2024-05-31T10:52:53.652Z

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Kapitän, Antreiber und kickender Sportchef: Schwabl jr. übernimmt in Unterhaching viele Aufgaben.
Kapitän, Antreiber und kickender Sportchef: Schwabl jr. übernimmt in Unterhaching viele Aufgaben. – Foto: IMAGO/Sven Leifer
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300 Haching-Spiele: Markus Schwabl im Interview über die Reise vom Talent zum Sportdirektor

Hachings spielender Sportdirektor im Interview

300 Partien für die SpVgg Unterhaching: Routinier Markus Schwabl spricht im großen Interview über die Reise vom Talent zum Sportdirektor.

München – 300 Spiele, über 20 Jahre: Markus Schwabl hat bei der SpVgg Unterhaching alles mitgemacht. In der Jugend dachte er sogar daran, mit dem Fußball aufzuhören. Vom Jungspund zum spielenden Sportdirektor. Haching ist für Markus eine Familie, nicht nur wegen Vater und Präsident Manni Schwabl. Im Interview mit dem Münchner Merkur und der tz spricht der 33-Jährige über eine wilde Reise.

Markus Schwabl, gegen Dresden haben Sie ihr 300. Spiel für Haching absolviert. Eine lange Reise, die nicht immer einfach war.
Als ich 2001 hierhin gewechselt bin, hat Haching noch in der Bundesliga gespielt, da war man schon stolz. Allerdings wusste ich damals auch noch nicht, was für harte Jahre vor mir liegen. Jetzt, 23 Jahre später, kann ich sagen: Es hat sich zu einhundert Prozent gelohnt. Haching ist für mich Familie. Mit 16, 17 Jahren hat man natürlich von der Bundesliga geträumt. Das Oberhaus würde ich im Nachgang allerdings nicht gegen die Zeit in Unterhaching eintauschen wollen.
Was für Rückschläge gab es?
Der Übergang von der U14 in die U15 zum Beispiel. Als Hans Reitinger mir gesagt hat, dass ich nicht übernommen werde und in die C3 muss. Ich wollte in Haching aufhören, war schon in Otterfing beim Training. Eigentlich wollte ich nie wieder Richtung Haching fahren. Durch einen Zufall hat Manni Hans Reitinger beim Pass abholen getroffen. Nach einem persönlichen Gespräch mit dem Trainer habe ich dann verstanden: Entweder du greifst jetzt richtig an oder du lässt es sein. Ich war in der Jugend mal ein Jahr verletzt, es gab viele Trainer, die kein allzu großer Fan von mir waren. Ich habe daran gedacht, mit dem Fußball aufzuhören. Zum Glück habe ich das nicht gemacht.

„In 15 Monaten fünf Trainer.“

Markus Schwabl über seine Zeit bei 1860.

Wie schwer war der Übergang zu den Profis?
In der Vorbereitung unter Ralph Hasenhüttl habe ich es anscheinend ganz ordentlich gemacht. Im ersten Jahr hatte ich direkt meine ersten Startelfeinsätze. Bis dann Klaus Augenthaler kam und ich fünf Monate lang keine Sekunde gespielt habe. Ich weiß bis heute nicht warum. Das würde ich ihn sehr gerne mal bei einem Weißbier fragen. Damals hatte ich zu viel Ehrfurcht und habe mich nicht getraut zu fragen, ob er mich eigentlich verarschen will (lacht).
Der Durchbruch kam dann nach der Augenthaler-Zeit?
Mit Heiko Herrlich ging es wieder in eine sehr gute Richtung, er hat mich unheimlich gepusht. Ich stand damals kurz vor einem Wechsel in die Bundesliga zu Kaiserslautern. Der Wechsel hat sich leider zerschlagen, weil der Trainer dort entlassen wurde. Es gab viele Höhen und viele Tiefen. Der Ausrutscher zu Sechzig natürlich (lacht), der dann mit die schönste Zeit in meiner Karriere war. In 15 Monaten fünf Trainer. Es war super lehrreich und ich habe viele Menschen kennengelernt, mit denen ich heute noch Kontakt habe.

„Das Gehaltsthema war in Haching für mich nie die treibende Kraft. Ich spiele hier nicht wegen des Geldes.“

Markus Schwabl

300 Spiele – denkt man sich da: Ich bin alt geworden, oder: für mein Alter bin ich noch erstaunlich fit.
Beides. Ich denke mir: Wie viele Jahre macht es noch Sinn? Zwei Jahre sind schon noch im Tank. Auf der anderen Seite, für meine 34 Jahre... spritzig ist vielleicht übertrieben, aber ich bin noch gut im Saft (lacht). Durch die Doppelfunktion gibt es natürlich viel Stress, die Nächte sind extrem kurz. Man muss sich unheimlich gut organisieren, was nie meine größte Stärke war. Aber jetzt bin ich voll drin, es macht verdammt viel Spaß.
Präsident Schwabl hat gesagt, dass Sie Ihren Vertrag mit sich selbst aushandeln können, solange Sie nicht das Gehaltsgefüge sprengen. Wie laufen die Verhandlungen?
Zurzeit bin ich mit mir sehr im Reinen (lacht). Das Gehaltsthema war in Haching für mich nie die treibende Kraft. Ich spiele hier nicht wegen des Geldes. Solange ich merke, dass ich der Mannschaft noch etwas geben kann, stehe ich gerne weiter auf dem Platz.

„Nach 18 Jahren wieder zwei Derbysiege in einer Saison, schöner geht es nicht.“

Markus Schwabl über die Siege gegen 1860.

Am Anfang der Saison wurde Haching als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt, doch der Klassenerhalt war mehr als souverän. Also sind Sie zufrieden?
Wir hatten zwei Hauptziele: nicht absteigen und junge Spieler integrieren, hier wollen wir Vorreiter sein. Mit der Saison können wir sehr zufrieden sein. Bei der Frage nach dem ersten Absteiger wird gerne der Verein mit dem geringsten Etat und dazu einem außergewöhnlichen Weg genannt. Aber ich denke, man sieht, dass nur alte Spieler, die einen Haufen Geld verdienen, auch nicht das Allheilmittel sind.
Zwei Highlights der Saison waren sicherlich die Derbysiege gegen 1860. Wie gut hat das getan?
Sehr gut. Der ganze Verein hat sich danach gesehnt, diese zwei Spiele zu gewinnen. Die Bilder von den letzten Niederlagen waren bei mir noch im Kopf. Der Fallrückzieher von Sascha Mölders im Grünwalder Stadion und dann noch mal Mölders in der Nachspielzeit vor der Auswärtskurve im Sportpark. Wenn du Haching liebst, bleibt so etwas hängen. Daher war es mir eine absolute Freude, die Spiele zu gewinnen. Nach 18 Jahren wieder zwei Derbysiege in einer Saison, schöner geht es nicht.

Derbysiege gegen den Ex-Verein: Markus Schwabl im umkämpften Duell mit Löwe Fabian Greilinger.
Derbysiege gegen den Ex-Verein: Markus Schwabl im umkämpften Duell mit Löwe Fabian Greilinger. – Foto: IMAGO

„Der Hundling ist so spritzig. Da dachte ich mir oft: Den musst du dir jetzt eigentlich kaufen. Der nächste Gedanke war dann: Geht nicht, wir brauchen ihn am Wochenende.“

Marus Schwabl über Aaron Keller.

Spieler wie Aaron Keller oder Maurice Krattenmacher haben noch mal einen Sprung gemacht. Als Mitspieler hätten Sie die beiden vermutlich gerne weiter im Team – aber wie blicken Sie als Sportdirektor auf die Situation?
Aaron hat sich phänomenal entwickelt und hat super Statistiken. Maurice hat ein bisschen Eingewöhnungszeit gebraucht, was aber normal ist. Wenn du seine Dynamik mit dem Ball siehst, wird’s mir himmelangst. Es ist natürlich ein Traum, solche Spieler in den eigenen Reihen zu haben. Die Frage ist: Willst du als Haching solche Spieler für immer halten? Da sage ich ganz klar nein. Es spricht für uns, wenn das nächste Talent den Sprung schafft. Und natürlich sind wir auch auf Transfererlöse angewiesen. Dahinter stehen schon drei, vier neue Talente parat.
Wie oft wollten Sie im Training zur Grätsche ansetzen, wenn die jungen Spieler Sie ausgetanzt haben?
Beim Aaron sehr oft. Der Hundling ist so spritzig. Da dachte ich mir oft: Den musst du dir jetzt eigentlich kaufen. Der nächste Gedanke war dann: Geht nicht, wir brauchen ihn am Wochenende (lacht).

„Ein Großteil der Mannschaft fliegt wieder nach Mallorca. Ich bin leider nicht dabei.“

Markus Schwabl über den Saisonabschluss.

Manni Schwabl hat bestätigt, dass es Gespräche hinsichtlich einer Kooperation mit dem FC Bayern im Bereich der Talentförderung gibt. Spricht es auch dafür, wie sehr Haching mittlerweile als Talente-Plattform wahrgenommen wird?
Nach wie vor gibt es zu der Thematik nichts zu vermelden. Aber grundsätzlich ist es eine große Wertschätzung und eine absolute Bestätigung unseres Weges. Ich glaube, es wird gesehen, dass wir Talente nicht nur alibimäßig reinwerfen, sondern auf sie bauen und sie entwickeln. Unser Weg funktioniert und daher werden wir ihn auch in Zukunft verstärkt weitergehen.
Nach dem Aufstieg hat sich das Team „drei Tage auf Malle die Birne vollgesoffen“, das Zitat stammt von Patrick Hobsch, der mit Anzeigetafel im Bierkönig zu sehen war. Gibt es nach der erfolgreichen Saison die Wiederholung?
Ein Großteil der Mannschaft fliegt wieder nach Mallorca. Ich bin leider nicht dabei, ich bin beim Cordial Cup in Kitzbühel. Da haben sich meine Prioritäten ein bisschen verschoben, Jugendturnier mit meiner Familie statt Bierkönig (lacht). (Interview: Nico-Mariius Schmitz)

Aufrufe: 018.5.2024, 15:36 Uhr
Nico-Marius SchmitzAutor