2024-05-31T10:52:53.652Z

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Auf Marcus John wartet beim KFC Uerdingen viel Arbeit.
Auf Marcus John wartet beim KFC Uerdingen viel Arbeit. – Foto: Jochen Classen

Marcus John muss die Vergangenheit bewältigen

Vier Spieler des KFC Uerdingen sollten trotz laufender Verträge gehen, zwei erhalten eine Chance. Damit geht der neue Trainer Marcus John, dem schlechte Verträge zu schaffen machen, bis an die Grenzen. Wie es weitergehen kann.

Thomas Tuchel war beim FC Bayern München gerade mal zwei Monate als Trainer im Amt, da wurden der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und Sportdirektor Hassan Salihamidzic entlassen. Die beiden hatten Tuchel davon überzeugt, Coach des Rekordmeisters zu werden und mit ihm Pläne geschmiedet. Auf die Frage, was sich aufgrund der Entlassungen für Tuchel ändere, antwortete dieser mit nur einem Wort: „Alles!“

Offiziell ist Marcus John ab dem 1. Juli beim KFC Uerdingen Sportlicher Leiter und Trainer, allerdings hat er die Arbeit bereits Mitte Mai – nach dem Saisonende der Regionalliga, in der er Trainer des 1. FC Bocholt war – aufgenommen. Der Vorstandsvorsitzende Damien Raths hatte ihn im März für diese Aufgaben gewinnen können. Raths wurde inzwischen, allerdings aus anderen Gründen, zum Rücktritt aufgefordert und hat sich zurückgezogen. „Das ist natürlich eine komische Situation gewesen“, sagt John, für den sich allerdings nicht „alles“ geändert hat. Er ist der Sportchef und hat das Sagen, muss seine Wünsche nur wirtschaftlich mit dem Vorstand abstimmen.

John hatte aber nicht nur Wünsche, sondern auch klare Vorstellungen nach der Saison geäußert. Er wollte den Kader umbauen. „Würden wir mit den selben Spielern antreten, würde sich nicht viel verbessern“, argumentierte er. Kein leichtes Unterfangen, denn gleich zwölf Spieler hatten auch Verträge für die kommende Saison. Mit vier Spielern wollte John dennoch nicht weiterarbeiten und die Verträge von Maik Odenthal, Phillip Meißner, Kevin Weggen und Charles Atsina auflösen. Das beklagte deren Spielerberater Roland Mark Braun: „Es ist keinswegs so, dass die Spieler gehen wollen; im Gegenteil, sie wollen bleiben und es besser machen.“ Entsprechend zäh verliefen die Gespräche. Inzwischen hat sich herauskristallisiert, dass keiner bereit ist, einer Auflösung des Vertrags zuzustimmen – trotz möglicher Abfindung.

Klare Linie

Jetzt wagt Marcus John einen Schritt, macht aber zugleich seine rote Linie deutlich: Maik Odenthal und Philipp Meißner erhalten zunächst noch eine Chance, doch für Kevin Weggen und Charles Atsina bleibt die Tür zu. Eine durchaus verständliche Entscheidung, die der Sportchef auch begründet: „Maik Odenthal hat gezeigt, dass er konkurrenzfähig ist, wenn er seinen Körper im Griff hat. Er hat zugesagt, dass er fit aus der Sommerpause kommt.“ Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Sieben Kilo musste er vor einem Jahr abtrainieren. „Und Philipp Meißner will bleiben und sich dem Konkurrenzkampf stellen, aber er weiß, dass wir noch einen Linksfuß suchen.“

Dass Weggen und Atsina keine Chance mehr bekommen, daran lässt John keinen Zweifel. „Bei Kevin hat das nichts mit der sportlichen Leistung zu tun, aber wir müssen das Gesicht der Mannschaft verändern“, sagt der Sportchef. „Kevin und Charles haben gesagt, sie wollten ihre Verträge aussitzen – dann ist das eben so. Bei Atsina kann ich das verstehen.“

Der 34 Jahre alte Stürmer aus Ghana wird wohl kaum noch einen guten Vertrag bei einem anderen ambitionierten Verein erhalten. Dass er vor zwei Jahren geholt wurde, war bereits ein Fehler; dass der Vertrag im vergangenen Jahr verlängert wurde, beweist fehlende Fachkenntnis; dass er um zwei Jahre verlängert wurde, war gar verantwortungslos.

Dass Kevin Weggen seinen Vertrag aussitzen will, dürfte Teil des Vertragspokers sein. Denn sollte der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler ein Jahr ohne Spielpraxis auf der Tribüne verbringen, wären seine Perspektiven äußerst nachteilig.

Dass Marcus John bei Atsina und Weggen die Tür noch einen Spalt öffnet, die Chance ist gleich Null. Zum einen, weil sie ihm beim Neuaufbau der Mannschaft nicht ins Konzept passen, zum anderen, weil dann seine Autorität leiden würde. Nun liegt der Ball bei deren Berater Roland Mark Braun, der einen Schritt machen muss, um seinen Klienten zu helfen.

Aufrufe: 012.6.2023, 22:00 Uhr
Thomas SchulzeAutor