2024-05-17T14:19:24.476Z

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Andy Pummer (l.) schickt sein Team nicht in den Wald, Christoph Schmitt mag keinen Tipp geben und Thomas Seethaler (r.) will, dass seine Spieler Spaß haben.
Andy Pummer (l.) schickt sein Team nicht in den Wald, Christoph Schmitt mag keinen Tipp geben und Thomas Seethaler (r.) will, dass seine Spieler Spaß haben. – Foto: Brouczek/Leifer/Michalek

Tipps für die perfekte Winter-Vorbereitung: So gehen es Trainer von Regional- bis Bezirksliga an

Quäl-Einheiten macht fast niemand mehr

Da müssen alle durch: Die Winter-Vorbereitung. Aber wie sieht die optimale Einstimmung auf die Rückrunde eigentlich aus? Tipps von Regional- bis zur Bezirksliga.

München – Bei Spielern ist die Winter-Vorbereitung teils verhasst und gefürchtet. Dauerläufe im Schnee, Quäl-Einheiten auf steinhartem Kunstrasen: Ist das noch die Realität im Amateurfußball? Wir haben bei Trainern aus Regional-, Bayern-, Landes- und Bezirksliga nachgefragt, wie der perfekte Ablauf bis zum Rückrundenstart für sie aussieht.

Regionalliga: Christoph Schmitt (SV Heimstetten) hofft auf fitte Spieler und bleibt flexibel

Die optimale Vorbereitung: Alle Spieler sind fit, wir können mit voller Kapelle ins Training starten und die Schwerpunkte abarbeiten. Dafür haben wir auch einen Athletiktrainer im Team.

Dauer: Fünfeinhalb Wochen. Testspiele: In diesem Jahr sieben, aber die Optimalzahl hängt von der Kadergröße und der Fitness im Team ab.

Programm: Das hängt von den Umständen ab. Wir versuchen, alle Aspekte zu trainieren, aber machen eher mehr im technisch-taktischen Bereich. Das Läuferische kann man da mit einbringen. Wenn du auf dem Platz in Spielformen bist, holst du dir das automatisch.

Tipp: Keiner. Das Training im Winter hängt von so vielen Unwägbarkeiten ab. Es spielt so viel mit rein: Sind viele Spieler verletzt? Wie ist die Rasenqualität? Da muss jeder seine Erfahrungen machen.

Bayernliga: Andy Pummer (FC Deisenhofen) geht auf jeden Spieler einzeln ein und läuft nicht durch den Wald

Die optimale Vorbereitung: Die Spieler sollten nicht blank kommen. Für die Grundlagenausdauer geben wir jedem Spieler über die freie Zeit einen Plan mit. Jeder hat dann sozusagen seine Hausaufgaben. Wir treffen uns dann nicht auf der Laufbahn, sondern zum Fußballtraining.

Dauer: Fünf bis sechs Wochen. Testspiele: Mindestens eins pro Woche. Die Test sind auch ein Anreiz für die Spieler.

Programm: Die Zeit auf dem Platz nutzen und nicht durch die Wälder joggen. Wenn du brutal Ausdauer trainierst, sich dabei aber Spieler verletzen, ist das kontraproduktiv.

Tipp: Man sollte auf jeden Spieler einzeln achten. Dabei geht es um Belastungssteuerung und Verletzungsprävention. Wir wollen so viele Spieler wie möglich auf Top-Niveau bringen, dürfen dabei aber nicht überpacen.

Landesliga Südwest: Martin Buch (SC Olching) hat keine Lust auf Runden-Laufen und fordert 1.000 Torschüsse

Die optimale Vorbereitung: Im Idealfall halten sich die Jungs über den Winter fit, sonst stehst du als Trainer dann blöd da. Das wird zwar nicht jeder machen, aber ich hoffe auf motivierte, fitte Jungs. Ganz wichtig ist, dass sich alle aufeinander freuen. Besonderes Highlight ist für uns dieses Jahr das Trainingslager in Kroatien. Es ist mein erstes mit dem SC Olching.

Dauer: Fünf bis sechs Wochen, mit Trainingslager reichen auch fünf. Testspiele: In diesem Jahr sechs, kommt aber auf Kadergröße und Länge der Vorbereitung an.

Programm: Ich habe keine Lust auf Runden-Laufen. Wir arbeiten an Spritzigkeit und Schnellkraft, das ist zwar auch Fitness, aber doch etwas ganz anderes als Ausdauertraining.

Tipp: In kleinen Gruppen arbeiten. Auf dem Platz ist das bei mir ein Rondo mit Einheit für je vier bis sechs Mann. Kleine Spielformen ermöglichen den Spielern viele Wiederholungen. Ich will, dass der Stürmer in der Vorbereitung 1.000 Mal aufs Tor geschossen hat. Dafür eigenen sich positionsbezogene und intensive Abläufe.

Bezirksliga Süd: Wolfgang Krebs (MTV Berg) holt die Spieler mit ins Boot und setzt Highlights

Die optimale Vorbereitung: Als Trainer wünsche ich mir einen schönen, vollen Kader. Wichtig ist aber auch, dass die Jungs eine Pause gemacht haben und dann wieder richtig heiß auf Fußball sind. Im Winter braucht es von den Spielern gewissermaßen auch eine Bereitschaft, sich zu quälen. Und ganz generell, die Zeit zu investieren.

Dauer: Fünfeinhalb Wochen, mit einem kleinen Trainingslager. Testspiele: Zwei Spiele die Woche gegen Gegner aus unterschiedlichen Kategorien.

Programm: In den ersten vier Wochen geht es darum, den Körper auf Vordermann zu bringen. Mit Stabilitäts-Übungen in der Halle legen wir die Grundlage für das ganze Jahr. Danach sollte man nicht zu oft auf den Kunstrasen, das ist Gift für die Gelenke. Wir versuchen, so viele Spiele wie möglich zu machen, darüber kann sich jeder Spieler anbieten.

Tipp: Bei allem, was man sich vornimmt, muss man die Spieler und den Verein ins Boot nehmen. Sonst fährt man das Ding auf die Wand. Ich versuche, auf jeden persönlich zu schauen und Highlights für die Spieler zu setzen. Das kann zum Beispiel auch ein Testspiel gegen den Ex-Verein sein. Außerdem hat es sich bewährt, über den Winter freiwilliges Kicken anzubieten. Das ist Teambuilding, wenn die Spieler einfach Spaß zusammen haben. Keiner will mehr Diktatoren an der Linie.

Bezirksliga Nord: Thomas Seethaler (FC Aschheim) stellt Spaß in den Vordergrund und mag es nicht kalt

Die optimale Vorbereitung: Das Wetter spielt mit und die Plätze sind gut. Wenn es zu kalt ist, wird auch der Kunstrasen rutschig und dann wird es gefährlich für die Adduktoren.

Dauer: Fünf bis sechs Wochen. Testspiele: Mindestens fünf. Wobei ich Abends unter der Woche keine guten Erfahrungen gemacht habe, da wird es im Winter zu kalt.

Programm: Die Tartanbahn habe ich schon als Fußballer nicht gemocht und als Trainer hat sich das nicht geändert. Im Kreis zu laufen, ist langweilig. Da ist es schöner, um den See zu joggen. Ausdauerläufe machen wir aber, wenn dann, am Anfang. Über den Winter machen wir jede Woche eine Fitness-Einheit in der Halle und zwei Fußball-Einheiten auf dem Platz.

Tipp: Schauen, dass du den Spaß in den Vordergrund stellst. Sonst wird es für die Spieler zäh. Schnee und Regen sind im Winter grauslig. Alle wollen kicken und Spaß haben. Zu viel Taktiktraining geht im Winter auch nicht, da erfrierst ja halb. (moe)

Aufrufe: 029.12.2022, 11:45 Uhr
Moritz BletzingerAutor