2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Mit Laptop auf dem Fußballplatz? Für Jan Weeg (l.) und Jörg Bergmann nichts Ungewöhnliches. In der Region sind sie auf der Suche nach talentierten Fußballern, die für ein Stipendium in den USA in Frage kommen. Dafür haben sie die Agentur Vista Athletics gegründet. Foto: André Schaefer
Mit Laptop auf dem Fußballplatz? Für Jan Weeg (l.) und Jörg Bergmann nichts Ungewöhnliches. In der Region sind sie auf der Suche nach talentierten Fußballern, die für ein Stipendium in den USA in Frage kommen. Dafür haben sie die Agentur Vista Athletics gegründet. Foto: André Schaefer

Auf der Suche nach Kickern mit Köpfchen

Jan Weeg und Jörg Bergmann sichten junge Fußballer, die für ein Stipendium in den USA in Frage kommen. Eigene Agentur gegründet.

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Der Fußballplatz ist ihr zweites Zuhause. Ja, Jan Weeg und Jörg Bergmann schnüren natürlich mehrmals in der Woche ihre Fußballschuhe. Während Weeg in der Kölner Bezirksliga unterwegs ist, macht Bergmann in diesen Tagen mit dem SV Eilendorf die Mittelrheinliga unsicher.

Doch mindestens genau so oft, wie beide auf dem Rasen stehen, sitzen sie mit Laptop und Handy abseits des Spielfelds: Denn Jan Weeg und Jörg Bergmann scouten junge, talentierte Fußballer aus der Region.

Wer jetzt meint, zwei Amateurfußballer seien auf dem besten Weg, den Mario Götze von morgen zu entdecken, sieht sich getäuscht. Gesucht werden nicht die kommenden Bundesliga-Stars, sondern potenzielle Studenten. Und zwar Schulabsolventen, die sich vorstellen können, in den USA zu studieren und nebenbei in einer professionellen College-Fußballmannschaft zu spielen. Das Besondere: Weeg und Bergmann haben ihre erste, eigene Agentur gegründet, mit der sie Spieler an Universitäten in den USA vermitteln wollen. Ihr Ziel: Junge Kicker finden, die aufgrund ihres Talents ein Stipendium erhalten. Ein Fußball-Stipendium sozusagen.

Fußball-Stipendium? Ja, so etwas gibt es wirklich. Jan Weeg und Jörg Bergmann wissen, wovon sie reden. Schließlich haben beide dank eines solchen Stipendiums ihr Studium in den USA aufnehmen können. Und zwar am Berry College, 30 Kilometer nördlich von Atlanta gelegen. Weeg studierte dort Biologie, Bergmann International Business. Gepaukt haben sie dort eben so viel wie geschwitzt. Zusammen spielten die jungen Männer drei Jahre lang im Profi-Fußballteam des Colleges, den Vikings. „Die bislang beste Zeit meines Lebens“, sagt Weeg. „Das wollen wir auch anderen jungen Fußballern aus der Region ermöglichen.“

Vista Athletics nennt sich ihre im März diesen Jahres gegründete Agentur, von denen es in Deutschland bislang noch nicht allzu viele gibt.

Netzwerk von 70 Trainern

Besonders in der Region sucht man vergeblich nach einer Vermittlungsagentur, die Studenten bei der Suche nach einem Fußball-Stipendium unterstützt. „Wir sind davon überzeugt, mit unserer Agentur durchaus Erfolg haben zu können. Die Konkurrenz-Situation ist überschaubar. Und mit einem Netzwerk von rund 70 Trainern in den USA sind wir gut aufgestellt“, sagt Bergmann.

Das Wochenende steht bei den beiden ganz im Zeichen des Fußballs. Während sie sonntags in der Regel selbst auf dem Platz stehen, reisen sie an den restlichen Wochentagen durch die Region: Aachen, Mönchengladbach, Köln: Auf der Suche nach potenziellen Stipendiums-Anwärtern ist ihnen keine Reise zu weit. Auch in den Niederlanden haben sie mit Sourosh Amani einen Partner, der das Scouting dort übernimmt. „Wir schauen uns viele Jugendspiele an. Besonders U17- und U19-Bundesliga-Spiele sind natürlich interessant. Schließlich sollen die Spieler ein gewisses fußballerisches Können aufweisen“, sagt Weeg.

Doch der Umgang mit dem runden Leder ist längst nicht alles, was zählt. Grundvoraussetzung für ein solches Stipendium ist das Abitur. Köpfchen müssen sie also haben, die Spieler. „Die Anforderungen in den USA sind sowohl auf der akademischen als auch sportlichen Ebene enorm. Du hast bis zu drei Mal Training am Tag, spielst auf einem Landesliga-ähnlichen Niveau und musst natürlich nebenbei deine nötigen Credit-Punkte sammeln“, erzählt Bergmann.

Bis zum kommenden Januar wollen die beiden ihre ersten Spieler bzw. Studenten vermitteln. Denn dann schließen die College-Teams in den USA für gewöhnlich ihre Kaderplanungen für die kommende Saison ab. Der Liga-Startschuss erfolgt dann im Herbst 2015. „Für uns gilt Qualität vor Quantität. Uns ist es lieber, einen richtig guten Spieler zu vermitteln, statt drei Durschnitts-Kicker“, sagt Weeg.

Ständige Begleitung

Ganz umsonst nehmen die beiden Amateurfußballer diesen Stress selbstverständlich nicht auf sich. Geplant ist, für jeden vermittelten Spieler eine Provision von 10 Prozent des jährlichen Stipendium-Preises zu erhalten. Und ein Studienjahr an einem College inklusive Studiengebühren, Wohnung und Verpflegung kostet rund 30 000 Euro. „Diese 10 Prozent müsste uns dann der Student zahlen. Doch dafür erhält er von uns eine exzellente Unterstützung und Vorbereitung auf das Studium. Und das ist notwendig“, sagt Bergmann. Besonders bei der Erstellung einer professionellen Bewerbung würden die beiden helfend unter die Arme greifen. „Die College-Teams erwarten ein qualitativ gutes Bewerbungsvideo über mehrere Minuten, in dem die Fähigkeiten des Spielers sichtbar werden. Das würden wir für den Studenten erstellen“, sagt Weeg. Aber auch darüber hinaus erfülle ihre Agentur die Funktion eines ständigen Ansprechpartners. „Wir hatten so etwas damals nicht und sind unvorbereitet in die USA geflogen. Dort angekommen waren wir in den ersten Wochen schnell überfordert. Die Trainingsbelastung ist enorm. Zwischendurch musst du viel lernen. Das ist sehr hart“, sagt Weeg.

Die ersten Spieler haben die beiden inzwischen bereits auf ihrer Liste stehen. „Trotzdem sind wir weiterhin auf der Suche. Interessenten können gerne mit uns in Kontakt treten“, sagt Bergmann.

Angebot richtet sich vorerst nur an Männer

Die Agentur Vista Athletics hat sich vorerst nur auf männliche Stipendiums-Anwärter spezialisiert.

Wer Interesse an einem Fußball-Stipendium hat, kann die Agentur per Mail unter soccer@vistaathletics.com kontaktieren. Weitere Infos gibt es unter www.vistaathletics.com.

„Uns ist es lieber, einen richtig guten Spieler zu vermitteln, statt drei Durchschnitts-Kicker.“

Jan Weeg, Agentur-Gründer

Aufrufe: 023.9.2014, 16:40 Uhr
André Schäfer I AZ/ANAutor