2024-05-14T11:23:26.213Z

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Treuer Partner: Martin Gräfer, Vorstand von ,Die Bayerische, nimmt 1860 mit seiner Unterschrift einige Sorgen.
Treuer Partner: Martin Gräfer, Vorstand von ,Die Bayerische, nimmt 1860 mit seiner Unterschrift einige Sorgen. – Foto: imago sportfotodienst

TSV 1860: ,Die Bayerische’ verlängert bis 2027 und fordert Ruhe – „Verdammt, geht das nicht intern?“

Interview mit Vorstand Martin Gräfer

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Ein Versicherer als Lebensversicherung. „Die Bayerische“ hält den Löwen bis 2027 die Treue und nimmt dem Drittligisten durch die vorzeitige Vertragsverlängerung einige Sorgen.

München – Unser Interview mit Vorstand Martin Gräfer, 54.

Herr Gräfer, kann man als Sponsor eines Profiklubs dessen Spiele eigentlich genießen?

Ich bin ja beides: Sponsor und Fan. Die Löwen sind mir ans Herz gewachsen und ich schaue die Spiele gern. Dagegen ist das Sponsoring eine rationale Entscheidung. Auch das macht Spaß, wobei Spaß nicht bedeutet, dass etwas dauerhaft Freude macht. Manchmal frustriert es auch, Löwen-Fan und Sponsor zu sein. In letzter Zeit ist das eher der Fall. Vor allem frustriert es, wenn es neben dem Spielfeld Irritationen gibt und man als Sponsor denkt: „Verdammt, kann man das nicht intern klären?“

TSV 1860: „Die Bayerische“ verlängert und will Konzept für Aufstieg

Wie schafft man es, Ruhe reinzubringen und das Eis zwischen beiden Gesellschaftern aufzutauen?

Mich erinnert die Situation bei 1860 ein wenig an die Blockade innerhalb der Ampel-Koalition. Da sagte Christian Lindner den klugen Satz, nachdem man sich geeinigt hatte: „Man schweigt sich auseinander und man diskutiert sich zueinander.“ Das fand ich gar nicht schlecht. Beide Parteien sollten wirklich anfangen, miteinander zu reden. Wir sind nicht parteiisch. Wenn wir als Sponsor dazu beitragen können, dass ein Gespräch zustande kommt, tun wir das sehr gerne. Und grundsätzlich würde dem Verein ein bisschen mehr Gelassenheit guttun. Klingt komisch, aber: Es ist nur Fußball.

Seit Herbst gibt es eine mehr oder weniger schwere Krise bei Sechzig. Fürchtet man als Sponsor da auch um die eigene Reputation?

Nein, wir fürchten uns nicht, weil wir es aktiv managen. Aber eben nicht öffentlich. Wir versuchen, auf Verantwortliche einzuwirken. Das Management der KGaA empfinden wir als professionell, mit Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer sind wir in sehr gutem Austausch. Die Außenwirkung aber, wie gesagt, ist mindestens unglücklich. Das kann niemand bestreiten.

Vor etwa einem Jahr sagten Sie, bis 2025 sehen Sie die Löwen mindestens in der 2. Bundesliga. Haben Sie bei der aktuellen Vertragsverlängerung einen Aufstieg eingefordert?

So direkt natürlich nicht. Aber wir wollten natürlich ein Konzept der Geschäftsführer haben, wie ein Aufstieg erreicht werden kann, Antworten darauf, wie realistisch ein Aufstieg ist. Das haben wir bekommen und dann verlängert.

TSV 1860: Gräfer fordert Planungssicherheit

Wie steht es um die Planungen Ihrer Firma, als dritter Gesellschafter bei Sechzig einzusteigen?

Das Wort „Planungen“ würde zu weit gehen. Ich halte einen Einstieg Münchner Unternehmen insgesamt für eine gute Idee. Die Bayerische allein … das glaube ich eher nicht. Aber es muss erst mal einen gemeinsamen Plan im Verein geben.

Apropos Planungen: Sportchef Günther Gorenzel hat seinen Job alles andere als sicher, Maurizio Jacobacci keinen Vertrag über die Saison hinaus. Sportliche Planungssicherheit sieht anders aus. Fordern Sie die vom Verein?

Wir fordern sie nicht nur, wir gehen sogar mit gutem Beispiel voran. Es herrschte keine Eile, dass wir unseren Vertrag mit dem TSV verlängern, trotzdem haben wir uns dazu entschieden. Wir wollen damit ein Zeichen setzen, 1860 treu bleiben und mit unseren Geldern für Planungssicherheit sorgen.

Zuletzt kochte die Stadion-Debatte wieder hoch: Welche Position bekleiden Sie in der Frage, wo Sechzig in Zukunft spielen soll?

Als Fan träume ich von einem modernen 1860-Stadion mit großartigem Ambiente. Die Realität sieht aber so aus: Ich gehe gerne ins Grünwalder Stadion, weil die Löwen eben dort spielen. Mir gefällt die Atmosphäre. Ich gehe immer mal wieder in Bundesliga-Stadien mit guter Stimmung. Die 15 000 Fans im Grünwalder Stadion machen mindestens die gleiche. Für die Stadt ist es ein Aushängeschild. Wir tun gut daran, das Grünwalder Stadion so zu ertüchtigen, dass mindestens 20 000 Fans hineinpassen und es mit vernünftigen VIP-Bereichen wirtschaftlich besser genutzt werden kann.

TSV 1860 zukünftig im ,Die Bayerische-Stadion an der Grünwalder Straße’?

Trägt es dann den Namen ,Die Bayerische-Stadion an der Grünwalder Straße’?

Ja, das ist langfristig eine Option für uns. Aber auch für andere. Wir suchen eine Sponsorengemeinschaft und sind nicht so sehr auf uns selbst fokussiert.

Würden Sie persönlich bei 1860 Verantwortung übernehmen? Etwa als Präsident?

So etwas finde ich völlig absurd. Es ehrt mich, dass es Menschen gibt, die mir das zutrauen. Gleichzeitig gibt es viele bei Sechzig, die das ganz doof fänden. Ich habe keine Ambitionen.

Interview: Jacob Alschner

Aufrufe: 01.4.2023, 03:20 Uhr
Jacob AlschnerAutor