2024-06-03T07:54:05.519Z

Spielbericht
Gratulation an den TSV Murnau zum Aufstieg in die Landesliga
Gratulation an den TSV Murnau zum Aufstieg in die Landesliga – Foto: Andreas Mayr

Historische Meistersause – TSV Murnau nach 43 Jahren zurück in der Landesliga

4:0 in Landsberg

Durch einen Sieg in Landsberg konnte der TSV Murnau die Meisterschaft klarmachen und geht damit nächste Saison wieder in der Landesliga an den Start.

Landsberg – Im Moment des Triumphs verschmolzen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Helden von früher herzten die Helden von heute. Die Drachen von morgen tränkten ihre Vorbilder in Spezi, Bier und allen Flüssigkeiten, die sonst noch so aufzutreiben waren. An diesem Samstag in Landsberg stieg nicht nur eine Mannschaft auf. Ein ganzer Verein hievte sich nach 43 Jahren empor in die Landesliga und wollte jede Millisekunde auskosten.

Man wird sehr lange über den Tag sprechen, an dem der TSV Murnau seinen Masterplan perfektioniert hat. Als die Verantwortlichen einmal anfingen mit der Idee von einem Jugendzentrum, vor über zehn Jahren, belächelte man sie. Nun steht da ein Koloss von einer Jugendschmiede mit einem Aushängeschild vorne dran.

Der TSV Murnau bewies im großen Finale der Bezirksliga, warum er so anders ist als die anderen. Acht Fußballer mit 20 Jahren oder weniger in der Startelf. Der Älteste gerade 26. Die meisten aus dem eigenen Nachwuchs. So traumwandelten die Drachen in die Landesliga – und weit mehr als 300 Fans in Grün und Schwarz tanzten schockverliebt mit diesen Teufelskerlen. Nicht einmal ein Seitenblick gen Bad Heilbrunn (dort trat Verfolger Aubing an) war nötig. 4:0 gewann der TSV sein letztes Saisonspiel.

Von Anfang bis Ende präsentierten sich die Landsberger als eindrucksvolle Gastgeber des historischen Tages. Das fing bei Kleinigkeiten an wie freiem Eintritt für die Busfahrer des Fan-Trosses, gipfelte in einer Meistersause, bei der sie DJ und Freibier für Murnau stellten, und weitete sich zur Überraschung aller selbst aufs Sportliche aus. Bei den beiden ersten Toren der Murnauer flutschte der Ball durch die Handschuhe von Torwart Pascal Ströhl. „Am Ende spielt es keine Rolle, wie die Tore fallen“, hielt Coach Martin Wagner fest. Zu den vielen Fußballerweisheiten gehört die mit dem Glück, das einen zum Aufsteigen geleiten muss. Wenn sich einer die Portion Dusel verdient hatte, dann Roman Trainer, der Schütze des 1:0, das bereits einen Platzsturm der Murnauer zur Folge hatte. „Er hat es sich so krass verdient“, sagt Wagner. Der Treffer nach 22 Minuten wirkte wie ein reinigendes Gewitter. Hinweg flossen die Ängste, die Sorgen, die „innere Anspannung“, die TSV-Delegationsleiter Jürgen Hornung bei sämtlichen Bus-Insassen davor ausgemacht hatte. Nur der Trainer, der sich selbst einen Pessimisten nennt, warnte in der Halbzeit. Mit dem 3:0 von Phillip Mühlbauer war auch er beruhigt.

Die Spieler des TSV Murnau beim Torjubel
Die Spieler des TSV Murnau beim Torjubel – Foto: Andreas Mayr

Hinter seinem Rücken begannen sie, die Meisterfeier zu inszenieren. Sie schleppten die Sektflaschen heran. Auch die Meistertrikots, auf denen ein jubelnder Georg Kutter, die Identifikationsfigur des Klubs, zu sehen ist. Untertitel: „Allein stark, gemeinsam unschlagbar.“ Das trifft die Magie dieses Teams präzise, das mehr ist als die Summe seiner Einzelteile – und jedes davon ein überragender Individualist. Am Dienstag hatte sich die Mannschaft noch selbst eine Geste für das Ende überlegt. Sie wollte Felix Schürgers lobpreisen, den Letzten der alten Generation, die Brücke vom Damals ins Jetzt. Vor sechs Jahren, als Murnau am Abgrund zur Kreisklasse stand, hatte der Torwart am Abend vor dem entscheidenden Relegationssieg in Uffing noch T-Shirts drucken lassen. Als einer der wenigen sah er selbst an diesem Tiefpunkt die goldene Zukunft heraufziehen. „Ich hab’ geglaubt, in fünf Jahren spielen wir Landesliga“, sagt er. Es dauerte sechs. Wenige Minuten vor Ende betrat Schürgers das Feld, eineinhalb Jahre nach seinem Kreuzbandriss. Unter den vielen emotionalen Momenten war dieser der Kulminationspunkt. Alles, was danach folgte, war grün-weiße Ekstase – oder wie es Wagner ausdrückte: „Die Jungs sind einfach Weltklasse.“ (am)

Aufrufe: 021.5.2024, 14:07 Uhr
Andreas MayrAutor