese gesamte Prozedur mit dem gemeinsamen Einlaufen ist in den untersten Klassen, wo ja teilweise schon kein Schiedsrichter mehr vor Ort ist, so nicht umsetzbar. Ich bin gespannt, ob dann die Betreuer die Mannschaften aufs Feld führen."

"Auflaufen wie die Stars, obwohl kaum Zuschauer und immer öfter keine Schiedsrichter da sind - ich halte das für völlig überflüssig", sagt Christof Weidemann, bis zum Sommer Coach von BW Wertherbruch II in der Kreisliga C. "Auch das Eintragen des Trikotsponsors in der untersten Klasse ist doch Quatsch. Der Verband sollte sich lieber mal darum kümmern, dass die Vereine, die selbst noch zahlreiche Schiedsrichter stellen, auch zu ihren Spielen welche bekommen."

Vom Prinzip her sei das keine schlechte Idee, sagt Michael Bruns zu der Neuerung. Doch es bringe rein gar nichts, nur vor dem Anpfiff eine gute Miene aufzusetzen. "Man sollte diesen Fair-Play-Gedanken auch nach dem Abklatschen im Spiel weiter umsetzen", fordert der Trainer des SV Bislich II, der auch in der Kreisliga C kickt.

Jörg Gonschior, Trainer des Bezirksligisten Hamminkelner SV, nutzt das Thema zu einen Rundumschlag gegen immer mehr Anweisungen von oben. "Mit solchen diktierten Vorschriften und Verfahrensabläufen für die untersten Amateurklassen verzettelt sich der DFB immer weiter." Angefangen habe alles mit der Verlegung von Erstligaspielen auf den Sonntag. Gonschior befürchtet, dass die vielen Änderungen dazu beitragen, den Amateurfußball immer weiter kaputtzumachen. "Für den Spielbetrieb benötigt man eigentlich schon einen Anwalt und einen Steuerberater."

Michael Mailänder, Trainer der SGP Oberlohberg III in der Kreisliga C des Kreises Duisburg-Mülheim-Dinslaken, begrüßt die Änderung. "Ich kann jetzt natürlich auch noch nicht sagen, ob es wirklich etwas bringt. Aber es ist nun einmal so, dass wir gerade in den unteren Ligen Woche für Woche Auseinandersetzungen haben", sagt Mailänder. Da könne es bestimmt nicht schaden, wenn man sich vor dem Spiel freundschaftlich die Hand gibt. "Wenn wir nichts versuchen, dann wird sich auch sicher nichts verbessern." Die Spieler würden das Prozedere allerdings "nicht so prickelnd" finden: "Vielen kommt es albern vor, weil das Vorgehen ja an die großen Begegnungen wie beispielsweise in der Champions League angelehnt ist. Über den eigentlichen Sinn haben die meisten noch gar nicht nachgedacht", so der Übungsleiter der SGP III.

Andreas Matyjaszek, Trainer der ersten Oberlohberger Mannschaft in der Kreisliga A, hat das allerdings schon getan. Er glaubt nicht an einen positiven Effekt. Sein kurzer Kommentar zur Neuerung: "Alles Banane."

Aufrufe: 023.7.2015, 22:28 Uhr
RP / Andreas NohlenAutor