Wie erkläre ich’s meinem Kinde, wenn es (fast) alles richtig gemacht hat, am Ende aber mit leeren Händen dasteht? Vor dieser Aufgabe stand Trainer Rolf Kramer nach dem Abpfiff in Heimerdingen. Seine Mannschaft war über die 90 Minuten die bessere gewesen, musste aber mit einem 1:2 vom Platz, während auf der anderen Seite die TSV-Spieler ihren Erfolg ausgelassen tanzend mit dem Schlachtruf „Derbysieger“ feierten. Es ist wohl eben doch etwas dran an dem ungeschriebenen Gesetz, dass im Aufeinandertreffen dieser beiden Teams immer die Heimmannschaft gewinnt. In den vergangenen vier Landesliga-Runden war das so, und auch diese Saison scheint keine Ausnahme zu machen.
„Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte Kramer und teilte das so auch seinen Schützlingen mit. Das Manko: die Gäste haben aus dem Plus an klaren Chancen zu wenig gemacht und sich einen entscheidenden Fehler in der Defensive geleistet. Das reichte dem TSV Heimerdingen, um seinen Vorsprung über die Zeit zu retten. TSV-Trainer Dietmar Seethaler musste anerkennen: „Ein Unentschieden wäre o.k. gewesen. Aber wir haben die drei Punkte. Alles andere ist mir egal.“
Das war es seinem Gegenüber mitnichten. Der reklamierte beim zweiten Gegentreffer kurz vor dem Pausenpfiff so heftig, dass er von Schiedsrichter Rico Neidinger hinter die Bande verwiesen wurde. Trotz klarer Abseitsposition von Murat Öztürk hatte der weiterspielen lassen. Der irritierte Pascal Haug legte im Rückwärtslaufen per Kopf unfreiwillig für Michele Ancona vor – Heimerdingen führte etwas schmeichelhaft mit 2:0.
Beim ersten Gegentor agierte die SKV-Hintermannschaft zu unentschlossen. Nach Flanke von rechts landete der Ball bei Patrick Kraut, der für Öztürk mustergültig vorlegte (34.).
Mit drei zentralen Mittelfeldspielern (Tobias Gebbert, Tobias Weiß, Christopher Baake) hatte Rutesheim die Mitte verstärkt, um so den Heimerdinger Aufbau zu stören. Zwar wurde das Spiel über die Außen dadurch etwas vernachlässigt. Aber die SKV gewann viele zweite Bälle und erspielte sich Chancen. Gianluca Crepaldi hatte Pech mit einem Schuss an den Innenpfosten, der dann parallel zur Torlinie entlang trudelte (36.):
Ein Kopfball-Eigentor von Ismail Sancaktaroglu (56.) machte die Sache so richtig spannend. Zwischenzeitlich befreiten sich die Gastgeber vom Druck der Rutesheimer. In der Schlussphase hatten sie es dann ihrem starken Keeper Lukas Emmrich zu verdanken, dass die Heimserie im Derby weiter Bestand hat. Beim gefährlichen Freistoß von Alexander Wellert (74.) war er genauso zur Stelle wie beim Schuss von Christopher Baake (85.). Etwas Glück kam beim Lattentreffer von Steffen Hertenstein dazu (83.). Dass Schiedsrichter Neidinger einen elfmeterwürdigen Rempler gegen Crepaldi nicht ahndete, rundete das Bild noch ab. Trainer Rolf Kramer blieb schließlich nichts anderes übrig, als seinen Mannen Mut für die kommenden Aufgaben zu machen.
TSV Heimerdingen: Emmerich, Pellegrino, Schäffler, Schlichtung, Sancaktaroglu, Kraut (89. Riesch), Pribyl, Riffert, Di Natale (82. Geppert), Ancona (92. Conrad), Öztürk.
SKV Rutesheim: Milcic, Trefz, Haug (65. Hertenstein), Salopek, Wellert, Gebbert (82. Weeber), Weiß, Baake, J. Schneider (53. Schwenker), R. Schneider, Crepaldi (82. Sideris).