2024-05-31T10:52:53.652Z

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Ratingen kann rechnerisch noch aufsteigen.
Ratingen kann rechnerisch noch aufsteigen. – Foto: Sascha Köppen

Ratingen 04/19 hat nur noch minimale Aufstiegschance

Analyse Mitte April verliert Ratingen 04/19 das Heimspiel gegen den Mülheimer FC – und gibt damit erstmals seit fünfeinhalb Monaten den zweiten Tabellenplatz ab. Inzwischen steht der Oberligist nur noch auf Rang vier und damit hinter Aufstiegskonkurrent Uerdingen.

Der Frust im Ratinger Team ist nach der 0:1-Niederlage im Heimspiel gegen den KFC Uerdingen noch nicht ganz verarbeitet. Kein Wunder, denn ausgerechnet auf der Zielgeraden der Oberliga-Saison schwächeln die 04/19-Fußballer und haben nun den Aufstieg in die Regionalliga nicht mehr in der eigenen Hand.

„Klar sind wir enttäuscht, es sportlich nicht geschafft zu haben. Bei einem Unentschieden wären die Karten noch relativ offen gewesen,“ sagt Frank Zilles und fährt fort: „Es ist traurig, dass es nicht geklappt hat, aber in der Rückrunde waren wir nicht mehr so konstant und damit hat sich der komfortable Vorsprung in Luft aufgelöst.“

Schon die 0:6-Abfuhr zwei Wochen zuvor in Schonnebeck hinterließ Spuren – es war die dritte Niederlage in Folge und durch sie rutschten die Ratinger in der Tabelle auf den vierten Platz ab. „Da war die Mannschaft am Boden zerstört und wir mussten sie erst einmal wieder aufrichten und die Köpfe frei bekommen“, erzählt Zilles. Dabei fand der 04/19-Trainer die Leistung nicht so schlimm, wie es das Ergebnis scheinbar widerspiegelt. Zwar lagen die Ratinger schnell mit 0:1 (6.) und 0:2 (19.) zurück, doch Zilles spricht von „zwei billigen Toren“ und betont: „Wir hatten auch ein paar gute Möglichkeiten, haben sie aber vergeben.“ Nach der Pause starteten die Gäste frisch motiviert, doch Zilles bekennt: „Nach dem 3:0 hat keiner mehr an sich geglaubt und wir haben uns aufgegeben.“

Der 3:1-Sieg gegen den FC Büderich erwies sich lediglich als Zwischenhoch. Immerhin kletterte 04/19 auf Rang drei, doch am Ende einer englischen Woche zogen die Ratinger beim VfB Homberg mit 0:2 den Kürzeren und fanden sich danach erneut auf dem vierten Platz wieder. Ein Wellenbad der Gefühle, das im Heimspiel gegen den Aufstiegskonkurrenten KFC Uerdingen vor rund 1300 Zuschauern mit der knappen 0:1-Niederlage seine Fortsetzung nahm.

In den vergangenen Monaten investierten nicht nur die 04/19-Fußballer, sondern auch die Klubverantwortlichen abseits des Platzes viel Energie, um den Aufstieg zu realisieren. Die Regionalliga-Lizenz bekamen die Ratinger ebenso wie der KFC Uerdingen erteilt. „Natürlich. Die Auflagen sind ja verhältnismäßig bescheiden. Man braucht eine Bürgschaft über 35.000 Euro und ein regionalliga-taugliches Stadion“, relativiert Zilles die Hürde, die der Verein problemlos nahm und in puncto Modernisierung der Sportstätte auch von der Stadt unterstützt wird.

Wenig Hoffnung

Der Vorstand hat seine Hausaufgaben also erledigt, die Mannschaft ist an den letzten beiden Spieltagen im Aufstiegskampf jedoch auf Schützenhilfe angewiesen. „Ich bin auch kein Träumer. Wir müssen erst einmal das nächste Spiel gewinnen, um überhaupt noch eine Chance zu haben“, sagt Zilles. Nach Pfingsten wartet die Aufgabe bei den Sportfreunden Hamborn 07, die als Tabellenletzter nur mit einem Sieg die Hoffnung auf den Verbleib in der Oberliga am Leben halten – und dabei auf die Ergebnisse der direkten Kontrahenten schauen müssen.

Wie bereiten sich die 04/19-Fußballer auf die Partie vor? „Ich erwarte eine Mannschaft, die mit Engagement in das Spiel reingeht. Wir möchten uns nicht unseren Ruf verderben“, fordert Frank Zilles einen konzentrierten Auftritt von der ersten Minute an. Mit einem Sieg wahren die Ratinger zugleich ihre minimale Chance, vielleicht doch noch Rang drei zu erklimmen, der in die Regionalliga führt. „Natürlich hat man immer ein Stück weit Hoffnung, aber wir können das nicht beeinflussen. Wir müssen auf uns schauen und uns auf die eigene Leistung konzentrieren“, betont der Chefcoach. Auch deshalb bekommt seine Mannschaft am Pfingstwochenende nicht komplett frei, sondern absolviert zwischendrin noch eine Trainingseinheit. „Die Saison ist erst am 2. Juni vorbei – dann können die Jungs chillen. Bis dahin wollen wir uns verbindlich aufstellen und unserer Sorgfaltspflicht nachkommen“, findet Frank Zilles deutliche Worte und formuliert klare Ziele: „Wir müssen unsere Spielanlage verbessern, wieder zwingender werden, Tore schießen, Chancen kreieren und konsequent verteidigen.“

Trainer und Mannschaft haben also alle Hände voll zu tun. Auch deshalb verschwendet Zilles keinen Gedanken an die Turbulenzen, die in dieser Woche den KFC Uerdingen durchschütteln. „Das ist ein Thema, was langsam nervt. Und davon sind nicht nur wir betroffen, sondern auch andere. Das hat nichts mit dem zu tun, was wir als Sportler definiert haben – Fairness und Vorbild sein.“ Ein ständig wechselnder Vorstand, Sponsorenabsagen und ein drohendes Insolvenzverfahren sowie ein möglicher Punkteabzug sind in diesen Tagen die Schlagzeilen, die den KFC begleiten und im Endspurt der Liga noch Auswirkungen haben könnten.

Für Zilles ein Nebenschauplatz, an den er keine Energie verschwendet. „Wir wollen das sportlich lösen“, sagt er mit Nachdruck und ergänzt: „Wenn es in diesem Jahr nicht klappt, werden wir auch im neuen Jahr eine Mannschaft haben, die an der Spitze mit agieren kann.“ Dann zieht sich der 60-Jährige wieder auf sein Amt als Sportlicher Leiter zurück – so ist zumindest der Plan. Die Suche nach einem neuen Coach läuft und es gibt bereits Gespräche mit „interessantem“ Personal. Das gilt übrigens auch für die Zusammenstellung des Kaders für die neue Saison. „Wir sind in den Planungen, unabhängig von der Liga“, berichtet Zilles und kündigt an: „Die Arbeitspapiere sind für beide Ligen gültig.“

Noch aber liegt der Fokus auf den letzten beiden Spieltagen. Nach der Partie in Hamborn folgt der Saisonabschluss vor eigenem Publikum gegen den SC St. Tönis, der aktuell den zehnten Tabellenplatz einnimmt – und damit jenseits von Gut und Böse ist.

Aufrufe: 019.5.2024, 23:00 Uhr
RP / Birgit SickerAutor