2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines

Vom FC Freienbach nach Oklahoma - mit Fussballstipendium in die USA

Yasha Schärer verfolgt seinen Traum vom Profifussball in den USA

Diesen Sommer schlägt Yasha Schärer ein neues Kapitel auf: Der ehemalige FCZ-Nachwuchsspieler, der zuletzt für den FC Freienbach in der 1. Liga auf dem Platz stand, zieht nach Oklahoma City. Dort wird er gleichzeitig ein Bachelorstudium in Angriff nehmen und seinen Traum vom Profifussball weiter verfolgen. Möglich macht's ein Fussballstipendium.

"Extreme Vorfreude" - das sei momentan das vorherrschende Gefühl, sagt Yasha Schärer, "verbunden mit einem gesunden Mass an Respekt vor dem Sprung ins kalte Wasser. Und mit einem traurigen Auge wegen der Leute, die ich hier zurücklasse." Der 21-Jährige wird demnächst seine Koffer packen, sein Elternhaus in Langnau am Albis verlassen und an der Mid-America Christian University (MACU) in Oklahoma City ein Wirtschaftsstudium beginnen.

Ein Fussballstipendium erlaubt es ihm, gleichzeitig ein vierjähriges Bachelorstudium in Business Administration zu absolvieren und weiterhin unter professionellen Bedingungen Fussball zu spielen. Etwas, das in der Schweiz schwierig bis unmöglich zu bewerkstelligen gewesen wäre, da die nötigen Strukturen fehlen, um Sport und Studium unter einen Hut zu bringen - ganz zu schweigen davon, sich daneben noch sein Leben zu finanzieren.

In Amerika geht, was in der Schweiz unmöglich ist

Schärer bekam diese Unvereinbarkeit von Ausbildung und professionellem Fussball schon zu Schulzeiten zu spüren, als er das Gymnasium besuchte und im Nachwuchs des FC Zürich spielte sowie mit dem U15-Nationalteam trainierte. "Nach viereinhalb Jahren musste ich das Gymi abbrechen, weil meine schulische Leistung unter dem hohen Trainingspensum litt." Stattdessen absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung mit Berufsmaturität an der United School of Sports und arbeitete danach beim Schweizer Schuh- und Sportbekleidungs-Hersteller On. "Ein Studium wäre hier in der Schweiz nicht möglich gewesen, ohne Abstriche im Fussball zu machen."

Im amerikanischen College-Fussball ist das anders: Nirgendwo anders werden Stundenpläne und Trainingspläne so optimal aufeinander abgestimmt, das Höchstleistungen in beiden Bereichen möglich sind. Schärer wird unter der Woche täglich trainieren und Vorlesungen an der Uni besuchen. Wohnen wird er zusammen mit anderen Fussballern in einem Apartment auf dem Uni-Campus. Seine Ausbildung finanziert sich der Mittelfeldspieler mit seinem Fussballtalent.

"Mein Stipendium deckt den grössten Teil der Lebenskosten ab", erzählt Schärer. Dazu zählen zum Beispiel Studiengebühren, Bücher, Versicherungskosten, Miete und Verpflegung. Die Höhe des Stipendiums richtet sich nach der Spielstärke und der schulischen Qualifikation. Die restlichen Kosten will Schärer mit Sommerjobs in der Schweiz während den Semesterferien decken.

Den Transfer in die USA eingefädelt und das Stipendium organisiert hat die Schweizer Agentur Collegiate Soccer Recruitment Service (CSRS), auf die Schärer durch seinen besten Freund Lukas Aeberli aufmerksam geworden ist. Aeberli absolviert ebenfalls ein Wirtschaftsstudium und spielt erfolgreich für die University of the Pacific in Kalifornien. "Durch ihn habe ich hautnah miterlebt, was es heisst, in den USA zu studieren und Fussball zu spielen", sagt Schärer.

Der vereitelte Sprung in die Super League

Die Idee, es seinem besten Freund gleichzutun, kam Schärer schon vor zwei Jahren, als er merkte, dass er beim FC Zürich auf eine Sackgasse zusteuerte. Seit der U11 hatte er zahlreiche Nachwuchsstufen beim FCZ durchlaufen und war zeitweise nahe dran gewesen, es von der U18 ins Super-League-Kader zu schaffen. "Im Herbst 2019 war ich auf dem Sprung, durfte mehrmals mit der ersten Mannschaft trainieren und im November ein Testspiel gegen Vaduz bestreiten", erinnert sich Schärer.

"Doch dann hat mir zuerst eine Verletzung und danach Corona dazwischen gegrätscht." Schärers Weg ging von der U18 in die U21. "Wenn du es nicht mit 17, 18 schaffst und auch nicht im ersten Jahr in der U21, dann bist du fast ein bisschen abgestempelt. Du bleibst vielleicht im Kader, aber die Trainer setzen dann eher auf jüngere Spieler", sagt Schärer. Anfang 2022 wurde er zu Zug 94 in die 1. Liga ausgeliehen. Und vor einem Jahr schlug er vielversprechende Angebote bewusst aus, unterschrieb stattdessen für ein Jahr beim FC Freienbach und kontaktierte CSRS-Inhaber Franco Varga.

Von da an ging es schnell: Schärer und seine Familie - seine Eltern und sein jüngerer Bruder - trafen sich zum Kennenlerngespräch mit Varga. Der Funke sprang sofort über. "Franco hat von Anfang an offen und ehrlich kommuniziert und uns alle Möglichkeiten aufgezeigt und vorgerechnet", sagt Schärer. "Er stand immer persönlich mit uns in Kontakt und hängte sich voll rein. Franco hat ein extrem grosses Netzwerk und er weiss, wovon er spricht, weil er einst am selben Punkt stand und den College-Fussball aus eigener Erfahrung ganz genau kennt."

Aus 25 Angeboten auswählen können

Nachdem Schärer zusammen mit Varga seine Wünsche besprochen und das weitere Vorgehen festgelegt hatte, stellte CSRS ein Highlight-Video zusammen (siehe unten) und schrieb verschiedene Universitäten an. Die Rückmeldungen waren zahlreich und positiv: "Etwa 25 Unis waren an Yasha interessiert und reichten ihre Angebote ein", erzählt Varga. Danach sei er erneut mit der Familie zusammengesessen und alle Optionen durchgegangen, hätte Vor- und Nachteile besprochen. "Am Ende entscheidet immer der Spieler oder die Spielerin. Ich gebe lediglich Tools zur Entscheidungsfindung an die Hand und stehe beratend zur Seite."

Schärers Wahl fiel schliesslich auf die Mid-America Christian University in Oklahoma City. Ausschlaggebend war die Qualität des Fussballteams ("Sie waren letzte Saison das beste Collegeteam in ihrer Liga.") und die Philosophie des Trainers. Dann ging es ans Organisatorische: Varga unterstützte Schärer auch bei allen Formalitäten rund um die Uni-Anmeldung, die Spielberechtigung und den Visumantrag.

"Ein anderer Plan, aber ein ebenso guter"

Als Plan B will Schärer sein Sportstipendium nicht verstanden haben. "Es ist einfach ein anderer Plan, ein neuer Weg, aber ein ebenso guter." Es sei zwar sehr schwer, seine Familie, seine Freunde und seine Freundin zurückzulassen, aber die Vorteile überwiegen für ihn. "Mit dem Studium eröffne ich mir so viele berufliche Möglichkeiten, ich lerne perfekt Englisch, kann mich persönlich weiterentwickeln und auf professionellem Level Fussball spielen."

Denn den Traum vom Profifussball, den hat er noch lange nicht begraben. Aus der Luft gegriffen ist das nicht, gilt doch der Uni-Sport in den USA als Vorstufe zum Profi-Sport und ist für so manchen Spieler ein Sprungbrett in die höchste amerikanische Liga, die Major League Soccer (MLS). Und auch Varga ist sich sicher: "Yasha hat alle Werkzeuge und das Talent, um in den USA das Maximum aus seinem Potenzial herauszuholen. Ich traue ihm absolut zu, dass er für die MLS gedraftet wird."

Die erfolgreichsten College-Teams holen sich ihre Spieler aus den Nachwuchsabteilungen der Premier-League-Vereine, erzählt Schärer zum Abschluss. Er würde es gern umgekehrt machen: aus dem College-Fussball in die Premier League. "Mein absoluter Wunschtraum ist es, eines Tages für meine Lieblingsmannschaft aufzulaufen, den FC Liverpool." Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Schärer geht ihn Schritt für Schritt - aber immer mit vollem Einsatz. Oder wie er es fomuliert: "Auf tutti gehen und voll angreifen."

Mehr zu CSRS bei FuPa: Fussballstipendium in den USA - "Das Beste aus zwei Welten"

Neugierig geworden? Hier erfährst du mehr über die Agentur Collegiate Soccer Recruitment Service: https://www.csrs-usa.com/

Aufrufe: 026.9.2023, 13:05 Uhr
Sandra TrupoAutor