2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
Daniel Deli (links) entwickelt sich in den vergangenen Monaten immer mehr zum Schlüsselspieler des SV Sigmaringen. Auch im Pokalfinale am Donnerstag in Betzenweiler? Archiv-Foto: Thomas Warnack
Daniel Deli (links) entwickelt sich in den vergangenen Monaten immer mehr zum Schlüsselspieler des SV Sigmaringen. Auch im Pokalfinale am Donnerstag in Betzenweiler? Archiv-Foto: Thomas Warnack
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39 Jahre Warten sind genug

Fußball-Bezirkspokalfinale, Männer am Donnerstag in Betzenweiler (15 Uhr)

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Bad Saulgau / sz - Finaltag im Bezirks-pokal im Fußballbezirk Donau: Erstmals finden die Endspiele der Männer und der Frauen an einem Tag und an einem Ort statt. Pokalspielleiter Andreas Janz hat die beiden Finals zusammengeführt, auch um dem Frauenfinale eine größere Plattform zu bieten. Doch eröffnet wird der Finaltag von den Männern. Um 15 Uhr treffen am Donnerstag in Betzenweiler der SV Sigmaringen und der FV Bad Schussenried aufeinander.

"Wir wollen gewinnen. Denn die Chance, dass du als Spieler mal ein Pokalfinale spielst, ist relativ gering", sagt Sigmaringens Trainer Helmut Ulmer. Er wird seiner Mannschaft in den vergangenen Tagen auch mal die eine oder andere "alte Geschichte" erzählt haben, aus dem Jahr 1978. Auch, um die Spieler auf ihr bis dato größtes Match ihrer oft noch jungen Karriere einzustimmen. "Ich hatte in meiner 18 Jahre langen Karriere als Fußballer mal die Gelegenheit, in einem Endspiel zu spielen. Das ist nicht so einfach. 1978 in Bad Saulgau. Wir haben damals gewonnen, mit 3:1 im Finale gegen den TSV Riedlingen. Zudem habe ich damals noch das 3:1 geschossen", plaudert Helmut Ulmer aus dem Lexikon der Fußball-Geschichte des Bezirks. 39 Jahre ist das nun vorbei. Im Jahr, in dem die Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien stattfand. Argentinien gewann das Finale mit 3:1 gegen die Niederlande nach Verlängerung, Deutschland leistete sich die "Schmach von Cordoba", das 2:3 gegen Österreich (Edi Finger: "I werd’ narrisch") - und die WM war mit 16 Mannschaften noch ein überschaubares Ereignis. Kein Spieler, der am Donnerstag im Finale steht, dürfte 1978 schon geboren gewesen sein.

Höchste Zeit also, dass der SV Sigmaringen sich mal wieder in die Siegerliste einträgt. "Natürlich werden wir uns auch in diesem Pokalfinale ins Zeug legen", wiegelt Ulmer ab, dass der Kampf um den Klassenerhalt das Finale des von vielen Vereinen belächelten Pokals nicht Ernst genommen werde. "Das ist genauso wichtig." Umso mehr bedauert es Ulmer, dass er auf einige Spieler verzichten muss, allen voran Ümit Oytun, quasi der Quarterback im Spiel der Sigmaringer, Schaltzentrale, ordnender Fuß und Auge im Spiel des Bezirksligaaufsteigers. Oytun laboriert noch an einer Zerrung. "Natürlich wollen wir den Klassenerhalt schaffen und gegen Schelklingen kann Ümit wahrscheinlich wieder spielen", hofft Ulmer, aber der Einsatz gegen Schussenried kommt für den Ex-Oberligaspieler (SC Pfullendorf, TSG Balingen) wohl zu früh. Ebenfalls verzichten muss Ulmer auf Jim Ruf (Folgen eines Kreuzbandrisses) und Sabolcs Juhasz (Fingerbruch). "Kevin Reuter kann wohl auf der Bank sitzen", glaubt Ulmer.

Die Bilanz des SV Sigmaringen bislang fällt eigentlich ganz positiv aus. "Wir haben vor dem Spiel in Bad Schussenried, inklusive des Pokal-Halbfinals, sechs Spiele in Folge gewonnen," sagt Ulmer und macht deutlich, dass er mit der Entwicklung der Mannschaft durchaus zufrieden ist. "Vor allem die Kameradschaft in der Mannschaft freut mich. Die feiern auch zusammen, gehen zusammen weg und nehmen Spieler, wie zum Beispiel Jallow Alimou (Flüchtling, d. Red.) ganz toll auf." Gerade die Entwicklung der jungen Spieler stimmt ihn positiv: "Daniel Deli ist ein Ausnahmefußballer. In Bad Schussenried hatte er keinen guten Tag, aber was er in den vergangenen Wochen auf den Rasen gebracht hat, ist überragend." Für den Gegner findet Ulmer lobende Worte. "Eine gute Mannschaft, die dazu einen sehr objektiven Bericht vom Spiel an die Zeitung weitergegeben hat", sagt Ulmer. Wie immer mal wieder in dieser Saison machten die Sigmaringer auch beim 0:1 in Bad Schussenried (Im Hinspiel in Sigmaringen siegte Bad Schussenried mit 4:1) zu wenig aus ihren Möglichkeiten. "Wir stehen dreimal vor dem Tor, zweimal davon Julian Haberer, kriegen den Ball nicht rein." Ulmer jedoch lobt den Youngster im Team. "Julian hat in dieser Saison schon 14 Tore erzielt. Diese Situationen sind ein Lernprozess für ihn. Ich meine, er ist gerade mal 19 Jahre alt. Er spielt eine super Runde."

Brisanz erfährt das Spiel auch aus der Tatsache, dass die Mannschaften am vergangenen Sonntag schon einmal gegeneinander gespielt haben. "Natürlich habe ich ein paar Dinge gesehen, die mir aufgefallen sind. Aber die werden die gleichen Fehler nicht noch einmal machen", glaubt Ulmer, der den Weg mit jungen Spielern weitergehen will. "zur nächsten Saison kommt noch mal ein Spieler aus der A-Jugend, der den Sprung gleich schaffen kann. Ein weiterer Spieler gehört dem jüngeren A-Jugend-Jahrgang an, den ich im Oktober, wenn er 18 wird, gleich zu mir hoch ziehe."

Schussenried will Saison retten

Gegner Bad Schussenried hat seit der Jahrtausendwende schon zweimal den Pokal gewonnen. "Wir freuen uns aufs Pokalfinale", sagt Stefan Buck, Spielleiter der Violetten und selbst mehrfacher Pokalsieger und Bezirksmeister und damit Double-Gewinner. So weit kam es in diesem Jahr nicht. Der FV Bad Schussenried absolvierte keine gute Saison, eher eine durchschnittliche. "Wir haben vor allem gegen die Mannschaften von unten und aus dem Mittelfeld nicht so gut ausgesehen und dann stehst du halt da, wo du stehst", sagt er. "Wir hatten zu viele Auf und Abs, vor allem im ersten Halbjahr. Dazu hatten wir mehrere Verletzte wie Jan Dehmel, Patrick Baur und Markus Stocker." Dennoch will Buck die Verletzungen nicht ins Feld führen, dass es in der Saison nicht so lief. "Uns fehlte einfach die Konstanz."

Trainer Markus Keller, der auch im kommenden Jahr den Ex-Landesligisten trainieren wird, kann in Betzenweiler auf den kompletten Kader zurückgreifen. "Natürlich hat das immer einen Einfluss, wenn du wenige Tage zuvor schon mal gegeneinander gespielt hast. Aber wir werden am Donnerstag alles in die Waagschale werfen, um Erfolg zu haben", verspricht Buck. Denn natürlich sei der Pokal noch einmal eine Möglichkeit, eine etwas verkorkste Saison zu retten.

Und dann spiele man ja auch noch für die, für das Pokalfinale so etwas wie der letzte Aufgalopp ist. Denn die Daiber-Brüder beenden nach dieser Saison ihre Karrieren. "Aus beruflichen und privaten Gründen kriegen sie das nicht mehr unter einen Hut", sagt Buck und bedauert den Rücktritt der beiden Schussenrieder Spieler. "Für die beiden ist das sicher die Möglichkeit, einen letzten kleinen Erfolg zu feiern."

Aufrufe: 023.5.2017, 14:48 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Marc DittmannAutor