2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Harry Gfreiter, auch mit 40 Jahren stark am Ball.  Foto: Archiv
Harry Gfreiter, auch mit 40 Jahren stark am Ball. Foto: Archiv

"Am Höhepunkt" tritt Harry Gfreiter ab

Der 40-jährige Kicker des SV Lengfeld hängt seine Schuhe an den Nagel. Als Co-Trainer beim SSV Jahn bleibt er - ,,davon gehe ich aus", sagt er.

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Endlich Urlaub. In den letzten zwei Jahren, sagt Harry Gfreiter, ,,hatte ich nie eine richtige Auszeit". Jetzt genießt er die Tage mit Ehefrau und den zwei Kindern am Gardasee, ,,schönes Wetter, alles super hier". Lange dauert der Urlaub ohnehin nicht. ,,Am Samstag muss ich weiter zu einem Lehrgang." Der Co-Trainer des Drittligisten SSV Jahn Regensburg macht die A-Lizenz als Fußballcoach.
Der 40-Jährige aus Frechenrieden bei Memmingen mit Wahlheimat Lengfeld war in seiner aktiven Fußballzeit eine Kultfigur beim Jahn. Über 130 Spiele für die erste Mannschaft und unermüdlicher Kampfgeist machten ihn zum Publikumsliebling. In der zweiten Reihe ließ Gfreiter seine Laufbahn ausklingen. Im Anschluss übernahm er Aufgaben in der Vereins-Geschäftsstelle und wurde Teamkoordinator der Profis. Immer wieder betonte er: ,,Am liebsten bin ich mit den Jungs auf dem Platz." Und dort durfte er vor zwei Jahren in offizieller Mission auch wieder hin. Der Jahn installierte den damaligen Teamkoordinator nach dem Zweitliga-Aufstieg als Co-Trainer von Oscar Corrochano. Noch vor der Winterpause musste Corrochano abdanken, Gfreiter blieb, war aber unter dem erfolglosen Franciszek Smuda nicht mehr Co-Trainer. Als Thomas Stratos zur abgelaufenen Spielzeit anheuerte, war Gfreiter wieder an Bord. Stratos ist Geschichte, Kult-Harry bleibt.

,,Mein Vertrag ist unbefristet"

,,Ich habe einen unbefristeten Vertrag, und Sportdirektor Christian Keller hat mir erklärt, dass er keinen Grund sieht, daran zu rütteln", sagt der Lengfelder. Wie es um seine Funktion bestellt ist, sollte der noch nicht bekannte neue Jahn-Coach selbst einen Co-Trainer mitbringen, lässt Gfreiter noch ungerührt. ,,Es ist auch nicht verkehrt, zwei Co-Trainer zu haben. Wir haben mehr zu tun, als um 9.30 Uhr das Training anzupfeifen und zwei Stunden später zu sagen: Jetzt is' aus." Trainings- und Spielvorbereitung, Videoanalysen von Spielen und Spielern und Heranführen von rekonvaleszenten Kräften und neuen Akteuren zählen zum Aufgabengebiet. Seinem Ex-Chef Thomas Stratos half Gfreiter auch in privaten Dingen, etwa bei einem Reitplatz für dessen Tochter. ,,Natürlich wächst man im Lauf eines Jahres zusammen. Aber es ist die Entscheidung des Vereins, auf einen neuen Mann zu setzen. Und das muss man akzeptieren." Der Jahn habe eine ,,gute Saison gespielt, Stratos' Handschrift war klar zu lesen", sagt der 40-Jährige. ,,Wir haben vorzeitig den Klassenerhalt, der als Saisonziel ausgegeben wurde, erreicht. Einzelne Spieler hätten noch mehr anbieten können, genauso wie wir als Trainer noch mehr rausholen hätten können." Ein weiterer Stürmer, so Gefreiter, hätte der Mannschaft zweifelsohne gut getan. ,,Als wir Verteidiger Gino Windmüller zum Angreifer machten, wurden wir belacht, aber es hat funktioniert", zeigt sich Gfreiter stolz auf manche Notlösung der Trainer.

Kreisliga-Aufstieg geschafft

Dass nun einige Jahn-Profis gehen, ,,tut uns weh". ,,Aber bestimmte Spieler kannst du einfach nicht halten angesichts der Angebote." So sei der Verein bei Jonatan Kotzke an die ,,äußerste Schmerzgrenze" gegangen, und wurde von Wehen Wiesbaden doch locker getoppt. Auf neue Gegebenheiten und Spieler müsse man sich schlichtweg einstellen. ,,Ich bin schon sehr gespannt auf die nächste Saison. Es wird wieder eine reizvolle Aufgabe. Und dann kommt das neue Stadion. Ich sehe keine Veranlassung, mir als Betreuer einen anderen Verein zu suchen. Der Jahn macht mir riesen Spaß."

Und doch hört Harry Gfreiter auf, beim SV Lengfeld, wo er auch in dieser Saison noch die Schuhe schnürte. ,,Aber mit meinem Trainer-Geschäft beim Jahn ging das kaum mehr zusammen, ich hab' vier Spiele gemacht, nicht mehr." Vor fünf Jahren kehrte der Wahl-Lengfelder für den SV auf den Rasen zurück, seine aktive Jahn-Zeit hatte er längst beendet. Schon in seinem ersten Spiel am 26. April 2009 traf er mit einem seiner fulminanten Weitschüsse von knapp hinter der Mittellinie. Nun werde er seine Stiefel an den Nagel hängen. ,,Ich bin 40. Das ist ein guter Zeitpunkt für das Ende meiner aktiven Karriere", sagt Gfreiter schmunzelnd und schickt hinterher: ,,noch dazu am Höhepunkt". Lengfeld steigt heuer als Kreisklassen-Meister auf. In der Kreisliga muss der SV ohne Kult-Harry auskommen.

Profi-Vita
Dauerbrenner: Über Wacker Burghausen und VfR Mannheim kam Harry Gfreiter im Jahr 2000 zum SSV Jahn Regensburg. Der Regionalligist schaffte mit ihm 2002/2003 den Sprung in die Zweite Liga. Nach nur wenigen Einsätzen und dem Abstieg ging Gfreiter zum 1. SC Feucht, blieb aber nur ein halbes Jahr. 2005 heuerte er wieder beim Jahn an. Der Verein rauschte in die Bayernliga runter, aber der Allgäuer - ,,eigentlich bin ich aus dem Alpenvorland" - blieb und erkämpfte sich mit den Rothosen den Wiederaufstieg in die Regionalliga. Weil er stets mit großer Leidenschaft agierte, wurde er zum Kultspieler, der von den Fans mit ,,Harry, Harry"-Rufen angefeuert wurde.

Aufrufe: 022.5.2014, 05:00 Uhr
Martin Rutrecht, MZAutor