2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Oscar Cuquejo arbeitet seit zwei Jahren für den 1.FC Nürnberg als Talentscout. Foto: 1.FC Nürnberg
Oscar Cuquejo arbeitet seit zwei Jahren für den 1.FC Nürnberg als Talentscout. Foto: 1.FC Nürnberg

"Eine egoistische Spielweise kann auch positiv sein"

Oscar Cuquejo sichtet für den 1. FCN Nachwuchstalente

Oscar Cuquejo kennt die meisten Fuß­ballplätze in Deutschland. Er steht am Spielfeldrand und beobachtet die Spieler. Denn der 37-Jährige ist Ta­lentscout des 1.FC Nürnberg. Zum Interview erreichen wir ihn am Handy. Wo? Natürlich am Fußballplatz.

NZ: Herr Cuquejo, Sie waren am Wochenende auch beim Jenö-Konrad­ Cup am Valznerweiher. Haben Sie viel­versprechende Talente gesichtet?

Oscar Cuquejo: Es gab genug gute Spieler auf allen Plätzen. Ich war nur am Samstag vor Ort, denn die meisten Spieler beziehungsweise Mannschaf­ten habe ich schon öfter gesehen und kenne sie.

NZ: Wie ist das weitere Vorgehen, wenn Sie jemanden im Auge haben?

Cuquejo: Ich spreche den Trainer an. Über diesen Weg funktioniert eigent­lich immer die erste Kontaktaufnah­me. Der Trainer wird sich dann mit dem Jungen und seiner Familie zusam­mensetzen.

NZ: Muss jedes Talent zunächst zum Probetraining?

Cuquejo: Im Jugendbereich gibt es meist ein Probetraining. Nur hier kann man im sportlichen Vergleich erkennen, ob der Spieler Talent hat. Nach einem Turnier wie dem am ver­gangenen Wochenende braucht man nicht unbedingt ein weiteres Trai­ning, um ein sportliches Urteil zu fäl­len. Uns ist dann vor allem wichtig, die Familie kennenzulernen und natürlich auch den Jungen, um heraus­zufinden, ob er zu unserem Verein passt.

NZ: Gibt es Eigenschaften, die am Anfang einer Spielerkarriere noch nicht so wichtig sind?

Cuquejo: Ich denke, jeder Spieler ist in allen Bereichen formbar. Was mich interessiert: Was macht ihn außerge­wöhnlich? Ist er schnell, technisch ver­siert, bringt er Spielintelligenz mit? Das alles ist relativ schnell erkennbar. Wir Scouts achten darauf, was der Spieler kann. Das unterscheidet uns von Trainern, die eher dazu neigen aufzuzählen, was der Spieler noch nicht beherrscht.

NZ: Teamfähigkeit sollte jedes Nach­wuchs- Talent mitbringen, oder?

Cuquejo: Das kommt darauf an. Eine egoistische Spielweise kann auch posi­tiv sein. Es ist wichtig zu klären, ob sich der Spieler weiterentwickelt.

NZ: Am Wochenende trafen Nach­wuchstalente des FC Bayern Mün­chen auf wesentlich unerfahrenere Spieler von kleineren Vereinen. Wo sehen Sie die Unterschiede?

Cuquejo: Natürlich kann man den Nachwuchs der großen Vereine mit dem der kleineren Vereine nicht ver­gleichen. Die großen Vereine haben mehr Möglichkeiten. Sie machen Videoanalysen, haben Sportpsycholo­gen, das Trainings- und Spieltempo ist höher. Aber wir holen auch Spieler von kleineren Vereinen. Im Fußball ist vieles möglich. Den einen Verein, den einen Weg, der den Weg ins Profige­schäft ebnet, gibt es nicht.

NZ: Ab welchem Alter erkennt man, ob jemand zum Profispieler ausgebil­det werden kann?

Cuquejo: Im Altersbereich der „U14“ und „U15“ zeigt sich in der Regel, ob ein Junge ‚ nur‘ viel spielt oder ob er auch Talent mitbringt.

NZ: Lagen Sie schon oft mit einer Spie­ler- Einschätzung daneben?

Cuquejo: Unser Ziel ist es, eine gute fußballerische Ausbildung zu ermögli­chen. Nicht aus jedem guten Fußbal­ler wird auch gleich ein Profi. Der Club hat Talente wie Cedric Teuchert oder Patrick Erras entdeckt, verpflich­tet und gefördert. Es gab aber auch Fehleinschätzungen.

NZ: Die wären?

Cuquejo: Ich hätte nicht gedacht, dass Johannes Geis sich so stark entwi­ckelt. Er spielt mittlerweile bei Schal­ke 04.

Aufrufe: 020.6.2017, 17:01 Uhr
Melanie Kunze (NZ)Autor