2024-04-29T14:34:45.518Z

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„Mein Stuhl wird bald frei …“: Diesen Satz könnte Sportchef Günther Gorenzel (r.) dem langjährigen Kapitän Stefan Lex bei dessen Verabschiedung zugeflüstert haben.
„Mein Stuhl wird bald frei …“: Diesen Satz könnte Sportchef Günther Gorenzel (r.) dem langjährigen Kapitän Stefan Lex bei dessen Verabschiedung zugeflüstert haben. – Foto: Imago

Taugt Lex zum blauen Hoeneß? Berater Koppold bringt Ex-Kapitän für Gorenzel-Nachfolge ins Gespräch

Derzeit im Urlaub

Stefan Lex kehrt nach seinem Karriereende in anderer Funktion zum TSV 1860 zurück. In welcher, ist noch unklar. Möglicherweise sogar als Gorenzel-Nachfolger?

München – Ein frisch erworbener Camper, vollbepackt für eine längere Reise entlang der Sonnenküsten Südeuropas. Die gut sortierte Spielesammlung und das eine oder andere 1860-Utensil lassen Rückschlüsse auf den Halter des Wohnmobils zu. Am Steuer sitzt Stefan Lex – der Mann, der bis vor Kurzem noch das Team der Löwen durch Höhe- und Tiefpunkte einer holprigen Drittligasaison gelenkt hat.

Vom Kapitän zum Camper – auf diese Weise gewinnt Lex (33) mit Frau und Kindern Abstand von mehr als zehn Jahren im Stahlbad Profifußball.

TSV 1860: Berater Kreppold schlägt Lex als Gorenzel-Nachfolger vor

Der Musterprofi Lex hat sich einen entspannten Fußballer-Ruhestand verdient – Sicherheit gibt ihm ein Papier, auf dem geregelt ist, dass es beruflich nahtlos für ihn weitergeht. Im Anschlussvertrag ist geregelt, dass Lex zu 1860 zurückkehren wird – offen ist nur die Aufgabe. Drei Optionen gibt es: irgendwas im NLZ, Marketing oder der Geschäftsführung. Die vierte Option, ein Comeback als Spieler, dürfte ausscheiden – es war viel blauer Optimismus im Spiel, als der scheidende Sportchef Günther Gorenzel im Gespräch mit unserer Zeitung von einem plötzlichen Sinneswandel des treuen Löwen träumte. „Ich hab so ein Gefühl beim Lex“, orakelte Gorenzel am 25. April: „Momentan hat er die Schnauze voll, macht nach der Saison ein paar Wochen Elternteilzeit. Und dann bin ich mal gespannt, wie er sich entscheidet, wenn er aus seinem längeren Urlaub zurückkehrt: Ob er sich dann lieber 40, 50 Stunden zum Gorenzel ins Büro setzt – oder ob er nicht doch Lust verspürt, noch mal zehn, zwölf Scorerpunkte auf dem Platz beizutragen.“

Die Gorenzel-Assistenz ist seit Donnerstag vom Tisch. Der Abschied des Sportchefs wurde nun auch offiziell bestätigt. Dafür gibt es eine fünfte Option, ins Spiel gebracht von Michael Koppold, dem Freund, Entdecker und langjährigen Berater des Ex-Löwen-Kapitäns. Bei diesem Gedankenspiel wäre Lex nicht etwa ein Lehrling auf der Geschäftsstelle, sondern der direkte Nachfolger Gorenzels als Sportchef. Details nennt Koppold (72) nicht, aber man darf davon ausgehen, dass der grundanständige Spielervermittler (Motto: „Ehrlich währt am längsten“) diese Idee nicht in den Raum wirft, ohne sich vorher mit seinem Mandanten abgestimmt zu haben. Koppolds Argumentation: „Uli Hoeneß ist gelernter Metzger – und auch in jungen Jahren ohne Managererfahrung ins kalte Wasser gesprungen.“

TSV 1860: Lex hat hochrangige Fürsprecher

Lex also auf den Spuren des Bayern-Machers, als blauer Hoeneß sozusagen? Eine Idee mit Charme – und gar nicht so abwegig, wie man vielleicht glauben möchte. Anders als der echte Hoeneß könnte Lex zum Einstieg ein abgeschlossenes Sportmanagement-Studium vorweisen – und zudem weiche „Skills“ wie tadelloses Ansehen, Loyalität, Eloquenz. Das alles in Verbindung mit dem Ruf des bodenständigen Urbayern, eines Mannes, der Zusammenhalt stiften kann – und jahrelang aus nächster Nähe miterlebt hat, welche Fehler es bei 1860 tunlichst zu vermeiden gilt. Stichwort: vereinspolitische Neutralität.

Lex selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen – und auch aus der Führungsebene will sich keiner offiziell zur möglichen Gorenzel-Nachfolge äußern. Unsere Zeitung weiß aber: Lex hat hochrangige Fürsprecher im Verein. Weil er günstiger wäre als andere heiß gehandelte Kandidaten (etwa Horst Heldt), weil sein Gehalt eh im Anschlussvertrag eingepreist ist, weil das freiwerdende Gorenzel-Gehalt für einen neuen Stürmer verwendet werden könnte – und weil der Handlungsspielraum eines Löwen-Sportchefs ohnehin gering ist. Letzteres ist wohl der größte Unterschied zum Original-Hoeneß. (ulk)

Aufrufe: 016.6.2023, 09:43 Uhr
Uli KellnerAutor