2024-05-14T11:23:26.213Z

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Hatten während dieser Saison schon viel zu lachen: Die Torgaranten Yannik und Marcel Meyer (rechts) sind Teil der eh starken ASC-Offensive. In dieser Saison stellen die Estebrügger aber auch die drittbeste Abwehr und rangieren so derzeit auf Platz zwei.  Foto Bröhan
Hatten während dieser Saison schon viel zu lachen: Die Torgaranten Yannik und Marcel Meyer (rechts) sind Teil der eh starken ASC-Offensive. In dieser Saison stellen die Estebrügger aber auch die drittbeste Abwehr und rangieren so derzeit auf Platz zwei. Foto Bröhan

Anspruch und Wirklichkeit im Duell um Platz 2

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Die Derbys zwischen den Fußball-Bezirksligisten ASC Cranz/Estebrügge und VSV Hedendorf/Neukloster haben es immer in sich, leidenschaftlich und intensiv geführt, und in der jüngsten Vergangenheit hatte der ASC meistens mehr zu lachen. Im jetzigen Aufeinandertreffen (Sonntag, 15 Uhr) spielt auch erstmals die Tabellensituation eine entscheidende Rolle. Erstmals spielt Gastgeber ASC in Gefilden, in der sonst die VSV beheimatet sind. Die Verantwortlichen sind vor dem Prestigeduell aber um Sachlichkeit und Realismus bemüht.

Die Verantwortlichen des kleinen Altländer Sportclubs Cranz/Estebrügge dürfen sich derzeit, was den Fußball betrifft, sehr glücklich schätzen. Dem lang umkämpften Großprojekt des neuen Rasenplatzes, realisiert 2010, folgte das „Geschenk“ Kunstrasenplatz 2014, weil der Grandplatz von der Gemeinde entsorgt werden musste. Und nun spielt die Mannschaft in ihrer dritten Bezirksligasaison nach dem sofortigen Wiederaufstieg als derzeit Zweitplatzierter ganz unerwartet, aber verdient um die Möglichkeit, über die Relegationsrunde in die Landesliga aufzusteigen. Das sind Gefilde, an die beim ASC nicht mal die kühnsten Träumer zu denken wagten. „Hätte man uns vor der Saison die 44 Punkte, die wir jetzt haben, angeboten, hätten wir wohl alle unterschrieben“, sagt ASC-Trainer Dieter Köpke.
Die immer noch junge Mannschaft spielt seit Jahren zusammen und hat sich stetig durch jeden Trainer weiterentwickelt. Zudem sind die Ausnahmetalente, mitunter zu hitzig und emotional, reifer geworden. „Wir sind ein eingeschworener Haufen und haben das Glück, dass keiner von den Leistungsträgern bei anderen Vereinen höher spielen will“, sagt ASC-Kapitän Niclas Palm. Die Mannschaft habe einfach Spaß am Fußballspielen und verspüre keinen Erfolgsdruck, auch jetzt nicht durch die plötzlichen Möglichkeiten. „Das macht uns stark – und am Ende nehmen wir mit, was kommt“, sagt Palm.
Ähnlich sieht es sein Trainer. „Wir haben mit Spielwitz und Leidenschaft eine tolle Serie hingelegt, haben als einzige Mannschaft Tabellenführer D/A II besiegt und haben uns in der Bezirksliga richtig etabliert“, sagt Köpke, darauf könne der ASC stolz sein. Einer solchen Serie zollt die Mannschaft, die verletzte Stammspieler oder Leistungsträger außer Form nur schwer kompensieren könne, nun im Endspurt auch Tribut, so Köpke. Er denkt dabei an die Niederlage am vergangenen Spieltag beim FC Oste/Oldendorf. Zudem deute alles daraufhin, dass er vor dem jetzigen Derby ein „komplettes Lazarett“ hat: Palm, Marcel Meyer und Hannes Piepenbrink krank, Kai-Arne Ehlers, Patrick Rieper, Gerrit Brandt, Frank Schröder und Marcel Meyer verletzt.
Und doch: Sollte der ASC das Derby abermals gewinnen (Hinspiel 1:0), würden sich Köpke und ASC-Vorsitzender Alfred Behnke mal zusammensetzen und über das Wort Landesliga, das beim ASC eigentlich nicht ausgesprochen wird, mal flüchtig nachdenken, wie Behnke verrät. Fakt ist aber auch, dass der ASC das Abenteuer Landesliga kaum überstehen könnte. „Wie schwer das bei fünf Absteigern ist, sieht man doch jede Saison“, sagt Behnke, und der ASC habe nicht die Möglichkeiten, sich mal eben landesligatauglich aufzustellen. „Sollte es am Ende aber tatsächlich klappen, würde uns schon etwas einfallen“, so Behnke. Köpke gibt zu: „Klar, ist der Ehrgeiz da, das Unmögliche möglich zu machen – da schielt man als Trainer schon hin.“ Aber beim ASC gibt es keine gehobenen Erwartungen. „Wir leben von unserer Leichtigkeit. Ich mache mir auch gar keine Sorgen vor dem Derby. Sollten wir das verlieren, geht auch keine Welt unter“, sagt Köpke.
Trotz einer „enttäuschenden Saison“, so Trainer Björn Stobbe und Teammanager Kalle Löhden, haben die VSV Hedendorf/Neukloster als Tabellenvierter noch immer die Chance auf Relegationsplatz zwei – Voraussetzung: ein Sieg beim ASC. Im Gegensatz zum ASC haben die VSV eine Infrastruktur und ein Umfeld aufgebaut, die einen Landesliga-Aufstieg problemlos auffingen. Auch haben die Hedendorfer seit Jahren den Anspruch, um den Aufstieg mitzuspielen. Dieser Anspruch ist gewachsen und berechtigt: 2004 und 2007 sind die VSV als Vizemeister aufgestiegen, aber in der Landesliga gescheitert. 2009 und 2012 scheiterten die VSV als Vize in der Relegation.
Sollten die Hedendorfer in dieser Saison ihren Anspruch Relegation tatsächlich noch realisieren, wäre dies „Wahnsinn und völlig unverdient“, sagt Löhden. Die Mannschaft hätte dies durch „ihre fahrlässige Einstellung“ verspielt. Er und Trainer Stobbe sagen, das sei bitter, weil es nie wieder so einfach werde wie in dieser Saison. Stobbe, der am Ende der Saison nach fünf Jahren aufhört, sagt, dass die Leistungen seiner Mannschaft über die Saison den zweiten Platz nicht rechtfertigen – selbst nach einem jetzigen Sieg glaube er nicht mehr daran. „Dafür bin ich zu sehr Realist.“ Aber: „Fernab jeder Tabellensituation – das ist das Derby, da erwarte ich volle Leidenschaft.“


Und noch zwei weitere Derbys:

Im Duell der zweiten Mannschaften von Ahlerstedt/Ottendorf und Güldenstern Stade darf nur noch der Sieger seine vagen Hoffnungen auf den Klassenerhalt am Leben erhalten. Stefan Buchholz trifft mit dem FC Oste/Oldendorf auf seinen alten Verein VfL Stade. In Ottenbeck könnte O/O seinen Sieg über den ASC vergolden und die Abstiegszone weiter hinter sich lassen. Die Stader haben zwar in diesem Jahr noch nicht verloren, allerdings dreimal nur remis gespielt.

Aufrufe: 027.3.2015, 11:26 Uhr
Jan BröhanAutor