2024-05-08T14:46:11.570Z

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Archiv: Günter Distler
Archiv: Günter Distler

"Aktenzeichen SVS ... ungelöst"

Vorne drückt der Schuh, hinten ist er viel zu löchrig: Die bisherige Saisonanalyse stellt Seligenporten kein gutes Zeugnis aus

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Tabellenvorletzter und bereits sieben Zähler hinter Rang 16, der zur Relegation um den Nicht-Abstieg berechtigt. Wer nach 22 Begegnungen eine solche Bilanz aufweist, den plagen ernsthafte Sorgen und handfeste Probleme. Im Rahmen einer Zwischenanalyse beleuchten die Neumarkter Nachrichten die wichtigsten Etappen des bisherigen Saisonverlaufs.
Nein, zum Glück weisen der SV Seligenporten und der ZDF-Klassiker „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ nicht in jeder Hinsicht Parallelen auf. Weder geht es bei den „Klosterern“ um Kapitalverbrechen noch bittet das Trainerduo des SVS – bestehend aus Chefcoach Florian Schlicker und Co-Trainer Serdal Gündogan – die Zuschauerschaft um Mithilfe bei der Aufklärung der bisherigen Krisensaison. Und dennoch sind die Ähnlichkeiten zwischen der 90-minütigen TV-Sendung im Zweiten und dem bisherigen Abschneiden der Oberpfälzer verblüffend: Hier wie dort werden nach den Verantwortlichen und den Motiven gefahndet. Wer sich auf die Suche nach den Ursachen für das „Seuchenjahr“(O-Ton Schlicker) beim SVS begibt, stößt schnell auf drei Gründe.

Problem eins:

Trotz zahlreicher und vielversprechender Neuverpflichtungen gelang es den Verantwortlichen des SVS bis dato nicht, die – zugegebenermaßen große und schwerwiegende – Lücke, die die Abgänge von Toptorjäger Dominik Stolz, Cem Ekinci und Co. hinterlassen haben, auch nur annähernd zu schließen. Dass der Verlust dieser Spieler nur schwer bis gar nicht aufzufangen ist, war Schlicker und Gündogan bereits vor Beginn der aktuellen Spielzeit bewusst. Dass er den „Klosterern“ jedoch so sehr das Genick brechen würde, hatten beide nicht erwartet. Was Seligenporten in dieser Saison augenscheinlich abhanden geht, ist ein echter Goalgetter vom Kaliber Dominik Stolz. Die Folge: Mangelnde Torgefahr und eine eklatant schwache Chancenverwertung. Nicht von ungefähr hat der SVS ligaweit erst 17 und damit die wenigsten Tore aller Teams erzielt. Der nachverpflichtete Marcel Mosch schickt sich zwar immer mehr an, seine Treffsicherheit (bis dato sechs Tore) unter Beweis zu stellen – doch er allein kann es nunmal auch nicht richten. Patrick Schwesinger ließ sein Potenzial zwar hin und wieder auch schon aufblitzen, aber von einem Mann, der in der vergangenen Saison noch in der Kreisliga dem Ball hinterher jagte, wäre es – trotz seines Empfehlungsschreibens von sage und schreibe 71 Toren in der abgelaufenen Spielzeit – doch etwas arg vermessen zu erwarten, er könne das „Kloster“ zum Klassenerhalt in der Regionalliga schießen. Alle anderen Stürmer (Patrick Hobsch, Stephan König, Ahmet Ayaloglu und Ibrahim Devrilen) konnten noch nicht so recht auf sich aufmerksam machen, erhielten hierfür – fairerweise angemerkt – von Schlicker und Gündogan bis dato aber auch nur wenig Einsatzzeit.

Problem zwei:

Der SV Seligenporten stellt nicht nur die schwächste Offensive der Regionalliga Bayern, sondern auch die anfälligste Defensive. Mit anderen Worten: Die Oberpfälzer sind die Schießbude der Liga. In den bisherigen 22 Punktspielen der Saison 2014/15 kassierte der SVS bereits ganze 41 Gegentore, was einen Schnitt von fast zwei Toren pro Spiel bedeutet! Dabei sind es zumeist viel zu einfache Treffer, die die „Klosterer“ geradezu herschenken: Haarsträubende Abwehrschnitzer wechseln sich ab mit teils krassen Stellungsfehlern bei Standardsituationen sowie mitunter auch dem kollektiven Versagen der ganzen Hintermannschaft. Klar haben die lange Ausfälle von Kapitän Christopher Schaab (Rippenbruch) und Florian Jakl (Bandscheibenvorfall) mit Sicherheit nicht zur Stabilisierung der Defensive beigetragen – dennoch darf und sollte von einem Team, das den Anspruch hat, in der Regionalliga mitzuhalten, ein besseres Verteidigen erwartet werden.

Problem drei:

Wenig überraschend, weil auf dem vorletzten Tabellenplatz stehend: die Verunsicherung. Mehr und mehr hat es den Anschein, dass vereinzelte Spieler dem ungemein hohen Druck des Abstiegskampfs nicht gewachsen sind und Nerven zeigen. Anders ist es nicht zu erklären, weshalb sich der SV Seligenporten auf Grund krasser individueller Aussetzer selbst immer wieder wie aus dem Nichts in höchste Bedrängnis bringt. Beispielhaft hierfür die letzten beiden Partien in diesem Jahr, als sowohl gegen Illertissen (2:3) als auch eine Woche später gegen Memmingen (0:6) vorweihnachtliche Geschenke an den Gegner verteilt wurden. Dabei spielen die Klosterer im Grund genommen alles andere als schlecht mit: Oftmals sind sie mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar das bessere Team. Doch die besagten – vor allem in dieser Häufigkeit unerklärlichen – Fehler konterkarieren den guten Gesamteindruck der Mannschaft nicht nur; nein, sie werfen den SVS regelmäßig zurück und letztlich oft völlig aus der Bahn. Gegen erfahrene und abgeklärte Teams dann noch respektive wieder den Kopf aus der sprichwörtlichen Schlinge zu ziehen: quasi ein Ding der Unmöglichkeit. So ist es auch zu erklären, weshalb Seligenporten in dieser Saison bei Rückstand noch kein Spiel drehen konnte. Anders formuliert: Egal, wann und wo der SVS in dieser Spielzeit zurücklag – er verlor das Spiel.

Es wartet also jede Menge Arbeit auf Florian Schlicker und Serdal Gündogan, um den SV Seligenporten – trotz der bereits sieben Punkte Rückstand auf die Relegationsplätze – vor dem Abstieg und dem damit verbundenen Gang zurück in die Bayernliga zu bewahren ...

Aufrufe: 012.12.2014, 14:38 Uhr
Fabian Istel (NN Neumarkt)Autor