2024-05-31T10:52:53.652Z

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Oberpframmer schießt den Ball
Oberpframmer schießt den Ball – Foto: SRO EBERSBERG

TSV Oberpframmern: Der ewige Manu Lutz geht

„Am 26. Mai ist Schluss“: Manu Lutz hat den Fußball in Ebersberg geprägt wie kein Zweiter

Manu Lutz geht. Der ewige spielende Trainer des TSV Oberpframmern hört auf. Der Kult-Coach gab alles für den TSVO. Jetzt endet die Era Lutz.

Oberpframmern – Als sie kamen, war er bereits da. Als sie gingen, war er immer noch da: Manu Lutz. Eine ganze Generation von Pframmerner Fußballspielern hat nur ihn als Spielertrainer erlebt. Nun hört der 40-Jährige auf. Sagt er. Glauben tun es die wenigsten, die ihn kennen. Als Lutz seinen Entschluss der Mannschaft mitteilte, hieß es: „Manu ohne Fußball?

Undenkbar!“ Doch der Linksfuß betont: „Am 26. Mai ist Schluss“, um gleich einzuschränken: „Wenn wir keine Relegation spielen müssen“.

Lutz hinterlässt „keinen sinkenden Tanker“

Gestiegene berufliche Anforderungen haben den Entschluss reifen lassen. Immer zum Training kommen zu können, sei nicht mehr sicher. „Und ich kann nicht von anderen verlangen, was ich selber nicht zu leisten im Stande bin“, sagt der Vollblutkicker. Schon jetzt sei er froh, in den Brüdern Florian und Stefan Lechner zwei versierte Co-Trainer an seiner Seite zu haben. Wie die Saison gezeigt habe, hinterlasse er ein gut bestelltes Feld, „keinen sinkenden Tanker“.

Kurios: Der zweifache Familienvater befürchtet scherzhaft, dass sein aktives Ende zuhause nicht auf viel Begeisterung stößt. „Zum einen kennen sie es nicht anders, zum anderen weiß meine Frau, wo ich beim Fußball stecke. Und sie kann zuschauen. Ohne Fußball sitze ich fünf Stunden auf dem Rennrad und bin weg.“

Die ewige Karriere des Manu Lutz

Angefangen hat Manu Lutzs „Karriere“ im heimischen Wohnzimmer, wo gekickt wurde. „Fußballverrückt wie ich“ sei er schon als Pimpf gewesen, erinnert sich Papa Andreas, langjähriger TSV-Vorsitzender und Oberpframmerns Bürgermeister. Als E-Jugendspieler wurde er vom FC Bayern entdeckt. „1:13 hatten wir damals bei einem Turnier gegen den FCB verloren“, erinnert sich Manu Lutz, „ich hatte das eine Tor für Pframmern erzielt.“

Bis zur B-Jugend spielte er anschließend für die „Roten“. „Dann wollten sie mich nicht mehr.“ Es folgten drei Jahre bei der SpVgg Unterhaching mit Spielen in der damaligen Regionalliga Süd. „Eine wunderbare Zeit“, „tolle Leute kennengelernt“, „hohes Niveau“, erinnert sich der 40-Jährige. Zurück im Landkreis, heuerte er in Markt Schwaben an, das unter Trainer Tom Sitter in der Bayernliga am Ball war.

Den Traum vom Profitum habe er „nicht ausreichend ernsthaft, nicht verbissen genug“ verfolgt, gesteht Manu Lutz, der einst mit späteren Größen wie Philipp Lahm, Tobias Schweinsteiger und Thomas Hitzlsperger in einer Mannschaft spielte. Zur Saison 2008/09 ging’s zurück zum Heimatverein Oberpframmern, wo er 2013/14 für Ernst Hablowetz als Trainer aktiv wurde. „Das war der absolut richtige Schritt zu dem Zeitpunkt“, blickt der gelernte Versicherungskaufmann zurück.

„Elf Jahre Kampf“ - Manu Lutz beim TSV

Es folgten „elf Jahre Kampf, mit wenigen Leuten viel Qualität reinzubringen“. In der Kreisliga vorne mitzuspielen, sei für einen kleinen Verein wie den TSV Oberpframmern „genau richtig“. Dass jetzt sogar mehr möglich sein könnte, sieht der Mittelfeldspieler mit gemischten Gefühlen. „Realistisch gesehen, würden wir uns damit wohl keinen Gefallen tun, aber Bezirksliga wäre schon geil.“

Dass Manu Lutz, der im September 41 Jahre alt wird, so lange auf „sehr respektablem Niveau“ kicken konnte, wie ihm Fachleute und Gegenspieler bestätigen, war seiner Physis geschuldet. „Ich bin weitgehend von Verletzungen verschont geblieben“, so Lutz. Ein Schulterbruch zu Hachinger Zeiten, das war’s. Bis zum Kreuzbandriss 2022. Das vermeintliche Aus. „So wollte ich nicht aufhören.“ Der Spielertrainer kämpfte sich zurück. Womit er sich selber nicht immer einen Gefallen tat. Die Erkenntnis, dass „die Zahl der Tage, an denen ich mich nach einem Spiel nicht mehr rühren kann, mehr werden“, brachte den Abschied näher.

„Die ganzen elf Jahre waren ein einziges Erlebnis. Ein Highlight raus zu greifen, geht nicht.“ Erfolge, Torjubel, die Atmosphäre werden ihm nicht unbedingt fehlen, sagt Manu Lutz. „Aber die Kabine, die Burschen, das wird mir abgehen.“ (WOLFGANG HERFORT)

Wenn der „Fuchsi“ Tunnel verteilt, Traumtore schießt und mit Schweinsteiger im Cabrio vorfährt

Christian Rauch
Christian Rauch – Foto: Verein

Durchweg positiv ist die Resonanz auf die Frage, was ehemalige Mitstreiter, die ihre fußballerischen Spuren im Landkreis hinterlassen haben, mit Emanuel Lutz in der gemeinsamen Zeit erlebt haben. Christian Rauch (heute Trainer des SV Anzing) erinnert sich daran, wie der Pframmerner einst bei den Falken vorstellig wurde: „Es war im zweiten Bayernligajahr in Markt Schwaben, da kam er im Cabrio angefahren.“

Mit ihm Tobi Schweinsteiger. Beide aus der A-Jugend-Bundesliga. Die waren ganz schön selbstbewusst. Wir haben uns anschließend nie aus den Augen verloren und sind auch schon einmal versumpft, eben immer gut trainiert und gut gefeiert. Einmal habe ich bei ihm auf der Couch übernachtet. Danach war mein Hausschlüssel weg. Der müsste heute noch dort zu finden sein.“ Rauchs vielleicht größtes Kompliment an den ehemaligen Mitstreiter: „Manu ist noch viel zu gut zum Aufhören.“

Hachinger Ex-Kollege schmeichelt Lutz: „Manu ist noch viel zu gut zum Aufhören.“

Thomas Schwarzbauer
Thomas Schwarzbauer – Foto: privat

Mit Thomas Schwarzbauer (aktuell Spielertrainer beim SV Bruck) verbindet Lutz seit Hachinger- und Falke-Zeiten eine enge Freundschaft. Inklusive gemeinsamer Familienurlaube. Schwarzbauer: „In Haching hatte Claus Schromm, der damals Trainer war, eine Übung aufgebaut. Manu kommentierte das lautstark: „Das kenn’ ich irgendwoher. Heißt, der Fuchs geht um.“ Und schon hatte er seinen Spitznamen weg. Seitdem hieß er bei uns Fuchsi.“

Bürgermeier erinnert sich an Spielertrainer-Duell: „Er in Pframmern, ich in Anzing“

Stefan Bürgermeier
Stefan Bürgermeier – Foto: privat

Stefan Bürgermeier, Ex-Hachinger und Ex-Falke, der Anzing, Poing, Ebersberg und Baldham trainierte, kommt beim Namen Manu Lutz eine Erinnerung hoch, als beide Spielertrainer waren: „Er in Pframmern, ich in Anzing. Wie es kommen musste, trafen wir im Spiel auch noch aufeinander, und was macht der Lutzi? Er tunnelt mich und nagelt anschließend den Ball in den Winkel. Den Beinschuss durfte ich mir noch Wochen danach von ihm anhören.“

Aus der Saison in Markt Schwaben erinnert Bürgermeier ein legendäres Tor. „Es war das entscheidende Relegationsspiel um den Verbleib in der Landesliga. Da der Manu eigentlich ein reiner Linksfuß ist, hat er sich bei dem Spiel gedacht, ich schieß mal mit rechts. Der Schuss war so ,hart’, dass sogar der Torwart total überrascht war und der Ball im Tor landete.“ (WOLFGANG HERFORT)

Aufrufe: 017.5.2024, 19:38 Uhr
Wolfgang HerfortAutor