2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
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Abschiede und besondere Tore bei D/A

D/A feiert einen 4:0-Erfolg im letzten Heimspiel gegen den Goslarer SC - Emotionale dritte Halbzeit

Der 4:0-Sieg im letzten Heimspiel der Saison bietet den sportlichen Rahmen für die Abschiede von Spielern und Mitgliedern des Trainer- und Betreuerstabes. Erst zerlegt die SV Drochtersen/Assel auf dem Rasen den Goslarer SC, dann feiern Spieler und Fans.

Bei D/A-Stürmer Danny-Torben Kühn (30) will Abschiedsstimmung gar nicht richtig aufkommen. Zwei Aufgaben liegen noch vor der Mannschaft. Nach dem letzten Spiel der Saison beim Tabellenletzten TSV Schilksee steht das Pokalfinale am 28. Mai gegen Germania Egestorf/Langreder auf dem Programm. "Es gibt noch etwas Großes", sagt Kühn. Er muss zwar zugeben, dass das letzte Spiel vor eigenem Publikum etwas Besonderes gewesen sei. Aber Kühn will sich mit dem Pokalsieg in die vorläufige Fußballrente verabschieden.

Bei seinem Abschied von Teutonia Uelzen vor fünf Jahren schoss Kühn mit seinem letzten Ballkontakt ein Tor. Für D/A klappt es gegen Goslar in der 63. Minute. Gute 20 Minuten später wechselt Trainer Enrico Maaßen Kühn aus und gibt seinem Stürmer die Gelegenheit, sich vom Kehdinger Publikum zu verabschieden. Langjährige Fans zücken die Taschentücher und wischen sich die Tränen ab. Kühn war immer einer von ihnen. Maaßen wechselt übrigens Oldie gegen Nachwuchstalent und gibt dem nächsten die Chance, sich in der vierten Liga zu zeigen. Der 18-jährige Jonas Hammermeister bestreitet seine ersten sechs Regionalliga-Minuten, ist fünf-, sechsmal am Ball und macht damit eine Erfahrung fürs Leben.

Innenverteidiger Thomas Johrden schaut sich die 90 Minuten gegen Goslar von der Seite aus an. Der 29-Jährige ist verletzt. Bei ihm hat der Verein noch lange gebettelt. Aber Johrden legt ab jetzt den Fokus auf die berufliche Zukunft in der Sport- und Eventbranche. "Seit ich 15 Jahre alt bin, beherrscht der Fußball meinen Alltag", sagt Johrden. Er werde die Jungs vermissen. "Das wird hart." In Drochtersen reifte Johrden endgültig zur Führungskraft. Mit D/A gewann der Defensivspieler die Oberliga-Meisterschaft, steht im Pokalfinale und Rang vier in der Regionalliga ist dem Aufsteiger nicht mehr zu nehmen. "Das waren die besten zwei Jahre in meiner Fußballzeit", sagt Johrden. "Thomas und Danny haben für D/A Geschichte geschrieben", sagt Vereinspräsident Rigo Gooßen.

Neben Kühn und Johrden verabschiedet D/A nach dem letzten Heimspiel der Saison Ersatztorwart Hendrik Lemke. Lemke will als Trainer durchstarten und absolvierte erfolgreich die Prüfungen für die erforderlichen Lizenzen. Außerdem gehen Torwarttrainer Malte Schmidt und Physiotherapeut Eike Gräntzdörffer. Schmidt gehörte der SV D/A 20 Jahre lang an, er kickte selbst und wechselte dann in den Trainerstab. "Ich möchte mal etwas anderes machen, als jedes Wochenende im Bus zu sitzen", sagt Schmidt. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Schmidts Name klebt seit sieben Jahren an der Lehne eines ungenutzten Sitzes auf der Tribüne. Von dort aus wird er sich die Spiele jetzt anschauen.Acht Jahre lang kümmerte sich Gräntzdörffer um die Gesundheit der Spieler. "Durch ihn ist die Betreuung professioneller geworden", sagt Rigo Gooßen. Gräntzdörffer freut sich auf mehr Zeit, die er mit seiner Familie verbringen kann.

Der Goslarer SC ist in der zweiten Halbzeit ein dankbarer Gegner für Abschiedsspiele vor eigenem Publikum. In der ersten Halbzeit klappt fast nichts und D/A muss froh sein, nicht in Rückstand zu geraten. Nach dem Seitenwechsel zeigen die Hausherren vor 450 Zuschauern ein anderes Gesicht und spielen Goslar an die Wand.

Alexander Neumann eröffnet die Tor-Show in der 47. Minute. Kühn trifft 13 Minuten später und zum fünften Mal in der Saison. Danach darf Kevin Krottke nachlegen. Krottke mutiert zu einem Musterbeispiel für Effektivität. Der Mittelstürmer hat in 658 Spielminuten, verteilt auf zwölf Einsätze, dreimal selbst getroffen und drei Treffer vorbereitet. Wenn man bedenkt, dass Krottke bei seinem vorherigen Verein Hannover 96 II bis zur Winterpause dieser Saison nicht funktionierte, ist das eine beeindruckende Bilanz.

Fußball ist nicht alles im Leben. Aber er gibt Halt in schweren Lebenslagen. Benjamin Zielke erzielt in der 85. Minute das 4:0 für D/A. Er fasst sich mit beiden Händen an den Kopf, danach reckt er die Arme hoch, zeigt mit beiden Zeigefingern gen Himmel und schickt einen Gruß an den lieben Menschen, den er und seine Familie vor einigen Tagen auf tragische Weise verloren haben. "Ich widme dieses Tor einem besonderen Menschen", sagt Zielke.

Zielke spielt in der kommenden Saison für die zweite Mannschaft. Torwart Christoffer Schellin hilft nur noch aus, wenn es brennt und wird Torwarttrainer. Schellin, der in der Aufstiegssaison Erfolgsgarant war, fand sich nach einer Verletzung im vergangenen Sommer plötzlich auf der Bank wieder. Der Verein musste reagieren und verpflichtete für die Regionalliga-Saison Patrick Siefkes. Siefkes sollte sich für D/A als Glücksgriff erweisen. Er zählt zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Der Schlussmann gab D/A-Trainer Enrico Maaßen überhaupt keinen Grund, einen anderen aufzustellen.

Nur einmal durfte Schellin in dieser Saison ins Tor, beim belanglosen 2:3 in Norderstedt wenige Tage nach dem Pokal-Halbfinal-Triumph beim VfB Oldenburg. "Sportlich ist es bescheiden gelaufen für mich persönlich", sagt der 31-Jährige. Das sei aber nicht der Grund für den Rückzug in den Trainerstab. Vielmehr merke er nach sieben Jahren in Drochtersen, dass im Training die hundertprozentige geistige Frische fehle. Das erste halbe Jahr hinter Siefkes auf der Bank sei schwer gewesen. "Das war ich nicht gewohnt", sagt Schellin. Er habe zunächst gehadert und schließlich mit dem Thema abgeschlossen. In der kommenden Saison trainiert Schellin Siefkes. Und er weiß schon, wie er ihn noch besser machen kann.

Aufrufe: 016.5.2016, 21:15 Uhr
Daniel BerlinAutor