2024-05-02T16:12:49.858Z

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Blättert im Fußball-Archiv:  Bernd Kinzel vom VfL Wildeshausen. Michael Hiller
Blättert im Fußball-Archiv: Bernd Kinzel vom VfL Wildeshausen. Michael Hiller

"Aufstieg das absolute Highlight"

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Sie können an diesem Freitag (19.15 Uhr, Krandel-Stadion) etwas Historisches schaffen: Mit einem Unentschieden oder Sieg im Saisonfinale ...
der Fußball-Bezirksliga gegen den SV Atlas Delmenhorst hätten die Kicker des VfL Wildeshausen nicht nur die Meisterschaft sicher, sondern auch den Aufstieg in die Landesliga.

Es wäre das dritte Mal, dass der größte Verein aus der Wittekindstadt auf dieser Ebene im Fußball vertreten ist. Vor 23 Jahren in der Saison 1991/92 gewann der VfL schon einmal die Bezirksliga-Meisterschaft und stieg in die damalige Bezirksoberliga auf. Dort hatte der Verein fast 30 Jahre zuvor bereits Erfahrungen gesammelt. 1995 wurde die Bezirksoberliga in die Landesliga umbenannt. Bis zur Saison 1998/99 war der VfL dort etabliert, ehe mit drei Abstiegen in Folge der Absturz bis in die Kreisliga erfolgte.

"Die Saison mit dem Aufstieg 1992 war das absolute Highlight für jeden Spieler unserer Mannschaft", erinnert sich mit dem Wildeshauser Bernd Kinzel einer der einstigen Aufstiegshelden gerne zurück. Auch das aktuelle Geschehen rund um die erste Mannschaft des VfL verfolgt der damalige Defensivspieler und Freistoßspezialist sehr intensiv. Bei so ziemlich jedem Heimspiel steht Kinzel, der seit vielen Jahren unter anderem als Jugendtrainer beim VfL weiter stark engagiert ist, im Stadion und fiebert mit. "Wenn ich unsere damalige und die heutige Mannschaft vergleiche, sehe ich durchaus einige Parallelen", hat der 46-Jährige beobachtet.

Der größte Unterschied sei jedoch gleich vorweggenommen: Während in dieser Saison die Entscheidung erst im letzten Spiel zwischen Wildeshausen (77 Punkte) und Atlas (76) fällt, waren Kinzel und Co. im Mai 1992 wesentlich schneller. Bereits am fünftletzten Spieltag machten die Wildeshauser damals ihr Meisterstück, nach einem 2:1-Erfolg beim direkten Konkurrenten TuS Frisia Goldenstedt kannte der Jubel keine Grenzen. Helge Cordes und Martin Brockmann waren es am Sonntag, 3. Mai 1992, die mit ihren Toren den VfL zu Meisterschaft und Aufstieg schossen. Da ein Wildeshauser Sieg in Goldenstedt schon länger zurück lag, "wollten wir unbedingt dort Meister werden", erzählt Kinzel. Dementsprechend groß war danach die Euphorie. "Wir stellen Wildeshausen auf den Kopf", jubelte beispielsweise Fußball-Abteilungsleiter Ottmar Jöckel.

Und damit beginnen auch die Parallelen, denn damals wie heute ist Jöckel der Chef der VfL-Fußballer. "Ihm gebührt ein großer Anteil an diesen Erfolgen", lobt Kinzel. Die aktuelle Tabellenkonstellation ist für Jöckel etwas Besonderes: "Wir freuen uns alle auf ein tolles Spiel. Es gibt nichts Schöneres, wenn zwei Topmannschaften 29 Spieltage durch die Liga marschieren und sich dann am letzten Spieltag gegenüberstehen, wo die Entscheidung um den Aufstieg fällt", sagte Jöckel in der vergangenen Woche während eines Pressegesprächs.

Auch auf der Trainerposition gibt es Ähnlichkeiten: Sowohl der damalige Meistertrainer Heinz "Tom" Surmann als auch der aktuelle VfL-Coach Marcel Bragula trainier(t)en ihre Mannschaft jeweils in der ersten Saison. Surmann hatte das Amt 1991 von Gerrit List übernommen, Bragula folgte im vergangenen Sommer auf Jörg Peuker, der erst während der Spielzeit 2013/14 vom Co- zum Cheftrainer für den zurückgetretenen Klaus Ebel aufgerückt war. "Der Erfolg gibt dem Verein Recht", sagt Kinzel und zeigt sich gleichzeitig beeindruckt von der akribischen Arbeit Bragulas.

Akribische Arbeiter sind die Wildeshauser aber auch auf dem Spielfeld. Ohne die ganz großen Einzelspieler in seinen Reihen zu haben, stellt der VfL damals wie heute den gefährlichsten Angriff der Bezirksliga. Auch in der Defensive gibt es kaum Beanstandungen: Während der VfL von 1992 mit Torhüter Erik Berger (er blieb zwischenzeitlich 370 Minuten ohne Gegentor) sogar über die beste Abwehr verfügte, hat auch der aktuelle Tabellenführer vor allem in der Rückrunde für Furore gesorgt. Keeper Sebastian Pundsack brach mit fünf "Zu-Null-Spielen" sogar Bergers Bestmarke.

Das Geheimrezept ist dabei augenscheinlich immer das gleiche geblieben: die mannschaftliche Geschlossenheit. "Alle ziehen an einem Strang. Und im aktuellen Kader sind von 21 Spielern bis auf vier alle Wildeshauser. Wir hatten damals eine ähnliche Konstellation", analysiert Kinzel. Hinzu komme eine optimale Altersstruktur.

Ob die "jungen Wilden" des VfL am Freitag jubeln werden, darauf will sich Kinzel nicht festlegen: "Ich schätze die Chancen 50:50 ein. Die Nerven werden sicherlich auch eine Rolle spielen, denn das wird man als Fußballer wohl nur einmal im Leben erreichen", sagt Kinzel hinsichtlich der zu erwartenden 4000 Zuschauer. Und alleine diese Kulisse wäre unabhängig vom Ergebnis ebenfalls schon als historisch zu bezeichnen.

Aufrufe: 026.5.2015, 12:30 Uhr
Michael HillerAutor