2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Abiturientin trifft für Nationalelf

Abitur, Bundesliga und Karriere in der Nationalmannschaft: Die Tage von Lea Schüller sind eng getaktet

Lea Schüller, 17-jährige Schülerin des Gymnasiums Horkesgath, hat geschafft, wovon viele träumen: Sie ist Fußball-Nationalspielerin im U-19-Team des DFB und feste Größe in der Bundesligamannschaft der SGS Essen mit guten Aussichten auf eine Profi-Karriere. Einen ganz besonderen Moment ihrer sportlichen Laufbahn erlebte Lea vor gut einer Woche: Beim Länderspiel gegen Serbien erzielte sie, übrigens jüngste Spielerin des Teams, ihr erstes Tor für Deutschland. Wie sich das anfühlt? "Das war schon ein ziemlich gutes Gefühl", sagt Lea Schüller ruhig, und macht nicht den Eindruck, als könnte sie jemals die Bodenhaftung verlieren.

Seit rund einem Jahr ist Lea, die beim Hülser SV das Fußballspielen gelernt hat, Nationalspielerin. Ihre erste Weltmeisterschaft im Frühjahr 2014 in Costa Rica lief zwar unter sportlichen Gesichtspunkten für die damals 16-jährige Offensivspielerin nicht optimal - das Team schied in der Vorrunde aus - doch Lea schaffte es, sich in den Fokus der DFB Trainer zu spielen. Seither fährt sie zu Lehrgängen und Länderspielen und hat schon einige exotische Stempel im Reisepass gesammelt - auch wenn die Spielerinnen vor Ort meist nicht viel mehr sehen, als das Hotel und den Fußballplatz, wie Lea erzählt.

Ihre Einsätze in der Nationalmannschaft sind das Bonbon einer sportlichen Karriere, in der neben vier Trainingstagen pro Woche plus Bundesligaeinsätzen mit teils zweitägigen Auswärtsfahrten am Wochenende vor allem auch die schulische Laufbahn nicht auf der Strecke bleiben soll. Ein Jahr ist es noch bis zum Abitur mit Sport- und Mathe -Leistungskurs am Gymnasium Horkesgath. Dafür, dass es für Einser- und Zweier-Kandidatin Lea weiter gut läuft, will auch Schulleiter Klemens Seth sorgen, der die sportliche Karriere seiner Schülerin organisatorisch voll unterstützt."Die Schule bekommt vom DFB alle Termine für Lehrgänge und Meisterschaften, und wir versuchen, die schulischen Termine für Lea bestmöglich darum herum zu koordinieren", erzählt Seth. "Im März zum Beispiel fährt Lea genau während der Klausurenphase zum Drei-Länder-Turnier nach Spanien. Also versuchen wir, es Lea zu ermöglichen, die Klausuren soweit es geht vor- oder nachzuschreiben."

So viel Unterstützung sei bei vielen ihrer Mannschaftskameradinnen absolut nicht selbstverständlich, erzählt Lea. Doch Seth setzt alles daran, seinen Teil dazu beizutragen, Leas schulische Laufbahn auf Kurs zu halten. Wenn, wie in diesem Fall, für eine von drei Klausuren, den Englisch-Grundkurs, ein Verlegen nicht möglich ist, schreibt Lea die Klausur, während sie mit dem DFB unterwegs ist. "Die Klausur wird dann von uns per Mail an den DFB Schulkoordinator geschickt; der wiederum scannt nach der Klausur Leas Arbeit ein und schickt sie per Mail hierher, das Original wird verwahrt", erklärt Seth.

Für Lea, die also mit einem Englisch-Wörterbuch im Gepäck nach Spanien reisen wird, ist das schon fast selbstverständlich. "In Costa Rica habe ich drei Klausuren geschrieben. Viele andere mussten auch Klausuren schreiben. Das war dann eine Atmosphäre fast wie hier in der Schule. Und ich war auch genauso aufgeregt."

Zwei Lehrer betreuen die Nationalspielerinnen bei Reisen; Stunden für Schularbeiten werden in den Trainingsplan eingearbeitet. "Leas Lehrer tragen die Inhalte des verpassten Schulunterrichts in Abwesenheitsbögen ein, so dass sie die Stunden dafür nutzen kann, im Stoff zu bleiben", sagt der Schulleiter. Mit dem Gymnasium Horkesgath hat Lea übrigens einen ihrer ersten Titel gewonnen: 2009 wurde die Schule Stadtmeister im Fußball, Lea erzielte in der Vor- und in der Hauptrunde jeweils sieben Treffer.

Wie es nach dem Abitur beruflich weitergehen soll, weiß Lea noch nicht. Sie hofft auf eine Profi-Karriere: "Manche Fußballerinnen können während ihrer Karriere vom Fußball leben.

Ich hoffe, dass ich diesen Sprung schaffe." Doch auch für die Zeit nach dem Sport muss vorgesorgt werden: Lea könnte sich vorstellen, Sport zu studieren, ist sich aber noch nicht sicher.

Stipendien von US-amerikanischen Universitäten aus Florida und Kalifornien sind ihr auch schon angeboten worden. "Aber das möchte ich nicht; ich kann mir einfach nicht vorstellen, so weit weg von zu Hause und meinen Eltern zu leben."

Aufrufe: 024.2.2015, 16:40 Uhr
RP / Carola PuvogelAutor