Der SC Rot-Weiß Bad Tölz feiert 75-jähriges Jubiläum. Bis in die 1980er-Jahre hatte es gedauert, bis sich der Verein im Tölzer Fußball-Leben mehr und mehr etablieren konnte.
Bad Tölz – Seit jeher war der SC Rot-Weiß Bad Tölz der kleine Arbeiterverein in der Stadt, in dem in erster Linie Fußball gespielt wurde. Es dauerte bis 1984, als der Fahrlehrer Max Sterflinger zum Vereinsvorsitzenden gewählt wurde, ehe sich der Club aus dem Image des unterdrückten kleinen Bruders des SV lösen konnte und als zweite Kraft im Tölzer Fußball-Leben mehr und mehr akzeptiert wurde. Heute, im 75. rot-weißen Jubiläumsjahr, sind die beiden Tölzer Vereine sportlich in der Kreisklasse angesiedelt.
Ein Vorläufer des SC Rot-Weiß wurde bereits 1928 als Freier Sportverein (FSV) ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren damals Willi Belzer, Josef Eichner und Jacob Zellner. Auch wenn damals in erster Linie Fußball gespielt wurde, so ist bei einem Blick auf die Auflistung an Sportgeräten, die im Frühjahr 1933 von den nationalsozialistischen Machthabern eingezogen wurden, anzunehmen, dass auch Gymnastik und Turnen im Angebot waren. Der FSV Bad Tölz war Mitglied beim Arbeiter- Turn- und Sportbund (ASV) Leipzig. Als der Isarwinkler Verein 1931 ins Polizeiregister eingetragen wurde, zählte er 14 Mitglieder um Vorstand Adam Schmid und Kassier Paul Awenius.
Doch schon zwei Jahre später folgte die Zwangsauflösung. Das Vereinsvermögen wurde eingezogen, die Bücher wurden öffentlich verbrannt. Erst im Juni 1946 rief im „Neunerwirt“ eine Gruppe Fußballbegeisterter den Arbeiter-Sportverein (ASV) aus und nahm auch gleich mit einer Mannschaft am Spielbetrieb teil. Trikots und Hosen waren aus alten NS-Fahnen geschneidert worden. Erster Vorsitzender war Josef Eichner. Da sich aus dem Vereinsnamen viele Anfeindungen ergaben und sich einige Mitglieder zudem in eine marxistische Ecke gedrängt fühlten, wurde 1948 beschlossen, den Verein in SC Rot-Weiß Bad Tölz umzubenennen. Das erste Spiel gegen den etablierten SV Bad Tölz endete mit einer illusionsraubenden 0:9-Niederlage.
Beiden Tölzer Fußballvereinen stand damals nur der Platz an der Peter-Freisl-Straße zur Verfügung, was zu ständigen Reibereien führte. So beklagte sich Rot-Weiß 1951, dass ihm der SV die Mitbenutzung des Umkleidehäuschens verwehrte. Als die Stadt den SV anwies, die Mitbenutzung „gegen eine angemessene Gebühr“ zu ermöglichen, verlangten die Hausherren die 1200 Mark einer Totoausschüttung vom RW, für die Überlassung der Umkleidekabine und deren weiteren Ausbau. Eine für damalige Verhältnisse überaus stattliche Summe.
Zu den äußeren Problemen, die nicht gerade für eine friedliche Koexistenz der beiden Vereine sorgten, kamen damals noch jede Menge interner Schwierigkeiten. So hatte man in den 1950er-Jahren lediglich drei Fußbälle zur Verfügung, die immer wieder repariert werden mussten. Auch richtige Fußballschuhe besaßen Seltenheitswert. Ohne Schienbein-Schützer ging es da wohl öfters nach der Devise zu: „Gelobt sei, was hart macht.“
„Hinter dem Jägerwirt“ sollte ein neuer Fußballplatz entstehen, wofür zwischen 1951 und 1953 Verhandlungen mit der Stadt und dem Flussbauamt geführt wurden. Auch wenn die amerikanische Besatzungsarmee mit schwerem Gerät für die notwendigen Planier- und Baggerarbeiten sorgte, mussten doch zahlreiche Mitglieder selbst mit Hand anlegen.
Erst im Juni 1958 konnte der neue Rot-Weiß-Platz seiner Bestimmung übergeben werden. Heute existiert davon nur noch das hintere Trainings-Dreieck, über den größten Teil führt nun die Umgehungsstraße. Sportlich bewegte sich der „SC Rot-Weiß 1948 e.V“, der 1982 unter diesem Namen ins Vereinsregister eingetragen wurde, in all den Jahren zwischen der damaligen C- und B-Klasse. Im Jahr 1978 wurde dann innerhalb von nur zwei Monaten das alte RW-Vereinsheim an der Kohlstattstraße errichtet. 776 Arbeitsstunden hatten die Vereinsmitglieder dafür geleistet.
Eine Führungskrise Anfang der 1980er-Jahre brachte dann mit Max Sterflinger als Vorsitzendem frischen Wind in den Verein. Die Arbeit wurde auf allen Ebenen professioneller, die Nachwuchsarbeit verstärkt gefördert. Mit Werbe- und Sponsorenverträgen wurden neue Geldquellen erschlossen. So konnte der SC Rot-Weiß 1987 erstmals vermelden, dass alle Altersklassen im Juniorenbereich mit eigenen Mannschaften besetzt waren.
2003 wurde Wolfgang Männer erstmals zum Vorsitzenden gewählt, ein Amt, das er bis heute bekleidet. Mit über 20 Amtsjahren hält er damit beim SC Rot-Weiß den Rekord. 2011 begann der Abriss des ehemaligen SV-Vereinsheims an der Kohlstattstraße. Nach Sanierung, Komplettumbau und Aufstockung folgte im Februar 2012 die offizielle Übergabe des neuen Rot-Weiß-Vereinsheims.
Sportlich schaffte die erste Mannschaft 2011 unter Trainer Jens Millenet den Aufstieg in die Kreisklasse, unter Tarkan Demir 2021 sogar den Aufstieg in die Kreisliga. Bedingt durch einen großen personellen Aderlass ging’s schon nach einer Saison wieder zurück in die Kreisklasse. (esc)