Der SV Ohlstadt ist wieder Bezirksligist – und das nach 17 Jahren. Konstrukteur des Aufstiegs ist Anton Geiger. Zusammen mit Assistent Rudi Schedler war der Coach stets um Weiterentwicklung bestrebt. Der Erfolg war in diesem Ausmaß zwar nicht geplant, ist aber kein Zufall. Geiger hat dem Team einen nicht zu brechenden Willen eingeimpft.
Herr Geiger, wie schaut es in Ihrer Gefühlswelt aus?
Ganz schwierig, so etwas zu greifen. Man ist nach diesen vier Relegationsspielen einfach leer. Man freut sich natürlich, ist aber auch froh, dass alles rum ist. In der Saison wie Relegation waren sämtliche Phasen dabei – Siege, Niederlagen, starke Momente, aber auch nicht so gute. Wir sind daran stets gewachsen und haben es letztlich im Kopf entschieden, weil wir mental stärker waren, oder die Situation besser angenommen haben. Gefühlt haben wir pro Spiel einen Stammspieler verloren, mussten das System umstellen, Akteure auf fremde Positionen stellen. Aber alle haben ihre Aufgabe angenommen.
Wie ging es Ihnen unmittelbar nach Schlusspfiff?
Grundsätzlich war ich gut aufgeräumt. Ich habe viele Sachen gesehen, die einfach funktioniert haben. Rudi Schedler und ich hatten mehrere Matchpläne in der Schublade und je nach Szenario den für uns richtigen herausgeholt. Wir waren die gesamte Relegation sehr gut vorbereitet.
Wie stolz sind Sie auf Ihre Mannschaft?
Brutal stolz! Wo wir hergekommen sind, war keine einfache Situation. Die Schleifmühle Aufstieg ist allein schon geil, aber von der Gefühlslage und der Emotionalität, so etwas über die Relegation mit den vielen Zuschauern und dem ganzen Drumherum zu schaffen, ist noch einmal eine ganz andere Qualität. Diese Erlebnisse sind Erinnerungen für das ganze Leben. Sie werden die Mannschaft tragen und verbinden.
Sie haben schon einmal mit Eberfing eine Aufstiegsrelegation gespielt, jetzt mit Ihrem Heimatverein. Gibt es einen Unterschied?
Ja, das ist noch mal etwas anderes. Ich bin dankbar über die damaligen Erfahrungen. Ist für einen Trainer wichtig, auch mal etwas anderes zu sehen. Aber mit dem Heimatverein vor so einer Kulisse aufzusteigen – das muss man erst mal verarbeiten und sacken lassen.
Man ging in die Saison, um junge Spieler einzubauen und mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. An welchem Punkt erkannten Sie, dass es vielleicht ganz anders ausgehen kann?
Nach dem Heimspiel gegen Geretsried. Da haben wir in der 88. Minute das 2:3 bekommen und das Ergebnis mit purem Willen in der Nachspielzeit noch auf 4:3 gedreht. Da war es für mich erstmals greifbar. Es waren selten souveräne Spiele dabei, aber auch da hat uns der Wille getragen. Letztes Jahr haben wir nur in der Hinrunde überzeugt, danach überhaupt nicht mehr. Doch wir lernten daraus. Wir werden auch weiterhin junge Spieler integrieren. Jetzt genießen wir erstmal, wenn auch nicht lange.
In zwei Wochen geht es schon wieder mit der Vorbereitung los.
Wir müssen schauen, wie es mit den Verletzten und Gesperrten aussieht, dementsprechend den Kader finalisieren. Anfangs werden wir in zwei Gruppen anfangen. Diejenigen, die zuletzt alles runtergerissen haben, werden dosierter anfangen. Einspielen brauchen wir uns nicht. Jeder weiß, was er machen muss.
Auch diverse Ausfälle konnten den SVO nicht stoppen.
Deswegen mussten wir einfach enger zusammenrücken und noch mehr über eine geschlossene Mannschaftsleistung kommen. Der starke Kader konnte die Verluste immer kompensieren. Die Jungen haben gut funktioniert, durch sie haben wir in den beiden letzten Jahren an Qualität zugenommen.
Klaus Zach wurde im Frühjahr vom Flügelsprinter zum Innenverteidiger umfunktioniert und avancierte zum besten Spieler in der Relegation.
Im Endeffekt aus der Not heraus in Penzberg geboren. Aber wir wollten die Dreierkette installieren, weil jede Mannschaft mehrere Systeme beherrschen sollte. Da hat sich herauskristallisiert, dass der Klausi den linken Part übernehmen kann. Plötzlich ist es eine einfache Entscheidung. Als erfahrener Spieler war dann auch der Schritt zum Innenverteidiger in der Viererkette nicht mehr groß. Die Symbiose Zach/Jonas Thümmler ist gelungen, das ist meiner Ansicht nach die stärkste Innenverteidigung in der Kreisliga geworden.
Wie bereiten Sie das Team auf die Bezirksliga vor?
Im Endeffekt nicht anders als bisher. Wir werden den Trainingsrhythmus beibehalten. Etwas zu ändern, mit dem wir den Aufstieg geschafft haben, macht keinen Sinn.
Nimmt der SVO jetzt von Haus aus die Außenseiter-Rolle ein?
Jedes Spiel muss erst gespielt werden. Grundsätzlich liegen uns Teams wie Penzberg, das haben wir schon in Vorbereitungspartien bewiesen. Wenn wir die Leistung vom ersten Spiel gegen Weßling archivieren und mit einer gewissen Regelmäßigkeit wiederholen, brauchen wir uns dort oben nicht zu verstecken. Es gilt, stabiler zu werden, die Schwächephasen zu verkürzen. Dass sich in der Bezirksliga kaum eine Mannschaft hinten reinstellt, macht es für uns prinzipiell einfacher.
Fällt manch ein Spieler noch vom Transferkarussell am Boschet herunter?
Wir haben im Vorfeld schon Gespräche geführt und durch die neue Situation wird das auch weiter so sein. Es kann durchaus passieren, dass noch jemand kommt.
Wieviel Spaß macht es Ihnen, mit dieser Mannschaft zu arbeiten?
Sehr viel. Es ist ein Geben und nehmen. Da ist echt etwas gewachsen. Ich freue mich wirklich auf die nächste Saison.
Welchen Mehrwert bringt Rudi Schedler ein?
Er ist sehr analytisch, bringt als Lehrer viel sehr gut rüber, ist nah an der Mannschaft – für mich die perfekte Ergänzung. Inzwischen sind wir sehr gut eingestellt, brauchen uns nur anzuschauen, um zu wissen, was der andere denkt.
750 Zuschauer stellten eine prunkvolle Kulisse. Ist das in der Bezirksliga wiederholbar?
Klar haben wir jetzt eine gewisse Euphorie ausgelöst, das war auch schön. Aber das wird sicherlich nicht der Ligaalltag werden. Doch: Wir sind im Landkreis wieder eine Hausnummer, haben gezeigt, wozu wir auf und neben dem Platz fähig sind. Der 1. FC und Murnau haben andere Möglichkeiten. Danach aber kommen wir.