2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Mike Wunderlich
Mike Wunderlich

"Bayer wäre riesig gewesen"

Mike Wunderlich bekennt sich zur Viktoria hat den Profifußball aber noch nicht abgehakt

Viktorias Mike Wunderlich spricht im Interview mit Oliver Löer über das Leverkusener Angebot, den Auftakt in der Regionalliga West gegen Oberhausen und über den 1. FC Union Berlin, den Gegner in der ersten Runde im DFB-Pokal.

Herr Wunderlich, der erste Spieltag in der Fußball-Regionalliga ist absolviert. Wie bewerten Sie das 1:1 zum Auftakt gegen Oberhausen?

Es war ein schwieriges Spiel für uns. Die erste Halbzeit war noch ganz ordentlich, leider hat uns die Führung keine Sicherheit verliehen. Und am Ende haben wir vielleicht zu sehr versucht, das 1:0 über die Zeit zu bringen.

Wie lange wird es dauern, bis sich die neu formierte Mannschaft in sportlicher Hinsicht gefunden hat?

Schwer zu sagen. In der Vorbereitung konnte man schon erkennen, dass sich die Neuzugänge ganz gut integriert haben. Ob es nun eine Woche oder länger dauert, bis wir komplett eingespielt sind, kann ich aber beim besten Willen nicht beurteilen.

Sie wären beinahe gar nicht mehr Teil dieses neuen Viktoria-Teams gewesen, weil Bayer 04 Leverkusen aus der Fußball-Bundesliga Interesse an Ihnen bekundet hatte.

Das Thema ist für mich abgehakt. Natürlich wäre ein Wechsel zu Bayer eine riesige Sache für mich gewesen, das möchte ich auch gar nicht herunterspielen und ich gehe mal davon aus, dass jeder Verständnis für diese Aussage hat. Nun gilt meine ganze Konzentration der Viktoria. Ich habe diesem Verein eine Menge zu verdanken.

Warum ist aus dem Traum Bayer 04 Leverkusen am Ende nicht Wirklichkeit geworden?

Da sollte man schon die Umstände berücksichtigen. Ich bin nach meiner Zeit beim FSV Frankfurt inzwischen fünf Jahre in der Regionalliga unterwegs, und mit 29 Jahren gehöre ich ja auch zu den, sagen wir einmal, erfahreneren Spielern. Und vielleicht sollte man auch nicht vergessen, dass wir hier von einem Champions-League-Teilnehmer reden. Lassen wir die Kirche also im Dorf.

Ist das Thema Profifußball für Sie erledigt?

Ganz abgeschlossen habe ich mit dieser Thematik mit Sicherheit nicht, und das sollte ein Fußballer auch niemals tun, weil in diesem Geschäft alles sehr schnell gehen kann. Falls es noch einmal eine passende Alternative geben sollte, werde ich mich sicherlich auch mit ihr beschäftigen.

In dieser Saison sind Sie zum Kapitän des FC Viktoria Köln auserkoren worden. Wie werden Sie die Rolle des Spielführers interpretieren?

Zunächst einmal bin ich bestimmt nicht der einzige, der die Mannschaft auf und abseits des Platzes zu führen hat. Wir haben genügend Leute, die ebenso dazu imstande sind und darüber hinaus dem Mannschaftsrat angehören. Was mich betrifft, sind große Worte nicht mein Ding. Mir ist es wichtig, mit Leistung und Einstellung voranzugehen.

Seit acht Monaten betreut Tomasz Kaczmarek die Mannschaft. Wie beurteilen Sie ihn in seiner Tätigkeit als Trainer?

Wir haben von Anfang an gemerkt, dass er ein eindeutiges Konzept und eine klare Idee verfolgt, wie er sich den Fußball der Mannschaft vorstellt und wie wir ihn anschließend umsetzen sollen. Als Fußballer registrierst du ziemlich schnell, ob jemand nur redet oder ob am Ende mehr hinter seinen Worten steckt.

Am Samstag trifft Viktoria Köln in der ersten Runde des DFB-Pokals auf Union Berlin aus der zweiten Liga. Wie groß sind die Chancen auf ein Weiterkommen?

Union ist nicht besonders gut gestartet in der Liga, als Zweitligist aber natürlich klarer Favorit. Wir auf der anderen Seite brauchen einen überragenden Tag, um sie zu schlagen. Aber auf eine Sensation hofft man natürlich immer.

Letztes Jahr hat der FC Viktoria beim 2:4 gegen Hertha BSC Berlin ziemlich lange mithalten können.

Das stimmt, wobei wir ja schon mit 0:3 zurück lagen. Dann hat jeder gedacht: »Leck mich, wir spielen jetzt einfach drauf los!« Auf einmal stand es 2:3 und wir waren wieder mittendrin im Spiel. Die Partie gegen Hertha sollte uns Mut geben — gegen Union sollten wir dann aber 90 Minuten konzentriert arbeiten.

Was geschieht, wenn Viktoria Köln am Samstag die zweite Runde erreicht?

Oh, mein Gott. Darüber habe ich mir wirklich noch keine Gedanken gemacht. Bis es soweit ist, haben wir auf jeden Fall einen richtig harten und schweren Weg zu gehen. Falls wir Berlin raushauen sollten, werden Mannschaft und Verein aber bestimmt spontan genug sein, um etwas auf die Beine zu stellen.

Zur Person:

Mike Wunderlich (29), geboren in Köln, spielte in der Jugend für Viktoria Köln und den 1.FC Köln und rückte anschließend in die U23 des FC auf. 2008 wechselte der Mittelfeldspieler zu RW Essen in die Regionalliga West. In der Saison 2010/2011 absolvierte der Sohn von Viktoria-Sportvorstand Franz Wunderlich 28 Spiele (fünf Tore) für den FSV Frankfurt in der zweiten Bundesliga, entschied sich im folgenden Jahr aus gesundheitlichen Gründen aber für einen Wechsel zum FC Viktoria Köln, für den er seit 2011 spielt und seitdem in 129 Spielen 78 Tore erzielte. Mike Wunderlich ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. (ol)

Aufrufe: 06.8.2015, 19:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Das Gespräch führte OliverAutor