Post SV Nürnberg - SC Germania Nürnberg 1:3 (1:3)
Wie man ein Spiel beginnt, an dessen Ende man möglicherweise in die Bezirksliga aufsteigt, hat der Post SV am Sonntagnachmittag sehr schön vorgeführt: Drei Minuten sind gerade einmal vorbei, da fliegt ein Freistoß in den Strafraum, Sebastian Born hält den Kopf hin und es steht 1:0.
Dummerweise belässt es der Post SV nicht bei dieser Demonstration. Wie man ein Spiel am besten nicht beendet, an dessen Ende man möglicherweise in die Bezirksliga aufsteigt, das zeigt die Mannschaft von Trainer Markus Krensel nämlich auch noch. Knapp zwei Minuten sind noch zu spielen, da ruft Krensel: „Schiedsrichter, wir wechseln.“ Er wechselt dann aber gar nicht, sondern holt einfach nur Frank Kiendl vom Platz. Kiendl ist einer der talentierteren Offensivspieler beim Tabellenführer der Kreisliga. An diesem Nachmittag aber sieht man nicht viel von Kiendls Talent, stattdessen schimpft er sehr ausgiebig, was sie bei der Post eigentlich gewohnt sind. Diesmal aber ist es irgendwann genug und Krensel spielt lieber zu zehnt weiter, als diesem Kiendl weiter beim Schimpfen zuzuhören.
„Wenn es 1:2 gestanden hätte, dann hätte ich ihn nicht runtergeholt“, sagt Krensel kurz darauf. Es war aber gegen den SC Germania so kurz vor Schluss nicht 1:2, sondern 1:3 gestanden. Die Gäste sind die Mannschaft der Stunde in der Kreisliga, auch wenn sie dank einer nicht ganz so glücklich verlaufenen Vorrunde nichts mehr mit dem Aufstiegsrennen zu tun haben. Dass Germania dank seiner prominenten und vor allem spielstarken Winter-Neuzugänge im kommenden Jahr das Aufstiegsrennen von der Spitze weg führen könnte, das raunt man sich auf den Kreisligasportplätzen schon seit längerem zu. Das sieht man aber vor allem am Sonntag, als sie die Post innerhalb von sechs Minuten besiegen.
Aljosa Janjic gelingt nach 24 Minuten der Ausgleich, nach 26 Minuten trifft Marco Seinil zur Führung, die dann wieder nur vier Minuten später Ilja Zarkov zum 3:1-Endstand ausbaut. Der Rest ist konzentrierte Defensivarbeit der Gäste und vergebliches Bemühen der Gastgeber.
Mit einem Sieg hätte die Post dann zwei Spieltage vor dem Ende schon einmal die Planungen für die Bezirksliga intensivieren können. Sie hätten die Planungen schon endgültig werden lassen können, hätten sie gewonnen und später am Nachmittag der erste Verfolger aus Burgfarrnbach auch noch verloren. „Nach einem Sieg wären wir hingefahren, um uns das Spiel anzusehen“, sagt Krensel. Aber sie haben nicht gewonnen - und deshalb den 2:0-Erfolg der Burgfarrnbacher in Kalchreuth auch nicht live gesehen.
Die Meisterfeier musste also ausfallen. Ärgerlich ist das, natürlich, aber allzu viel Trübsal wollte Krensel eben auch nicht aufkommen lassen. Sie haben ja weiterhin die besten Chancen, nach nur einem Jahr in der Kreisliga wieder in die Bezirksliga zurückzukehren. Auswärts beim VfL Nürnberg und daheim am Ebensee gegen den SV 73 Süd - so lautet das Restprogramm der Post, die mit einem Punkt Vorsprung auf Burgfarrnbach und mit fünf Punkten auf Raitersaich in die entscheidende Phase dieses bislang so schönen Fußball-Jahres geht.
„Heute“, sagte Krensel, „waren es einfach zu viele individuelle Fehler.“ Soll heißen: Wenn sie sich in den verbleibenden 180 Minuten einfach wieder auf sich konzentrieren, geht da nichts mehr schief. „Wenn man die ganze Saison ansieht, hätten wir das wirklich verdient“, sagt Krensel über den Aufstieg, „wir haben einfach auch vom Charakter her eine ordentliche Truppe.“ Sehen wollten die am Sonntag für Post-Verhältnisse erstaunlich viele Zuschauer. Enttäuscht waren am Ende die meisten vor allem deshalb, weil die Vereinsgaststätte ausgerechnet an diesem Tag geschlossen hatte. Die Niederlage an sich hatten alle ähnlich schnell abgehakt wie Krensel. Zu deutlich war zumindest an diesem Nachmittag die Überlegenheit der Germania.
Deren Trainer versuchte danach zu beschwichtigen. „Wir haben ja keinen Druck“, sagte also Serdar Dinc, „wir wollen einfach kicken und Spaß haben.“ Und sie haben Spaß, weshalb jetzt schon feststeht, dass alle, die für diese wunderbare Rückrunde und nun sechs Siege in Serie gesorgt haben, auch in der kommenden Saison am Fuchsloch kicken werden. Dann kann man ja nur aufsteigen, oder? Ja, sagt Markus Krensel. Moment, sagt Serdar Dinc, so eine Serie könne man nicht beliebig auf die nächste Spielzeit ausdehnen.
Es ist sehr schön, Dinc dabei zuzusehen, wie er sich wortreich gegen die Favoritenrolle wehrt. Im Moment fehlen ihm aber die Argumente. Vielleicht helfen ein paar Niederlagen, vielleicht sollte er einfach einmal nur zu zehnt spielen.
Schiedsrichter: Wolfgang Wüst - Zuschauer: 120
Tore: 1:0 Sebastian Born (4.), 1:1 Aljosa Janjic (24.), 1:2 Marco Seinil (26.), 1:3 Ilja Zarkov (31.)
Besondere Vorkommnisse: Holger Luft (Post SV Nürnberg) scheitert mit Foulelfmeter an Torwart (94.)