Möhringen verpasst Landesliga

„Vielleicht hat uns die Kulisse etwas zu viel Respekt eingeflößt“, mutmaßte Jäger nach der verpassten Aufstiegschance. Vor rund 1200 Zuschauern sah der Möhringen-Coach, wie seine Elf „nicht so präsent war wie noch im Hinspiel.“ Trotz eines hastigen Beginns verzeichnete der FV in der Anfangsviertelstunde einige Gelegenheiten. Bei der aussichtsreichsten Chance nach einem Freistoß stand die Latte dem 1:0 für die Gäste im Weg. Doch es waren die Gastgeber, die nach 17. Minuten durch Cheick Oumar Coulibaly in Front gingen. Nach einer knappen halben Stunde ließ der Mittelstürmer nach einem Eckball das 2:0 folgen. Die Gäste brauchten fast 20 Minuten, um sich von den Nackenschlägen zu erholen – allerdings nicht ohne vorher noch das 0:3 (39. Minute) zu fangen. Erst kurz vor der Pause legte der FV seine Nervosität ab, „weil wir nichts mehr zu verlieren hatten“, so Jäger. Und tatsächlich: Mohamed Gomina sorgte mit seinem Anschlusstreffer (44. Minute) für einen Hoffnungsschimmer auf Möhringer Seite. Plötzlich fehlte den Gästen auf Grund des Hinspielresultats und der Auswärtstorregel nur noch ein Tor zum Aufstieg.

Das Wissen um das prekäre Ergebnis war beiden Kontrahenten anzumerken. Nach dem Seitenwechsel neutralisierten sie sich, rund um die Strafräume passierte wenig – bis nach etwas mehr als einer Stunde ESV-Verteidiger Markus Schafhäutle mit Rot vom Platz gestellt wurde. Möhringen witterte seine Chance, aus der Überzahl Kapital zu schlagen. „Aber fünf Minuten nach dem Platzverweis waren unsere Pläne schon wieder dahin“, konstatierte Jäger, dessen Elf mitten in die Phase der Neusortierung mit frischem Personal das 4:1 kassierte. „Von diesem Nackenschlag haben wir uns nicht mehr erholt.“ In der Folge blieb den Gästen nichts anderes mehr übrig, als alles nach vorne zu werfen. Die sich daraus ergebenden Räume nutze der ESV fünf Minuten vor dem Schlusspfiff aus und verpasste der Jäger-Elf den finalen Knock-Out.

„Letzten Endes war das Hinspiel entscheidend“, verwies der Trainer des Schwarzwälder Bezirksliga-Vizemeisters auf die Partie am vergangenen Samstag. „Da waren wir viel näher dran am 3:0 als der Gegner am 1:2. Dieser klare Vorsprung hat uns im Rückspiel gefehlt.“ Gleichwohl unterstrich der Coach, dass Südstern Singen kein gewöhnlicher Tabellenzweiter einer Bezirksliga sei: „Die gehen einen anderen Weg als viele andere Vereine. Diese Mannschaft ist nicht aus dem eigenen Nachwuchs organisch gewachsen. Stattdessen wurden Spieler aus höheren Ligen für den schnellen Erfolg verpflichtet.“ Die höhere individuelle Klasse auf Singener Seite und die größere Erfahrung hätten unter dem Strich den Ausschlag gegeben.

So blieb Heinz Jäger die Krönung seiner Zeit beim FV Möhringen verwehrt. Der Coach verlässt den Verein nach fünf Jahren, in denen er aus einem Tabellenzwölften der Kreisliga A einen Beinahe-Landesligaaufsteiger geformt hat. Nach dem bitteren Saisonabschluss gab Jäger seinen Spielern einen letzten Rat mit auf den Weg: „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass dieses Format der Relegationsspiele mit einer solchen Kulisse ein Team womöglich weiterbringt als eine ganze Saison in der Bezirksliga. Diese Erfahrung kann den Reifeprozess einer Mannschaft brutal beschleunigen.“

ESV Südstern Singen – FV Möhringen 5:1 (3:1). Tore: 1:0, 2:0 Coulibaly (17., 29.), 3:0 Peckruhn (39.), 3:1 Gomina (44.), 4:1 Plavci (71.), 5:1 Xani (86.). Bes. Vorkommnis: Rote Karte gegen Schafhäutle (Singen, 66.). SR: Wilke. ZS: 1200.