2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Foto: Olaf Ostermann
Foto: Olaf Ostermann

Am Fürstenberg geht es wieder aufwärts

Aufsteigen war zuletzt kein bekanntes Gefühl mehr in Xanten

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Die erste Mannschaft des TuS Xanten ist aufgestiegen – zum ersten Mal seit 1978. Einst waren die Xantener Fußballer etablierte Mitglieder der Oberliga Nordrhein und damit der höchsten Amateurklasse. Nach dem Fall bis in die Kreisliga B kam nun die Trendwende. Wieder einmal ist Gerd Wirtz zum TuS zurückgekehrt.

Zu besten Zeiten hatte der TuS Xanten in seinem Fürstenberg-Stadion Gegner wie Rot-Weiß Oberhausen, den Wuppertaler SV oder Rot-Weiss Essen zu Gast. Bis zu 5000 Zuschauer sahen dann in der Domstadt Oberliga-Fußball. Damals noch war die Oberliga Nordrhein die dritthöchste Spiel- und zugleich die höchste Amateurklasse. Zweimal verpasste Xanten die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga um jeweils sieben Zähler – nach der alten Zwei- Punkte-Regel. Das war 1981 und 1983. Dreimal nahm der TuS Xanten am DFB-Pokal teil. 1979 überstand der Klub die 1. Runde des Wettbewerbs nach einem 2:1-Sieg über den damaligen Zweitligisten Arminia Hannover. In Runde zwei war nach einem 1:8 gegen Arminia Bielefeld Schluss. 1985 folgte der Abstieg aus der Oberliga. Der Fall bis hinunter in die Kreisliga B begann.

Bis zum Aufstieg in die Kreisliga A, der am Ende der Saison 2012/13 gefeiert wurde, hießen die Gegner BSV Bönninghardt oder Concordia Ossenberg. Zuschauer gab es kaum mehr als anderswo in der zweiten Spielklasse von unten. Es gibt nur wenig, das den TuS Xanten von seinen Konkurrenten in der Kreisliga A unterscheidet. Das eine ist seine große Mitgliederschar. Das andere ist seine Historie. Von den Erfolgen der 70er und 80er Jahre erzählen noch viele in der Domstadt – und nicht wenige werden die aktuelle Mannschaft wohl immer an der damaligen Goldenen Zeit messen, ob es nun gerecht ist oder nicht. Einer, der die Geschichte wie kein Zweiter kennt, ist der Vorsitzende des Vereins, Heinrich Gundlach. 1958 war er zunächst Übungsleiter in der Leichtathletik-Abteilung beim TuS-Vorgängerverein DJK Viktor Xanten, wurde 1961 Vorsitzender der DJK und ist seither Vorstandsmitglied des TuS. „Mit dem Aufstieg des TuS ist der Name Heinz Peters eng verbunden“, sagt Gundlach. Peters, Getränkehändler in der Domstadt, hatte das notwendige Geld, um die sportliche Reise in die Oberliga Nordrhein zu finanzieren. Der junge Verein hatte 1978 den Sprung geschafft und war Gründungsmitglied der Oberliga Nordrhein. Als Peters 1984 verstarb und dem TuS damit das Geld des Mäzens fehlte, ging es mit den Xantenern wieder bergab. 1985 verabschiedete sich der Klub aus der Oberliga – ohne, wie es in der jüngeren Vergangenheit üblich war, die Mannschaft abzumelden. Gundlach: „Das war damals gar nicht möglich. Also haben wir mit unserem Trainer Hans Sondermann das Beste aus der Situation gemacht. Mit 20 Punkten sind wir Drittletzter geworden und haben den Klassenerhalt nur um zwei Zähler verpasst.“ Ein Jahr später war der TuS aber schon wieder Absteiger – als Letzter der Verbandsliga. 1993 ging es aus der Landesliga in die Bezirksliga, 2010 rutschte das Team von der Bezirksliga durch in die Kreisliga B.

„Wir haben aus der damaligen Zeit viel gelernt. Als Verein darf man heute nicht mehr von einem Geldgeber abhängig sein. Und die Mitgliedsbeiträge von rund 2500 Mitgliedern dürfen nicht verwendet werden, um eine Fußballmannschaft zu finanzieren“, erklärt Gundlach, der als erster Mann des Sportvereins versucht, alle elf Abteilungen des Klubs gleich zu behandeln. Heute wird nicht mehr in Spielergehälter, sondern in das Vereinsheim und einen Fitnessraum investiert – für alle Abteilungen. Damals war das anders. Und ein bisschen schien auch der Überblick zu fehlen. Ein gebürtiger Xantener, und doch Quereinsteiger in der damaligen goldenen Ära, war Achim Herbst. Er spielte seinerzeit für den VfB Homberg gegen den TuS. Mit seiner Spielweise machte er den Betreuer der Xantener auf sich aufmerksam. Als Trainer Günter Werschy erfuhr, dass da ein Xantener Junge aktiv war, muss er von den Socken gewesen sein. „Ich habe ja nie in der Jugend des TuS gespielt“, sagt Herbst. 1979 bis 1982 war er Teil der Xantener Oberliga-Mannschaft, danach wechselte er zum Liga-Konkurrenten Rot-Weiß Oberhausen. Heute betreibt er in der Domstadt ein Sportgeschäft und ist regelmäßig für die Alten Herren des TuS aktiv. An die damalige Zeit erinnert sich Herbst gerne. „Wir haben als Amateure um den Aufstieg in die Zweite Liga mitgespielt und im DFBPokal sogar die 1. Runde überstanden – das war wirklich klasse.“

Herbst hat nur noch zu wenigen Spielern von damals Kontakt. Beim Blick auf ein Mannschaftsfoto von einst stellt er fest: „Außer Gerd Wirtz und Armin Reutershahn treffe ich nur wenige von damals in regelmäßigen Abständen.“ Mit Reutershahn, Teil des Trainerduos beim 1. FC Nürnberg und damit Kollege von Michael Wiesinger, fährt Herbst regelmäßig in den Winterurlaub. Wirtz ist für Herbst nicht nur Teamkamerad der Xantener Alt-Herren. Als Spieler waren sie ein eingespieltes Team auf der rechten Seite, sowohl beim TuS Xanten als auch später bei Rot- Weiß Oberhausen. „Die Hexe“ Wirtz war der knallharte Rechtsverteidiger „mit Offensivdrang“, wie Herbst bemerkt. Herbst wiederum war der Mittelfeldmann auf der rechten Seite. „Von der Grundidee so etwas wie Arjen Robben heute“, sagt Herbst lächelnd.

Während Herbst heute, abgesehen vom Kicken mit den Alten Herren, aus dem sportlichen Geschehen des TuS Xanten raus ist, schließt sich für Wirtz ein Kreis. Wieder einmal. Denn nach seiner aktiven Zeit am Fürstenberg war Wirtz zur Bezirksliga-Zeit des TuS schon einmal als Trainer aktiv. Nun übernimmt er die Aufstiegstruppe vom bisherigen Spielertrainer Sascha Hilgert, wobei dieser dem TuS als Spieler erhalten bleibt. Fußballobmann Ralf Bianchi sagt, er sei sehr froh, „Wirtz von unserem Konzept überzeugt zu haben“. Ziel ist es zwischen Jugend- und Senioren-Abteilung ein Wir-Gefühl zu erzeugen. Ein Umstand, den man in der Goldenen Ära gänzlich aus den Augen verloren hatte. Bianchi: „Noch Jahre später hat sich der Verein vorhalten lassen müssen, dass nicht ein Xantener Junge in der ersten Mannschaft aktiv war.“ Nun soll das Gegenteil der Fall sein. „Ganz ohne Spieler von außerhalb geht es natürlich nicht“, sagt Gundlach. „Aber der Kern der Mannschaft soll wieder einer sein, der auch die Xantener wieder ins Fürstenbergstadion lockt“, sagt Bianchi. Denn der Fall bis in die Kreisliga B hat auch das Verhältnis der Sportinteressierten zum TuS Xanten gestört.

Für Wirtz ist die Herkunft der Spieler zweitrangig. Sein Ziel: „Der Nichtabstieg.“ Sowohl sein alter Teamkamerad Herbst als auch die Vereins-Verantwortlichen Gundlach und Bianchi halten dies für realistisch. Zu Beginn der Vorbereitungsphase gab es einen 1:0-Sieg beim DJK Appeldorn, einem Verein aus dem Fußballkreis Kleve-Geldern, der in der Vorsaison den Aufstieg in die Kreisliga A schaffte und anschließend einen einstelligen Tabellenplatz erreichte. Als gelernter Verteidiger setzt Wirtz den Hebel bei seiner Mannschaft in der Defensive an. In Zukunft will er auf einen Libero verzichten und mit einer Viererkette spielen. Wirtz scheut nicht davor, den jungen Leuten das neue Spielsystem beizubringen. Bianchi betont: „Aus seiner Arbeit als Trainer und Scout beim Oberligisten SV Hönnepel/Niedermörmter bringt Wirtz die nötige Erfahrung im Umgang mit den Nachwuchsspielern mit.“

Aufrufe: 031.8.2013, 12:03 Uhr
Marco BürenAutor