2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Der Trainer als Spieler: Simon Ollert (Mi.) wollte mit seiner Einwechslung dem Spiel der Penzberger noch eine Wendung geben, was aber ohne Erfolg blieb.
Der Trainer als Spieler: Simon Ollert (Mi.) wollte mit seiner Einwechslung dem Spiel der Penzberger noch eine Wendung geben, was aber ohne Erfolg blieb. – Foto: Andreas Mayr

Rabenschwarzer Tag für FC Penzberg: Da zog der Trainer selbst das Trikot an

Aubing kontert Penzberger System

Auf dem Ball ausgerutscht, aus wenigen Metern an die Latte geschossen, den Gegner allein stehen lassen: Penzberg leistetet sich gegen Aubing Fehler. Simon Ollert reagierte.

Penzberg – Die Zuschauer staunten über die letzte Kavallerie der Penzberger. Den Mann mit der Nummer 36 hatten sie bisher noch nicht im Trikot gesehen. Aber Simon Ollert sah an diesem tristen Tag den Zeitpunkt gekommen, auch als Spieler in der Bezirksliga einzugreifen. „Ich habe der Mannschaft versprochen, dass ich für sie da bin und mich auch in schwierigen Zeiten reinwerfe.“ Seine Einwechslung nach 77 Minuten sah der FCP-Trainer als „letzten Hoffnungsfunken“, der aber im Nieselregen des Samstagnachmittags sehr, sehr schnell erlosch. Zehn Minuten später erledigte der SV Aubing mit seinem dritten Treffer zum 3:0 sämtliche Eventualitäten.

Hernach sah man Szenen, die sich in der Bezirksliga eigentlich nie abspielen. Die Aubinger schlenderten Hand in Hand zum kleinen Anhang auf der Bühne, der sich obenrum entblößt hatte und inbrünstig sein Team nach vorne trieb. Da sagt noch jemand, diese Münchner Klubs hätten keine Seele. Im Penzberger Lager hingegen spotteten manche, ihr Team sei gedanklich schon auf der Wiesn gewesen. Nach dem Spiel stand ein Ausflug aufs Oktoberfest an. Simon Ollert bemühte sich gar nicht erst, den enttäuschenden Auftritt zu verbrämen. „Das war unser schwächstes Spiel der Saison“, stellt der Coach klar. Dabei beließ er die Kritik aber auch. Diese Partie taugt nicht zur Panik und nicht zum Überbewerten. „Da war einfach der Wurm drin. Das kann passieren.“ Es sollte halt nur einmal passieren, dass seine Mannschaft einen „Scheißtag“ erwischt, der sich von Minute eins bis 90 durchzog.

Aubing macht es Penzberg schwer

Einen gewichtigen Anteil hatte Gegner Aubing. Die Münchner passten extra ihr System an die Gastgeber an. Simon Ollert hat sie als mutige, früh attackierende junge Truppe kennengelernt. Doch diese Aubinger wussten um die Spielstärken der Penzberger, gingen später drauf, schotteten das Mittelfeld ab, verteidigten sogar mit Fünferkette. „Wie sie’s gemacht haben, war schon stark. Sie haben uns das Leben schwer gemacht“, lobte der 25-Jährige. Nachdem die Penzberger zuletzt immer öfters mit gefälligen Offensivaktionen auffielen, erwartet Ollert weitere Gegner mit defensiverem, gar destruktivem Ansatz. Gegen diese Penzberger war’s somit ein Leichtes, auf Fehler zu warten.

Ollert: „Was die Mentalität angeht, mache ich der Mannschaft keinen Vorwurf.“

Athanasios Savvas, nach kurzem Bayernliga-Intermezzo aus Dachau zurück, schoss den SVA kurz vor der Halbzeit in Führung. In der entscheidenden Phase nach dem Wechsel leistete sich Penzberg vogelwilde zehn Minuten. In denen trugen sich folgende Dinge zu: Zwei Glanzparaden von Torwart Daniel Baltzer, ein Abseitstor der Aubinger nach Eckball des FCP, nur eine Minute später das 2:0 von Artin Shamolli. Er verwertete einen Abpraller, wobei man vergeblich nach Penzberger Verteidigern in der Nähe suchte.

Von außen beobachtete Ollert ungewohnte Schwächen im Passspiel und Aufbau. Und wenn der FC einmal durchkam, lieferte auch die Offensivfraktion Aktionen mit Slapstick-Charakter. Uros Puskas etwa rutschte ein paar Zentimeter vor der Torlinie auf dem Ball (als würde er auf einem Bob reiten) irgendwie noch neben den Kasten. Kollege Ardian Geci schaffte es doch tatsächlich, wenige Schritte vor dem leeren Tor die Latte zu treffen. Passte alles zu diesem rabenschwarzen Tag. Nur eines hielt Ollert seinen Mannen zugute: „Was die Mentalität angeht, mache ich der Mannschaft keinen Vorwurf.“ Es ging einfach nicht mehr.

Aufrufe: 025.9.2022, 16:55 Uhr
Andreas MayrAutor