2024-05-17T14:19:24.476Z

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Fabian Nellen ist gespannt, wie die Regel ausgelegt wird.
Fabian Nellen ist gespannt, wie die Regel ausgelegt wird. – Foto: Sascha Köppen

Kapellen und die Rätsel um den zweiten Platz

In der Landesliga ist der VfB Hilden II dem SCK dicht auf die Pelle gerückt. Doch die Hildener sind nicht aufstiegsberechtigt.

Vor dem Start in die Landesliga schien alles so einfach zu sein. Steigt nur eine Mannschaft aus dem Zuständigkeitsbereich des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) aus der Regionalliga ab, wonach es aktuell aussieht (SSVg Velbert), dürfen drei Landesligisten hoch in die Oberliga. Neben den Meistern der beiden Gruppen ermitteln die beiden Tabellenzweiten in zwei Entscheidungsspielen den dritten Aufsteiger. Gut für den Fußballkreis Grevenbroich/Neuss: Lange sah es so aus, als wäre der SC Kapellen in Gruppe 1 ein gesetzter Kandidat für diese Aufstiegsspiele. Doch weil ausgerechnet der VfB Hilden II nach einer bislang außergewöhnlich starken Rückrunde den Kapellenern vier Spieltage vor Schluss bis auf drei Punkte auf die Pelle gerückt ist, ist auf einmal gar nichts mehr einfach in Sachen Oberliga-Aufstieg. „Bei uns kann sich niemand daran erinnern, dass es schon mal so eine Sachlage gab“, erklärt der Mönchengladbacher Thomas Klingen, Staffelleiter der Landesliga-Gruppe 1. Nächste Woche soll bei einem Treffen der Kommission Spielbetrieb des FVN für Klarheit gesorgt werden.

Was die Sache nun so verkompliziert, ist, dass die Hildener Reserve mit Blick auf des Restprogramm im Vergleich zu Kapellen realistische Chancen hat, die Saison als alleiniger Zweiter vor dem SCK auf Rang drei oder punktgleich mit dem SCK auf den Rängen zwei oder drei abzuschließen, aber auf keinen Fall in die Oberliga aufsteigen darf. Denn dort kickt schon die eigene Erstvertretung. So läge es eigentlich nahe, dass Kapellen in diesem speziellen Fall die Chance bekäme, um den Aufstieg zu spielen. Doch so simpel ist es dann offenbar doch nicht. Denn als sich der Verband vor der Saison entschloss, dass bei wichtigen Entscheidungen (Aufstieg/Abstieg) von der Oberliga bis zur Kreisliga C Entscheidungsspiele statt Torverhältnis oder direkter Vergleich ausschlaggebend sein sollen, hatte offenbar niemand auf dem Radar, dass die sich nun anbahnende Konstellation in der Landesliga mit einer nicht aufstiegsberechtigten Mannschaft auf einem zweiten Platz eintreten könnte.

Regelauslegung wird geprüft

Sollte Hilden II tatsächlich noch die Vizemeisterschaft holen, scheinen die Chancen für den SCK schlecht zu stehen, gegen den Zweiten der anderen Landesliga-Gruppe noch um den Aufstieg spielen zu dürfen. „Man kann auf nichts verzichten, worauf man kein Anrecht hat“, beschreibt Thomas Klingen das Dilemma mit Blick auf Hilden. Danach könnte Kapellen nicht nachrücken und der Vizemeister der anderen Gruppe würde neben den beiden Meistern direkt aufsteigen. „Wobei das noch nicht abschließend geklärt ist, das soll im Lauf der nächsten Woche besprochen und dann mit Hilfe unserer Rechtsexperten wasserdicht gemacht werden“, sagt Thomas Klingen. Klar wäre der Fall laut Klingen übrigens, wenn eine aufstiegsberechtigte Mannschaft Zweiter und auf die Aufstiegsspiele verzichten würde. Dann würde eben auch der andere Vizemeister direkt aufsteigen und nicht der Dritte für die Entscheidungsspiele nachrücken. Gut möglich, dass sich die Funktionäre daran orientieren.

Skurril könnte es zudem werden, wenn es zu einer Punktgleichheit käme. Denn dann könnte der VfB Hilden II darauf bestehen, gegen Kapellen um den zweiten Platz zu spielen, obwohl er im Falle eines Erfolges nicht weiter um den Aufstieg spielen dürfte. Umgekehrt würde das für den SCK im Erfolgsfall eine nochmalige Saisonverlängerung bedeuten, denn danach würden die Partien gegen den Vizemeister der Gruppe 2 folgen. „Das hätte doch schon vorher festgelegt werden müssen, zumal Hilden II schon vorige Saison Vizemeister geworden ist und damit das Szenario nicht so unwahrscheinlich war“, meint Kapellens Trainer Fabian Nellen mit Blick auf die Gesamtproblematik. Ihn stört die unsichere Lage in mehrerlei Hinsicht stört. „Einerseits ist es schwer, in die nächsten Spieltage zu gehen, wenn man nicht weiß, wo man dran ist. Andererseits können meine Spieler und wir im Trainerteam nicht unsere Urlaube planen, wenn wir nicht genau wissen, wie lange die Saison geht.“ Wobei die mögliche Saisonverlängerung nicht spezifisch mit Hilden II zu tun hätte, dazu käme es auch bei Punktgleichheit mit jedem anderen Team, es sei denn, der Gegner verzichtet. Das könnte freilich auch Hilden machen.

Wobei die Kapellener einen Vorteil haben, schwereres Restprogramm mit dem Derby in Jüchen und dem Duell daheim gegen Tabellenführer Monheim hin oder her. Bei drei Punkten Vorsprung auf Hilden II haben sie noch alles in eigener Hand, könnten mit vier Siegen alle Diskussionen erledigen. Vielleicht ist bei aktuell sechs Punkten Rückstand auf Monheim dann sogar noch die Meisterschaft drin. Weiter geht’s am Sonntag mit dem Heimspiel gegen das bereits als Absteiger feststehende Tabellenschlusslicht SC Düsseldorf-West. Hilfreich für die Kapellener ist, dass sie im Saisonendspurt bis auf den verletzten Kapitän Robert Wilschrey weitgehend auf ihren starken Kader zurückgreifen können. Kürzlich ist auch der länger ausgefallene Torwart Jan Pillekamp zurückgekehrt. „Es bringt nichts, zurückzuschauen und irgendwelchen vergebenen Punkten nachzutrauern. Wir müssen unsere kommenden Aufgaben erledigen“, betont Fabian Nellen, der übrigens nächste Saison ligaunabhängig in Kapellen weitermacht. „Darauf haben wir uns schon vor einigen Wochen verständigt.“

Aufrufe: 07.5.2024, 14:00 Uhr
RP / David BeinekeAutor