2024-06-14T14:12:32.331Z

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Trierischer Volksfreund/Archiv
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Aufstieg des FSV Salmrohr: Zeitzeugen erinnern sich

Als die Moselaner in der 2. Bundesliga kickten - Multimedia-Präsentation

Genau heute vor 30 Jahren hat ein Fußballverein aus der Region Geschichte geschrieben: Der FSV Salmrohr schaffte den Sprung in die 2. Bundesliga. Bislang ist das keinem kleineren Club je gelungen.

Salmtal. Nur noch 13 Minuten. Den Salmtalern läuft die Zeit davon. Die Gäste aus Offenbach liegen mit 2:1 vorne und haben das Spiel bisher klar beherrscht. Zwölf Minuten bis zum Abpfiff – dabei steht so viel auf dem Spiel. Nur ein einziger Treffer genügt, ein einziger Punkt. Und dann passiert die Sensation: Salmrohrs Stürmer Herbert Herres schießt von rechtsaußen aufs Tor – und trifft! Der Offenbacher Torwart streckt sich nach dem Ball, aber: keine Chance, unhaltbar!

Und der Jubel bricht los unter den rund 4000 Zuschauern. In den verbleibenden Minuten schaffen es die Offenbacher Kickers nicht mehr, einen dritten Treffer zu landen. Am Mittwoch, 18. Juni 1986, um 20.59 Uhr lautet der Spielstand: Unentschieden, 2:2. Der Aufstieg Salmrohrs in die 2..Bundesliga ist perfekt.
Was danach im Stadion des damals gerade einmal 1000-Seelen-Dorfes Salmtal los war, beschreibt TV-Mitarbeiter Jürgen ´Braun seinerzeit mit den Worten: „eine Explosion“, „ein Befreiungsschlag“, „die Erfüllung eines Traumes“.

„Die Erfüllung eines Traumes“ - für den damaligen Präsidenten des FSV Salmrohr, Peter Rauen, war der Aufstieg genau das, erinnert er sich heute - auf den Tag genau 30 Jahre später. Ein Vierteljahrhundert lang hatte Rauen den Verein schon bis zum Aufstieg geleitet. Er hat, wie sein Vater vor ihm, selbst in der Mannschaft gespielt, danach das Amt des Präsidenten übernommen. Dass er sich nach dem Aufstiegsspiel die ein oder andere Freudenträne aus dem Auge wischen musste, will er heute nicht mehr zugeben – „ein emotionaler Moment“ sei es aber in jedem Fall gewesen. Niemals – weder davor noch danach – gelang es einem Club aus einer so kleinen Gemeinde, wieder in die 2. Liga aufzusteigen. Was war das Geheimrezept? Für Rauen, ganz klar: das Team.

„Das war eine verschworene Einheit – das kann man sich heute kaum noch vorstellen“, sagt er. Die Spieler des Clubs stammten fast alle aus der Region. Geld für teure Torjäger aus anderen Vereinen habe es in Salmtal keins gegeben. Und so wurden beim FSV keine Stars eingekauft, sondern Nobodies aus der Region zu Stars gemacht. Edgar Schmitt zum Beispiel, der sich später als „Euro Eddy“ beim Karlsruher SC einen Namen machte, startete in Salmrohr als Unbekannter. Zuvor hatte der damals 21-Jährige beim FC Bitburg gekickt. Ähnlich lief es bei Herbert Herres ab, dem Schützen des Aufstiegstores.

Eine schillernde Figur gab es aber doch im FSV-Team: Bernd Hölzenbein, Weltmeister von 1974, kickte noch mit 40 Jahren für Salmrohr. Im Aufstiegsspiel gegen Offenbach schleppte sich der verletzte Fußball-Opa dank Eisbehandlung und Massagen 27 Minuten lang durch. Hölzenbein war der einzige Profi unter Feierabendkickern. In der Zweitliga-Saison war er dann schon nicht mehr dabei. Im Team: nur noch Feierabendkicker. Das rächte sich: Die Moselaner stiegen ab, die Rückkehr gelang nie wieder. Klaus Toppmöller, damals Spielertrainer und Manager, sagt noch heute: „Der Klassenerhalt wäre möglich gewesen. Aber dann hätte man das Hobby zum Beruf machen müssen.“ Andere Zweitligisten wie Mainz und St. Pauli beschäftigten fast nur Vollprofis - einmal Training in der Woche habe da nicht gereicht.

Chancenlos sei man trotzdem nicht gewesen, so Toppmöller. Einige Spiele konnten die Außenseiter durchaus für sich entscheiden. Und dabei haben Tausende Fans zugesehen. Denn schnell entwickelte sich der Club aus dem kleinen Moselort zu einer Attraktion, die immer mehr Menschen anzog. Salmtal, eine Gemeinde, von der bis dato noch kaum jemand in der Sportwelt gehört hatte, erreichte durch das Fußballteam Bekanntheit.
Und auch so manches gegnerische Team sollte sich den Namen des Dorfes merken. Nachdem die Salmtaler 1860 München in der Aufstiegsrunde eine Packung verpasst hatten, soll Löwen-Präsident Karl Heckl nur geflucht haben: „I’ woas jetzt, wo das Saudorf liegt“.

Multimedia-Präsentation: Die Geschichte des Aufstiegs - mit den Erinnerungen der Zeitzeugen im Video: Jetzt hier aufrufen!

Aufrufe: 018.6.2016, 00:53 Uhr
volksfreund.de/Christian AltmayerAutor