2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auch Christoph Schmitt kann den Abstieg in die Bayernliga wohl nicht verhindern.
Auch Christoph Schmitt kann den Abstieg in die Bayernliga wohl nicht verhindern. – Foto: IMAGO/Sven Leifer

SV Heimstetten: Gallier ohne Zaubertrank – unschöne Party-Episode als Sinnbild der Saison

Von Verletzungen gebeutelt

Dem SV Heimstetten droht der Abstieg in die Bayernliga. Die Gründe für den Absturz des lange unbeugsamen Regionalligisten aus dem Münchner Norden.

Heimstetten – Da ist zum Beispiel die Geschichte mit dem Faschingsball der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim. Zu diesem sind die Regionalligafußballer des SV Heimstetten Mitte Februar nach einem Testspiel in nahezu kompletter Mannschaftsstärke gezogen – sozusagen ein Teambuilding-Event während der Vorbereitung.

Dem Vernehmen nach war die Stimmung prächtig, so wie dies bei seinen Kickern stets der Fall sei, sagt Trainer Christoph Schmitt – trotz aller Widrigkeiten in dieser Saison. Auf dem Heimweg vom Faschingsball kam es zu später Stunde jedoch zu einem unschönen Zwischenfall. So geriet ein SVH-Fußballer in eine handfeste Auseinandersetzung, weshalb er die folgende Trainingseinheit aussetzen musste – wegen einer Gehirnerschütterung.

SV Heimstetten widersetzt sich dem sportlichen Gesetz

Diese Episode ist in mancherlei Hinsicht symptomatisch für die Saison des Tabellenletzten, der in der Hinrunde ein ums andere Mal auf die Mütze bekam. Ganze zehn Spiele – 160 Tage lang – blieb der SVH ohne Sieg. Die Zeichen stehen auf Abstieg.

Dabei hat der kleine Club aus dem Münchner Osten nach seinem Aufstieg 2018 die Regionalliga derart aufgewirbelt, dass es fast an die Geschichte der unbeugsamen Gallier erinnert. Denn trotz eines Etats, der im Vergleich zur Konkurrenz kümmerlich wirkt, schaffte der SVH stets den Klassenerhalt und vermöbelte auf dem Weg dorthin auch gefühlt übermächtige Gegner – von Schweinfurt über Burghausen bis hin zur Augsburger Profi-Reserve. Und was das Besondere war: Trainer Christoph Schmitt – Ex-Heimstetten-Spieler und seit 18 Jahren im Verein – ließ seine Elf dabei einen mutigen Angriffsfußball spielen.

SV Heimstetten geplagt von Verletztenmisere

Die Erfolgsstorydes SVH ist umso bemerkenswerter, als der Club stets im Sommer Leistungsträger verlor, die wahlweise den Sprung zum Profi schaffen oder woanders mehr Geld verdienen wollten. Den Abgängen gegenüber standen fast ausnahmslos junge Kicker aus der Region, entweder aus den Nachwuchsschmieden der Münchner Proficlubs oder von unterklassigen Vereinen.

Wieso der Erfolg diesmal ausbleibt? Auf die Frage gibt es zumindest drei Antworten. Erstens war der jährliche Aderlass im vorigen Sommer besonders heftig. Von Moritz Hannemann über Stefan Reuter bis zu Sebastiano Nappo verabschiedeten sich reihenweise Stammkräfte – wobei der Last-Minute-Abgang von Mittelfeldregisseur Sascha Hingerl ausgerechnet zu Türkgücü München das i-Tüpfelchen war. Zweitens schlugen die Neuzugänge diesmal nicht so ein wie früher. Eine Ausnahme war der Ex-Geretsrieder Sebastian Rosina, der sich jedoch im August schwer verletzte – was einen direkt zum dritten und wohl wichtigsten Punkt bringt. Nämlich: eine schier unglaubliche Verletzungsmisere, deretwegen ein halbes Dutzend absoluter Leistungsträger monatelang ausfiel.

SV Heimstetten: Abstieg wohl nicht mehr zu vermeiden

„So etwas habe ich davor noch nie erlebt“, sagt Schmitt über die Vielzahl der Blessuren. Sie führten dazu, dass der SVH zeitweise mit mehreren A-Jugendlichen und quasi ohne Ersatzbank antreten musste – und über Wochen von Niederlage zu Niederlage taumelte. Erst seit Wiederbeginn der Saison im März hat sich die Personallage entspannt. Prompt fährt die Elf erste Erfolge ein, sie kommen aber ziemlich sicher zu spät.

Die Geschichte der unbeugsamen Gallier aus Heimstetten scheint zu Ende zu gehen. „In unserer Situation macht es wenig Sinn, auf die Tabelle zu schauen“, sagt Christoph Schmitt über die Aussichten seines Teams: „Das können wir vielleicht in drei, vier Wochen tun.“ Dann werden die Heimstettner womöglich schon wissen, ob ihnen am Saisonende der K.o. droht – ganz so wie es einem ihrer Kicker nach dem Faschingsball erging. (ps)

Aufrufe: 028.3.2023, 08:43 Uhr
Patrik StäblerAutor