2024-05-17T14:19:24.476Z

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Hilal-Maroc-Trainer Josef Pfeiffer wird dem Verein im Falle eines Nichtaufstieges nicht erhalten bleiben.
Hilal-Maroc-Trainer Josef Pfeiffer wird dem Verein im Falle eines Nichtaufstieges nicht erhalten bleiben. – Foto: Rocco Bartsch

Pfeiffer: "Dann wird es Hilal-Maroc Bergheim nicht mehr geben."

Der Übungsleiter kündigte im Falle eines Nichtaufstieges seinen Rücktritt an. Damit stünde wohl auch die Existenz des Vereins auf dem Spiel.

Die goldene Möglichkeit hat Hilal-Maroc Bergheim mit dem 2:2 gegen den SC Wißkirchen liegen gelassen. Durch den Patzer des SV Grün-Weiss Brauweiler im Parallelspiel hätte Hilal-Maroc den Aufstieg aus eigener Kraft klarmachen können, doch scheiterte am robust auftretenden Aufsteiger. Sollte in den verbleibenden beiden Spielen eine weitere Überraschung ausbleiben, kündigte Bergheim-Coach Josef Pfeiffer seinen Rücktritt an. Ohne den 66-Jährigen könnte der Verein auseinanderbrechen.

An der harten Zweikampfführung von Wißkirchen abgeprallt

Der Spieltag begann schon außergewöhnlich. Das inzwischen mehrfach verlegte Auswärtsspiel bei der Rhenania Lohn wurde auf den Freitagabend vor dem üblichen Sonntagsspiel angesetzt. Dabei wurde das Heimrecht getauscht, Hilal-Maroc war der neue Gastgeber. Während die Lohner auch mit einer von Gelbsperren belasteten Rumpftruppe anreisten, trat Hilal-Maroc mit der vollen Kapelle an und wies die Gastgeber zur Halbzeit mit 6:0 in die Schranken. Die Rhenania gab in der Halbzeitpause die Partie auf, für Hilal-Maroc Segen und Unglück zugleich: Einerseits erspart man der eigenen Mannschaft weitere 45 Minuten, zum Anderen verpasst man die Möglichkeit, die Tordifferenz wesentlich zu verbessern.

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Für das wie erwartet deutlich anspruchsvollere Duell mit Aufsteiger Wißkirchen unternahm Pfeiffer keine Wechsel in der Startformation, die Intensität aus der Halbzeit in Lohn wird selbst in den meisten Trainingseinheiten überboten.

Der SCW hielt von Beginn resolut gegen den Aufstiegsaspiranten dagegen und erkämpfte sich letztlich einen Punkt. Die Zweikampfführung der Wißkirchener stieß Hilal-Maroc dabei übel auf: "Die Gangart von denen war echt nicht normal. Die haben kein Fußball gespielt. Die haben uns einfach zerstört. Natürlich haben sie gemerkt, dass der "Schiri" mitgespielt hat. Er hat lange versucht, ohne gelbe Karten auszukommen. Die Schiedsrichter haben ja auch ihre Marschroute, wie sie so ein Spiel angehen müssen", schimpfte Bergheim-Trainer Josef Pfeiffer. Sinnbildlich dafür wird Leistungsträger Ilias Afkir nach einem harten Einsteigen mit Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch wohl auch bis auf Weiteres ausfallen.

Doch Pfeiffer stellte gleichzeitig klar, dass man aus dem Schiedsrichter keinen Sündenbock machen möchte: "Den Schuldigen müssen wir bei uns suchen. Wir haben am Ende mit sieben Stürmern gespielt und haben Dinger verpasst, die normalerweise reingehen. Das liegt nicht am Schiedsrichter, das liegt an uns."

Nun sieht sich Hilal-Maroc mit Bezug auf die eigenen Aufstiegsambitionen mit dem Rücken zur Wand. Sollte Brauweiler seine zwei verbleibenden Spiele gewinnen, sind die beiden Aufstiegsränge belegt. Mit alleine sechs Winter-Neuzugängen aus der Mittelrheinliga unterstrichen die Bergheimer jedoch, dass sie sich nicht länger in der Bezirksliga sehen. Doch mit dem TuS Zülpich und eben Brauweiler standen den Aufstiegswünschen schlichtweg noch zwei absolute Schwergewichte im Weg, in jeder anderen Bezirksliga stünde Hilal-Maroc mit seiner Punkteausbeute mindestens auf dem zweiten Rang.

"Dann wird es Hilal-Maroc nicht mehr geben"

Und so wirft man innerhalb des Vereins schon einen resignierenden Blick nach vorne: "Ich denke, es ist vorbei. Ich habe vor der Saison gesagt, wenn wir nicht aufsteigen - in der Winterpause habe ich das nochmal deutlich gesagt - dann ist für mich am Saisonende Schluss", kündigte Pfeiffer seinen Rücktritt an und schob dabei auch wesentliche Konsequenzen für den Verein hinterher: "Ich habe keine Kraft für einen neuen Angriff. Ich glaube, wenn es wirklich so kommt, dass ich nicht mehr weitermache, dann wird es Hilal-Maroc Bergheim nicht mehr geben. Das steht fest. Alle Spieler haben mir gesagt: 'Wenn du nicht mehr hier bist, sind wir weg.'"

Der Knackpunkt fand für Pfeiffer jedoch schon lange vor dem verpassten Sieg gegen Wißkirchen statt. Beim 3:3-Unentschieden beim Horremer SV gab Hilal-Maroc eine Drei-Tore-Führung - trotz zwischenzeitlicher Überzahl - wieder aus der Hand: "Da haben wir alles verspielt", mutmaßte Pfeiffer. Große Vorwürfe möchte der Übungsleiter an seine eigenen Schützlinge trotzdem nicht machen. Vielmehr hebt er die Stärke vom Konkurrenten Brauweiler mit Verweis auf die Neuverpflichtung von Keeper Julian Roloff hervor: "Wir haben auch Brauweiler an die Wand gespielt, nur Brauweiler hat einen Regionalliga-Torwart drin, der hat denen das Spiel gerettet", schwärmte Pfeiffer mit Bezug auf Roloff: "Der ist richtig Gold wert. Das war deren Trumpf."

Nun steht gewissermaßen die Zukunft des Vereins in der Schwebe, die verbleibenden beiden Spieltage tragen dafür enormes Gewicht. Hilal-Maroc muss auf einen Ausrutscher von Brauweiler beim feststehenden Absteiger aus Voreifel (12. Mai) oder bei der Rhenania Lohn (20. Mai) hoffen. Sollte einer der beiden Außenseiter unverhofft doch noch gegen den Tabellenzweiten punkten, stünde ein großzügiges Geschenk aus Bergheim bereit: "Ich werde denen natürlich ein paar Liter (Bier) bieten, auch wenn es 1000 sind, das ist mir egal. Da können sie ein ganzes Jahr lang trinken" versprach Pfeiffer.

Womöglich vermag sich noch der ein oder andere Spieler von etwaigen Bier-Versprechungen besser zu motivieren. Es geht schließlich nicht nur um den Aufstieg, sondern um die Zukunft von Hilal-Maroc Bergheim.

Aufrufe: 07.5.2024, 15:30 Uhr
Markus BeckerAutor