2024-04-29T14:34:45.518Z

Spielbericht
Auch so sehen Sieger aus: Die total erschöpften 1865-Kicker nach dem Schlusspfiff.
Auch so sehen Sieger aus: Die total erschöpften 1865-Kicker nach dem Schlusspfiff. – Foto: RO

„Das ist der Wahnsinn“: TSV 1865 kommt mit zwei blauen Augen davon

Klassenerhalt in der Relegation

Mission erfüllt. Der TSV 1865 Dachau bleibt der Fußball-Bayernliga erhalten. Im Rückspiel gegen den SV Pullach reichte ein 2:2-Unentschieden.

Dachau – Nach einer insgesamt großartig verlaufenen Relegation hat sich der Verein aus der Großen Kreisstadt überraschend souverän das Ticket für ein weiteres Jahr in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse gesichert.

Der Jubel nach dem 2:2-Unentschieden im Rückspiel gegen den SV Pullach war gigantisch, auch wenn sich einige der total ausgepumpten Dachauer Spieler schwer taten, nach dem Schlusspfiff zu den Fans zu eilen, um mit ihnen gemeinsam das Erreichte zu feiern. Die im Eiltempo durchgezogene Relegation hat Spuren hinterlassen, nun sind im wahrsten Sinne des Wortes alle Beteiligten des TSV 1865 Dachau reif für die Insel.

Die Richter-Elf ist dem Abstiegsteufel gerade noch einmal von der Schippe gesprungen. Aber leicht war es nicht, die Dachauer versäumten es, den Sack frühzeitig zuzumachen. Schon im Hinspiel in Pullach hat man ein noch deutlicheres Ergebnis als das 3:0 verpasst, in beiden Duellen mit dem SVP hat der TSV Dachau Chancen in Hülle und Fülle vergeben.

Zweimal gerieten die Hausherren im Rückspiel an der Jahnstraße vor 550 Fans ins Hintertreffen, doch beide Male brauchte man nicht lange, um zurückzuschlagen. Zwischen dem 0:1 und dem 1:1 lagen in Minute 45 nur Sekunden, das 2:2 folgte dann zwölf Minuten nach dem 1:2 in der 73. Minute.

Und dann, als Schiedsrichter Vinzenz Pfister endlich die Pfeife an den Mund setzte, um die Partie abzupfeifen, gab es kein Halten mehr im weiten Runde des Jahnstadions. Die ganze Erleichterung ob des Happy-ends nach einer von vielen Höhen und noch mehr Tiefen geprägten Saison entlud sich in lauten Freudenschreien, herzlichen Umarmungen, krachenden Highfives und herzhaften Handshakes.

Sein Treffer zum 2:2 war die Erlösung: Marcel Kosuch, nach einer Stunde für den glücklosen Nickoy Ricter eingewechselt, ließ die Dachauer Fans kurz vor Schluss aufatmen.
Sein Treffer zum 2:2 war die Erlösung: Marcel Kosuch, nach einer Stunde für den glücklosen Nickoy Ricter eingewechselt, ließ die Dachauer Fans kurz vor Schluss aufatmen. – Foto: RO

1865-Boss Wolfgang Moll stöhnte erleichtert: „Wir sind zwar mit zwei blauen Augen davon gekommen, haben die Relegation aber erhobenen Hauptes bewältigt. Nun hat man gesehen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt – ich begreife immer noch nicht, dass diese Mannschaft in die Relegation musste. Dieses Leistungspotenzial konnte die alte Führung nicht abrufen, deshalb mussten wir im März die Reißleine ziehen, um die Chance zu erhalten, den Kopf doch noch irgendwie aus der Schlinge zu ziehen. Aber ich habe großen Respekt vor der Mannschaft, die in einer Monster-Relegation alles gezeigt hat, was notwendig ist, um die Liga zu halten.“

Dachaus vollkommen geschaffter, aber auch überglücklicher Abteilungsleiter Fußball und Interimstrainer Marcel Richter jubelte: „Ja, wir haben eine überragende Relegation gespielt, in der von zwölf Mannschaften nur drei weitergekommen sind. Wir sind eine davon – das ist der Wahnsinn! Ich habe schon vor dem ersten Spiel als Trainer gesagt: wir arbeiten auf die Relegation hin, dann wollen wir richtig fit und bereit sein. Das ist uns gelungen. Nach diesen vier Zusatzspielen haben wir es verdient, auch in der kommenden Saison in der Bayernliga Süd zu spielen. Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt, meine größte Hochachtung für diese Leistung in der Relegation nach einer wirklich schlechten Saison.“

Dabei sind die 65-Kicker auch im letzten Saisonspiel ordentlich gefordert worden. Die Pullacher kamen nach der desillusionierenden 0:3-Hinspielpleite auf eigenem Platz nicht nach Dachau, um dem TSV zum Klassenerhalt zu gratulieren. Im Gegenteil, der SVP versuchte noch einmal alles, um den Spieß herumzudrehen.

Aber der TSV 1865 Dachau hatte an diesem Tag einen Zerberus im Tor. Marco Jakob produzierte, wie schon in den Wochen zuvor, Top-Paraden am Fließband, er gewann den Vergleich mit dem Pullacher Keeper Marjan Krasnic um Längen.

Eine der Schlüsselphasen der Partie war die letzte Minute vor dem Halbzeitpfiff. Die aufregenden 60 Sekunden im Zeitraffer: Pullach geht durch Nils Allmang in Führung, er nutzt ein vollkommenes Durcheinander in der Dachauer Abwehr aus. Nach dem Anstoß drängt Dachau auf das 1:1 – und erhält dabei Hilfe vom Gegner. Pullachs Keeper Marjan Krasnic, der nicht nur in dieser Szene unsicher wirkt, verliert die Kugel an Daniel Leugner, den den Ball zu Mario Maric passt. Und die Nummer 21 der Dachauer hat keine Mühe, noch vor dem Pausenpfiff für das 1:1 zu sorgen.

Zuvor hatte Nickoy Ricter eine sogenannte Tausendprozentige vergeben, er schaffte es nicht, das Runde nach einem Solo ins Eckige zu befördern (34.). Anstatt den Ball zum vollkommen frei stehenden Daniel Leugner quer zu legen, versuchte es Ricter auf eigene Faust – und scheiterte am Pfosten.

Alles Gute für die Zukunft: Trainer Marcel Richter bedankt sich beim scheidenden Daniel „Leuges“ Leugner.
Alles Gute für die Zukunft: Trainer Marcel Richter bedankt sich beim scheidenden Daniel „Leuges“ Leugner. – Foto: ro

Der Unmut ob dieser ziemlich egoistischen Aktion des Dachauer Neuners war nicht zu überhören, ein Fan meinte: „Da wollte er mal wieder der Held vom Erdbeerfeld sein, anstatt mannschaftsdienlich zu agieren.“

Die zweite Halbzeit mutierte zu einem reinen Nervenspiel. Richtig hektisch wurde es, als die Pullacher in der 73. Minute durch Elias Eck in Führung gehen konnten. Der Pullacher zog einfach mal aus 16 Metern ab, er traf die Kugel so genau, dass sie unhaltbar am langen Torpfosten einschlug.

Es folgte das große Zittern, das erst in der 85 Minute abebbte, als der nach einer Stunde für Ricter eingewechselte Marcel Kosuch ins Schwarze traf. Der 65-Joker stibitzte den aufbauenden Gästen die Kugel und sorgte wenig später für das erlösenden 2:2.

Am Ende durften mit Triumf Gudaci und Hüseyin Ceker noch zwei Dachauer Spieler ran, die den Verein verlassen werden. Ebenso ihr letztes Spiel im Trikot des TSV 1865 bestritten Nickoy Ricter, Daniel Leugner und Kapitän Stefan Vötter. (Robert Ohl)

Stenogramm

TSV 1865 Dachau - SV Pullach 2:2 (1:1)

TSV 1865 Dachau: Marco Jakob, Alexander Weiser, Alexander Weiss, Nickoy Ricter, Sebastian Brey, Mathias Leiber, Stefan Vötter, Lirim Kelmendi, Daniel Leugner, Mario Maric, Vendim Sinani – Florian Mayer, Orkun Tugbay, Triumf Gudaci, Hüseyin Ceker, Marcel Kosuch

SV Pullach: Marjan Krasnic, Mathis Horndasch, Daniel Steinacher, Max Zander, Luis Heinzlmeier, Elias Eck, Martin Bauer, Fabian Czech, Nils Amang, Semir Gracis, Luis Marseiller – Malek Amdouni, Justin Gaigl

Zuschauer: 550

Tore: 0:1 (45.+1) – Nils Allmang. 1:1 (45.+2) – Mario Maric. 1:2 (73.) – Elias Eck. 2:2 (85.) – Marcel Kosuch.

Aufrufe: 07.6.2022, 07:52 Uhr
Robert OhlAutor