NZ: Herr Cuquejo, Sie waren am Wochenende auch beim Jenö-Konrad Cup am Valznerweiher. Haben Sie vielversprechende Talente gesichtet?
Oscar Cuquejo: Es gab genug gute Spieler auf allen Plätzen. Ich war nur am Samstag vor Ort, denn die meisten Spieler beziehungsweise Mannschaften habe ich schon öfter gesehen und kenne sie.
NZ: Wie ist das weitere Vorgehen, wenn Sie jemanden im Auge haben?
Cuquejo: Ich spreche den Trainer an. Über diesen Weg funktioniert eigentlich immer die erste Kontaktaufnahme. Der Trainer wird sich dann mit dem Jungen und seiner Familie zusammensetzen.
NZ: Muss jedes Talent zunächst zum Probetraining?
Cuquejo: Im Jugendbereich gibt es meist ein Probetraining. Nur hier kann man im sportlichen Vergleich erkennen, ob der Spieler Talent hat. Nach einem Turnier wie dem am vergangenen Wochenende braucht man nicht unbedingt ein weiteres Training, um ein sportliches Urteil zu fällen. Uns ist dann vor allem wichtig, die Familie kennenzulernen und natürlich auch den Jungen, um herauszufinden, ob er zu unserem Verein passt.
NZ: Gibt es Eigenschaften, die am Anfang einer Spielerkarriere noch nicht so wichtig sind?
Cuquejo: Ich denke, jeder Spieler ist in allen Bereichen formbar. Was mich interessiert: Was macht ihn außergewöhnlich? Ist er schnell, technisch versiert, bringt er Spielintelligenz mit? Das alles ist relativ schnell erkennbar. Wir Scouts achten darauf, was der Spieler kann. Das unterscheidet uns von Trainern, die eher dazu neigen aufzuzählen, was der Spieler noch nicht beherrscht.
NZ: Teamfähigkeit sollte jedes Nachwuchs- Talent mitbringen, oder?
Cuquejo: Das kommt darauf an. Eine egoistische Spielweise kann auch positiv sein. Es ist wichtig zu klären, ob sich der Spieler weiterentwickelt.
NZ: Am Wochenende trafen Nachwuchstalente des FC Bayern München auf wesentlich unerfahrenere Spieler von kleineren Vereinen. Wo sehen Sie die Unterschiede?
Cuquejo: Natürlich kann man den Nachwuchs der großen Vereine mit dem der kleineren Vereine nicht vergleichen. Die großen Vereine haben mehr Möglichkeiten. Sie machen Videoanalysen, haben Sportpsychologen, das Trainings- und Spieltempo ist höher. Aber wir holen auch Spieler von kleineren Vereinen. Im Fußball ist vieles möglich. Den einen Verein, den einen Weg, der den Weg ins Profigeschäft ebnet, gibt es nicht.
NZ: Ab welchem Alter erkennt man, ob jemand zum Profispieler ausgebildet werden kann?
Cuquejo: Im Altersbereich der „U14“ und „U15“ zeigt sich in der Regel, ob ein Junge ‚ nur‘ viel spielt oder ob er auch Talent mitbringt.
NZ: Lagen Sie schon oft mit einer Spieler- Einschätzung daneben?
Cuquejo: Unser Ziel ist es, eine gute fußballerische Ausbildung zu ermöglichen. Nicht aus jedem guten Fußballer wird auch gleich ein Profi. Der Club hat Talente wie Cedric Teuchert oder Patrick Erras entdeckt, verpflichtet und gefördert. Es gab aber auch Fehleinschätzungen.
NZ: Die wären?
Cuquejo: Ich hätte nicht gedacht, dass Johannes Geis sich so stark entwickelt. Er spielt mittlerweile bei Schalke 04.