Eine Träne verdrücken hätten die Gütersloherinnen können, weil sie genügend Chancen hatten, um das (vielleicht) entscheidende Tor zu erzielen: Isabelle Wolf lupfte den Ball in der 23. Minute an den Pfosten. Josephine Giard traf den Ball nicht voll (21.), nicht richtig (26.), schoss ihn zu hoch (30.) und nach einem bärenstarken Solo-Konter gegen vier Wolfsburgerinnen am langen Pfosten vorbei (75.). Marie Pollmann schließlich köpfte das Leder nach einem Kleinherne-Eckstoß über die Latte (44.), und nach einer traumhaften Angriffskombination über Pia Lange und Shpresa Aradini wurde ihr Schuss in der 72. Minute knapp zur Ecke abgefälscht. „Wir hätten es heute verdient gehabt“, bedauerte Marina Hermes, aber auch die Kapitänin hatte dabei aus berechtigtem Stolz über die Leistung der Mannschaft eher ein Lachen im Gesicht.
Voraussetzung für das Erspielen der zahlreichen Tormöglichkeiten war die goldrichtige Aufstellung und die perfekte Einstellung des Teams durch Trainerin Britta Hainke. Nicht nur, dass alle Spielerinnen mit einer herausragenden Zweikampfführung und einer riesigen Laufleistung immer wieder die Bälle im Mittelfeld eroberten und die richtigen Räume besetzten. Es gelang auch, sowohl defensiv als auch offensiv, den Ball mutig in den eigenen Reihen zu halten und statt sofortigen langen Schlägen spielerische Lösungen zu finden. „Die Mannschaft hat überragend umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben“, lautete deshalb das Pauschallob der Trainerin. „Wir können es ja, es wurde nur langsam mal Zeit, dass wir es zeigen“, freute sich Geldona Morina, die auf der „Sechserposition“ endlich ein- mal ihr Potenzial voll abrief.
Als bisher einziges Team der 2. Liga gegen die Wolfsburger Offensivwucht kein Gegentor kassiert zu haben, ist ein weiterer Aspekt, auf den der FSV stolz sein kann. Ein paar Mal gehörte allerdings auch Glück dazu: In der Anfangsphase vergaben Agata Tarczynska (1.) und Meret Wittje (3.) gute VfL-Chancen, und in der 45. Minute schob Anna-Lena Stolze den Ball nach einem Konter aus acht Metern am Tor vorbei. „Keine meiner Spielerinnen kam heute an ihre Normalform heran“, sagte Sascha Glass. Aber der selbst der Wolfsburger Trainer musste eingestehen: Ein Sieg für Gütersloh wäre nicht unverdient gewesen.“