2024-05-08T14:46:11.570Z

Ratgeber Medizin
Der Mittelfuß zählt zu den häufigsten Stellen, an denen es zu einem Ermüdungsbruch kommen kann. Martin Beuckmann markiert den Abschnitt, der im Fußskelett am meisten betroffen ist.  Foto: Werner Kempf
Der Mittelfuß zählt zu den häufigsten Stellen, an denen es zu einem Ermüdungsbruch kommen kann. Martin Beuckmann markiert den Abschnitt, der im Fußskelett am meisten betroffen ist. Foto: Werner Kempf

Alarmzeichen sind Schwellungen und Schmerzen

Martin Beuckmann erläutert die Ursachen, die zu einem Ermüdungsbruch führen +++ Der Facharzt gibt Tipps und erklärt, warum Schwimmen oder Radfahren bei einer Verletzung sogar sinnvoll sein können

Nicht nur Spitzenathleten trifft es. Auch bei Hobbysportlern reißen Bänder, Sehnen und Muskeln. In der Serie „Sprechstunde“ geben Allgäuer Sportärzte und Orthopäden Tipps, wie operiert oder konservativ behandelt wird. Wir fragten Martin Beuckmann, Facharzt in Immenstadt, wann es zu einem Ermüdungsbruch kommt und welche Therapien infrage kommen.

An welchen Stellen des Körpers treten Ermüdungsbrüche am häufigsten auf?

Beuckmann: Am Schienbein- und Wadenbeinknochen sowie an den Mittelfußknochen.

Wann kommt es zu einem Ermüdungsbruch?

Beuckmann: Ein Ermüdungsbruch entsteht durch eine anhaltende Überlastung oder durch wiederholte Überlastungen, welche die normale Stabilität und Biegebelastbarkeit des Knochens überschreiten. Dabei muss unterschieden werden, ob ein gesunder oder ein kranker Knochen überlastet wird. Bei einem Ermüdungsbruch eines gesunden Knochens spricht man von einer Stressfraktur, bei einem kranken Knochen von einer Insuffizienzfraktur. Diese kann bei einem Menschen auftreten, der an Osteoporose leidet.

Welche Anzeichen weisen auf einen Ermüdungsbruch hin?

Beuckmann: Die Patienten geben häufig einen belastungsabhängigen Schmerz an, der sich langsam aufgebaut hat. Häufig findet sich im geschädigten Bereich auch eine Schwellung und Rötung.

Warum sind Ermüdungsbrüche auf dem Röntgenbild selten sichtbar?

Beuckmann: Weil der Ermüdungsbruch nicht immer zu einer Bruchlinie führt. In der Kernspintomographie dagegen kann der ermüdete Knochen durch Flüssigkeitseinlagerungen erkannt werden.

Wie wird ein Ermüdungsbruch behandelt?

Beuckmann: Am wichtigsten ist Entlastung. Bei einem Läufer mit einer Stressfraktur im Fußbereich oder Unterschenkel bedeutet dies eine Laufpause. Möglicherweise ist zusätzlich ein vorübergehender Gipsverband und Entlastung durch Krücken notwendig. Oft reichen im Fußbereich neben der Sportpause spezielle Einlegesohlen, die zu einer Entlastung führen. Bei den Ermüdungsbrüchen von vorerkrankten Knochen ist neben der Entlastung und Pause auch die Behandlung der Grunderkrankung notwendig

Kann trotz eines Ermüdungsbruchs trainiert werden?

Beuckmann: Ja, bei Läufern können zum Beispiel andere Bewegungsarten wie Schwimmen, Aquajogging oder auch Radfahren heilungsfördernd und trainingsmethodisch sogar effektiv sein.

Wann kann der Körper nach einem verheilten Ermüdungsbruch wieder voll belastet werden?

Beuckmann: In der Regel dauert die Behandlung eines Ermüdungsbruches vier bis acht Wochen. Dies ist jedoch abhängig von der verletzten Körperregion und davon, wie schnell der Ermüdungsbruch erkannt wird. Es kommt vor, dass man erst nach sechs Monaten wieder voll belasten kann.

Wann ist eine Operation unausweichlich?

Beuckmann: Eine Operation ist eher selten notwendig.

Was passiert bei einer Operation?

Beuckmann: Es wird zum Beispiel ein gesunder Knochen aus dem Beckenkamm entnommen und an den Bereich des Bruches angelagert. Häufig ist eine zusätzliche Stabilisierung durch Schrauben oder einen Nagel notwendig.

Wie kann ein Ermüdungsbruch verhindert werden?

Beuckmann: Durch das Vermeiden von einseitigen ungewohnten Belastungen. Sportliche Anfänger sollten auf einen langsamen Belastungsaufbau und auf ausreichende Regeneration achten. Treten ungewohnte Schmerzen auf, sollten diese medizinisch abgeklärt und eine Pause eingelegt werden.

Vor allem sind ja Ausdauerläufer betroffen. Kann man denn mit stoßdämpfenden Laufschuhen oder speziellen Einlagen vorbeugen?

Beuckmann: Die Wahl geeigneter Laufschuhe durch Laufbandanalysen und auch spezielle Einlagen können vorbeugend wirken. Alte, abgenutzte Laufschuhe sollten durch neue ersetzt werden.

Kann es zu einem erneuten Bruch an der gleichen Stelle kommen?

Beuckmann: Ja, insbesondere dann, wenn der Bruch noch nicht vollständig ausgeheilt ist und wieder erhöhte Biegekräfte auf die ehemals verletzte Knochenstruktur einwirken.

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Aufrufe: 028.1.2015, 16:48 Uhr
Allgäuer Zeitung Immenstadt / Werner KempfAutor