Am Dienstag hat sich das „Bündnis Zukunft TSV 1860 München“ rund um Hauptsponsor Martin Gräfer vorgestellt. Mitmachen ist angesagt.
München – Den wohl entscheidenden Satz sagte Martin Gräfer, Vorstand von Hauptsponsor „Die Bayerische“, als die Vorstellung der neuen Allianz ,Bündnis Zukunft 1860’ schon kurz vor dem Ende war. „Wir sind keine Heilsbringer, wir haben nicht Harry Potters Zauberstab. Von uns sind keine Wunder zu erwarten, aber das hindert uns nicht daran, diesen Weg zu gehen.“
Welchen Weg das Lebensmitglied des TSV 1860 München meint, verrieten er und einige Mitstreiter im Rahmen einer gut einstündigen Online-Konferenz. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das neue Bündnis.
Sportlich in der Bedeutungslosigkeit der 3. Liga versunken, vereinspolitisch zerrissen wie nie, ausgebremst von zwei sturen Gesellschaftern – ein paar Unterstützer des TSV 1860 wollen so nicht weitermachen. Anton Hiltmair, Chef des Sponsors „Wohnen & gut leben“ (Partner seit 2022), drückt es so aus: „Es geht darum, mit Herz und Verstand etwas anzugreifen.“ Ideen sollen gesammelt werden, wie der tief gefallene Kultclub wieder nach vorne gebracht werden kann, auch und vor allem zwischenmenschlich. „Beleidigungen hat keiner verdient, egal was die letzten Jahre gelaufen ist“, sagt der Immobilien-Unternehmer: „Unser Grundsatz ist, dass alle an einem Strang ziehen, denn über Streitereien ist man noch nie weitergekommen.“ Hiltmair betont: „1860 ist mehr, 1860 kann mehr – und 1860 muss wieder auf einer neutralen Basis zueinanderfinden.“
Nach eigener Auskunft haben sich bisher mehr als 100 Fans und Sponsoren zusammengetan. „Überparteilich“, wie es heißt. Jeder sei willkommen, sich einzubringen. Bester Beweis: Als Herzblutfan Oskar Dernitzky, einer von 30 Zuhörern, Zweifel anmeldete, ob sich bei 1860 ein Gemeinsinn herstellen lässt, verbunden mit seinen besten Wünschen, kam von Gräfer die Aufforderung: „Nicht Daumen drücken ist angesagt, sondern mitmachen!“
„Wir sind keine Opposition zu irgendwas“, stellt Gräfer klar, und man sei auch keinem der beiden Lager zuzurechnen. Überraschend deutlich betont der langjährige Vorstand des Hauptsponsors: „Wir stehen zur Satzung – und explizit auch zu 50+1. In unserem Bündnis hat Politik keinen Platz.“ Gräfer spricht von einem „United 1860“. Ein weiteres Ziel sei, die Stadionfrage zu lösen, die der bekennende Fan von innerstädtischen Lösungen als „Achillesferse“ bezeichnet. Mit seiner Vision, in Giesing einen virtuelles Fußballtempel zu schaffen („25 000 Fans vor Ort, 100 000 weltweit mit einer Virtual-Reality-Brille“), erntete er erstaunte Blicke.
Gleichzeitig berichtete Gräfer von einem Stadiontrip zum FC Liverpool, wo ihn ein britischer Fan mit den Worten begrüßt habe: „Einmal Löwe, immer Löwe!“ Gräfer: „Da geht einem das Herz auf. 1860 hat nach wie vor einen unglaublichen Donnerhall, steht aber an einer Wegscheide: Findet man sein Zuhause in den unteren Ligen und stellt sich regional auf oder kann man die Marke weiter deutlich aufbauen und nach vorne bringen?“ Wohl kein Zufall, dass ein weißblauer Ball im Zentrum des Bündnis-Logos steht – der Fußball soll bei 1860 ab sofort wieder in den Mittelpunkt rücken.
Seitens einiger e.V.-Hardliner wird befürchtet, dass hinter dem neuen Bündnis ein verkapptes „Team Profifußball 2.0“ stecken könnte. Zur Erinnerung: Eine Riege ambitionierter Löwen um Sturmidol Bernhard Winkler drängte 2018 geschlossen in den Verwaltungsrat, scheiterte aber kläglich. Auf Dernitzkys Frage, ob das Bündnis auch die Neuwahl des Verwaltungsrats Mitte 2024 im Blick habe, sagte Hiltmair: „Stand heute ist das überhaupt kein Thema. Und wir wollen auch keine Leute ins Boot holen, die einen Job suchen. Wir sind alle in unseren Firmen gut ausgelastet und wollen mit dieser Plattform einfach zu einem Neuanfang beitragen.“